Maria-Theresien-Platz: Neuer Konfliktort zwischen den Museen
Was der Donaukanal und der Karlsplatz bereits sind, wird nun auch der Maria-Theresien-Platz: ein Ort mit Konflikten um junge Menschen, die sich dort zum Feiern treffen.
Die Partys werden dort zunehmend zum Problem: Vergangene Woche wurden am Rasen „Betreten verboten“-Schilder aufgestellt – wegen Glasscherben und eines allgemeinen Müllproblems. Allerdings ohne Effekt: Die Wiesen sind nach wie vor voll. Mit Müll. Und mit Menschen.
Am Montag wurde zum wiederholten Male das Maria-Theresien-Denkmal besprüht. Noch diese Woche will die Burghauptmannschaft, ihres Zeichens Eigentümerin des Platzes, die Schmierereien entfernen. Dafür wird das Denkmal mit einem 1,50 Meter hohen Bauzaun abgesperrt. Davon erhofft man sich, ein weiteres mit den Partys zusammenhängendes Problem in den Griff zu bekommen: das Erklimmen des Denkmals.
Es gehe dabei um den Schutz aller Besucher des Platzes, sagt Christian Gepp von der Burghauptmannschaft. Weder wolle man, dass sich tagsüber am Rasen spielende Kinder an Scherben schneiden. Noch, dass Alkoholisierte vom Denkmal stürzen.
Nun wird auch die Stadt aktiv: Ab dem ersten Juli-Wochenende wird sich eines ihrer Awareness-Teams (die auch die Feiernden am Donaukanal und am Karlsplatz im Auge haben) verstärkt dem Platz widmen. Zwischen dem pinken Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr und Vertretern der Burghauptmannschaft ist zudem ein Treffen geplant. Wiederkehr selbst hat zwar Verständnis für den durch die Pandemie erhöhten „Nutzungsdruck“ im öffentlichen Raum, „Vandalismus-Fälle sowie gewaltvolle Ausschreitungen“ seien aber zu verurteilen.
Junger Treffpunkt
Der Maria-Theresien-Platz als Partyzone ist ein eher junges Phänomen. Lange Zeit führte das Areal trotz seiner prominenten Lage ein relativ unbeachtetes Dasein. Entstanden Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Errichtung des Natur- und Kunsthistorischen Museums, war er sozusagen als Fortsetzung des Heldenplatzes gedacht. Sogar eine Verbindung zwischen den Museen und der Hofburg über Torbögen, die den Ring queren, war damals geplant.
Eine erste Aufwertung in der Neuzeit erfuhr der Platz 2001 mit der Eröffnung des nahen Museumsquartiers. Doch erst in den vergangenen Jahren wurde er vermehrt zum abendlichen Treffpunkt. 300 bis 400 Leute kommen laut Polizei dort an den Wochenenden zusammen.
Alleine die relativ junge Bezeichnung „Zwidemu“ (kurz für „zwischen den Museen“) zeigt, dass sich die Nutzung verändert hat. Regelmäßig werden vor dem Denkmal Raves veranstaltet. Und dieses Jahr hat das Kunsthistorische Museum auf dem Platz ein Pop-up-Lokal eröffnet. Aber auch Demos von Corona-Leugnern fanden dort bereits statt.
Die Polizei hat „Zwidemu“ etwas weniger am Schirm als andere Party-Hotspots: Groß angelegte Schwerpunktkontrollen mit der städtischen Gruppe für Sofortmaßnahmen wie am Donaukanal und am Karlsplatz gibt es nicht. Man fährt aber – wie in der restlichen Innenstadt auch – verstärkt Streife.
Bessere Infrastruktur
Willi Hejda von der IG Clubkultur, die auch das Personal für die Awareness-Teams stellt, sieht Maßnahmen gegen die Feiernden kritisch: Er warnt davor, Jugendliche durch „eskalative Praktiken“ wie Platzverbote von einem Ort zum anderen zu treiben. Viel sinnvoller sei es, mehrere Plätze in der Stadt mit ausreichend Licht, Wasser und vor allem WCs zu versehen, damit sich die Feiernden besser verteilen.
Und: Hejda warnt davor, die Jugend generell in ein schlechtes Licht zu rücken. Überall, wo Menschen feiern, „wird jemand dabei sein, der sich daneben benimmt“. Ohnehin sei es im Vergleich zu anderen Metropolen „sehr übersichtlich“, was in Wien in Sachen Vandalismus passiere.
Die Hoffnung aller Beteiligten ist, dass sich die Situation an Orten wie dem Maria-Theresien-Platz durch die Öffnung der Nacht-Gastro bald entspannt. Dann herrscht dort wohl wieder „das gute Miteinander“ vor, wie es sich Gepp für den Platz wünscht.
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