Maskenpflicht: "Am Donaukanal fühlte man sich teilweise wie in der Disko"
Spätestens seit der Pandemie ist der Donaukanal vielen Wienern fast heilig.
Hier genießen am letzten Tag vor der Maskenpflicht Menschen ihr Mittagessen in der Sonne. Vier Männer fischen, die Wände unter den Brücken werden zum Sprayen oder Bouldern genutzt. Vorbei laufen Jogger. Es sind Radfahrer, Mütter mit Kinderwägen oder Hundebesitzer unterwegs. Das Wetter ist schön, für einen Mittwochnachmittag ist recht viel los.
Doch das könnte sich bald ändern.
Denn - besonders seit die Lokale und Diskos Corona-bedingt geschlossen sind - treffen sich am Kanal, aber auch am Karlsplatz, am Stephansplatz oder am Maria-Theresien-Platz teils Tausende junge Erwachsene und Jugendliche.
Für sie wurden noch vor Kurzem extra Mistkübel und Toiletten organsiert. Doch nun erlaube das Infektionsgeschehen und die Lage in den Spitälern solche Szenen nicht mehr, heißt es von der Stadt.
Mittwochmittag wurde deswegen ab Donnerstag eine FFP2-Maskenpflicht am Donaukanal, am Stephansplatz, am Karlsplatz einschließlich Resselpark, am Maria-Theresien-Platz sowie am Schwedenplatz verkündet. Sie soll vorerst bis zum Ende der "verlängerten Osterruhe" am 10. April gelten.
Aber nicht nur für die feiernden Jugendlichen - sondern für alle, die an diesen orten ihre Freizeit genießen, Sport betreiben oder vielleicht den Platz einfach nur passieren.
Am letzten Nachmittag vor der Maskenpflicht sah man am Kanal oder am Stephansplatz keine feiernden Jugendlichen. Sonnenanbeter, Spaziergänger, Jogger, Fischer oder Menschen, die ihre Mittagspause genossen waren aber zu Hauf unterwegs.
"Ich bin oft am Kanal und habe die Menschenmassen gesehen, ich kann es also verstehen, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden", sagt da etwa die 26-jährige Studentin Nina, die sich am Kanal mit einer Freundin getroffen hat. Teilweise habe man sich im Sommer hier wie in einer Disko gefühlt.
Wenn hier eine Maskenpflicht kommt, werden die Menschen halt in den Prater oder auf andere Plätze ausweichen, glaubt sie. "Ich werde dann jedenfalls nicht mehr hier her kommen", sagt ihre Freundin.
Auch Sportler betroffen
Dass sich die Maßnahmen nicht nur gegen Feiernde richten, sondern auch Radfahrer oder Jogger treffen, verstehen die beiden: "Es muss eben für alle gelten". Da wiederum widerspricht ihnen nur wenige Meter weiter der Pensionist Peter Unterweger.
Der 81-jährige sitzt mit seiner Frau in der Sonne und erzählt, dass er gerne mit dem Rad am Kanal fährt: "Wenn ich alleine unterwegs bin, ist das in meinen Augen totaler Schwachsinn. Wenn es aber Ansammlungen gibt, macht das Sinn", sagt er. Auch ein Fischer meint, dass er sich weigern werde, ein Maske aufzusetzen, wenn er alleine am Ufer steht - die Jugendlichen seien aber selbst schuld, sagt er. Sie hätten einfach keine Abstände eingehalten.
Für Junge sei es eben schwer, erklärt die 21-jährige Lena, die in ihrer Mittagspause ebenfalls mit einer Freundin am Wasser sitzt. "Wir Studenten sind es gewohnt draußen zu sein". In den besten Jahren auf soziale Kontakte zu verzichten sei nicht einfach - auch wenn es eben nötig sei.
Deswegen befürchtet auch sie, dass die Maßnahme nach hinten losgehen wird: "Die Leute werden sich eben wieder daheim treffen, die Zahlen werden steigen", sagt sie. Sie selbst werde jedenfalls nicht mehr zum Kanal kommen: "Ich bin froh den letzten Tag bei diesem Wetter noch genießen zu können", sagt sie.
Lange Schlangen vor dem Lockdown
Während die einen ihre letzten Sonnenstunden ohne Maske am Kanal verbrachten, bildeten sich in der Innenstadt Schlangen vor den Geschäften, die ja auch am Donnerstag schließen. Am Graben reihten sich die Menschen mit Eis oder Köstlichkeiten von Meinl auf den Bänken aneinander. Masken tragen hier am Mittwoch die wenigsten. Am Stephansplatz sieht sich Florian Steiner das Treiben an.
Am Graben und in der Mariahilfer Straße bildeten sich teilweise Schlangen
Am Graben und in der Mariahilfer Straße bildeten sich teilweise Schlangen
Am Graben und in der Mariahilfer Straße bildeten sich teilweise Schlangen
Am Graben und in der Mariahilfer Straße bildeten sich teilweise Schlangen
Am Graben und in der Mariahilfer Straße bildeten sich teilweise Schlangen
"Eine Maskenpflicht im Freien ist lächerlich - in der Arbeit darf ich alles, aber in der Freizeit nichts", beschwert er sich. Vor allem verstehe er nicht, warum es ausgerechnet am Stephansplatz eine Maskenpflicht geben wird, um die Ecke, am Graben, aber nicht mehr. "Das ist alles nicht mehr gerechtfertigt", meint er.
Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat bereits angekündigt, dass die Maskenpflicht auch auf weitere Orte ausgedehnt werden kann, sollten sich dort auch Gruppen bilden. Schilder an den Plätzen sollen ab Donnerstag auf die Tragepflicht hinweisen, die Polizei wird – gemeinsam mit dem Büro für Sofortmaßnahmen des Magistrats – in Schwerpunktkontrollen vor Ort sein.
Wer sich nicht an die Regelung hält, soll zunächst mit Gesprächen überzeugt werden. Hilft auch das nichts, kann die Polizei ein Organmandat ausstellen. Ludwig rechnet jedoch nicht mit vielen Verstößen: „Das Tragen von Masken funktioniert bereits seit Längerem auf 20 Wiener Märkten, die Besucher dort sind sehr diszipliniert“, betont der Stadtchef gegenüber dem KURIER.
Wohin die Menschen bei Frühlingswetter ausweichen und ob die Maskenpflicht wirkt, wird man erst in einigen Tagen beurteilen können. Stimmen die Ankündigungen der Sonnenanbeter, dann wird zumindest der Donaukanal ab Donnerstag menschenleer sein.
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