Mädchen (10,13) mussten Nacktbilder an erwachsenen Wiener schicken

Teenager girl make selfie and making grimaces
Prozess: Der 25-jährige Angeklagte bestreitet, pädophil zu sein. Und erklärt: "Sie sind drauf eingegangen"

Der bullige Mann mit Bart, der am Donnerstag auf der Anklagebank im Landesgericht für Strafsachen in Wien Platz nimmt, wirkt nicht wie ein Teenager. Als solcher und teils mit falschen Namen hatte sich der 25-jährige Wiener auf Tiktok und Instagram ausgegeben und so Kontakt zu jungen Mädchen gesucht. 

Mit Komplimenten eingelullt

Zu Beginn schickte man sich ganz unverfängliche Fotos hin und her. Mit Komplimenten brachte er die Mädchen schließlich dazu, weitere Bilder zu schicken. Bilder, die unter den Begriff "pornografisches Material" fallen. Und hatte er die einmal, nutzte er sie als Druckmittel, um weitere Aufnahmen zu bekommen. Dazu gab er den Mädchen konkrete Anweisungen. "Sonst schicke ich die Bilder an deine ganzen Kontakte", drohte er.

Die Mädchen, von denen er die Fotos forderte, waren 10 und 13 Jahre alt.

"Ich bin nicht pädophil", sagt der 25-Jährige vor Gericht. Und: "Für unter 14-Jährige interessiere ich mich nicht." Er habe keinerlei sexuelle Gedanken gehabt, als er mit den Mädchen in Kontakt kam. Um dann zu sagen, dass die Mädchen "selbst drauf eingegangen" seien. Das ist der Moment, in dem Richter Philipp Krasa den Mann einbremst: "Ob eine Zehnjährige darauf eingeht, interessiert uns überhaupt nicht."

 Als sich eines der Mädchen schließlich weigerte, beschimpfte er es: "Du Hure!"

Der vorbestrafte Wiener (seit Kurzem hat er einen Job) lebt noch bei seinen Eltern. Während Corona, so erklärt er, habe er sich einsam gefühlt und Gesprächspartner im Internet gesucht. Oder wie es die Staatsanwältin ausdrückt: "Aufgrund diverser privater Frustrationen hat er sich im Internet herumgetrieben." Freundin hat der Mann keine. 

Jede Menge Weisungen

"Dass er schuldig ist, ist schwer abzustreiten. Alles ist in Chats dokumentiert", gesteht auch sein Rechtsanwalt zu. Doch das sei nur wenige Wochen lang passiert. Die U-Haft hätte zudem einen "nachhaltigen Eindruck hinterlassen." Seit er wieder auf freiem Fuß ist, habe er alle Weisungen erfüllt. Bedeutet: Er geht zur Bewährungshilfe und zur Suchtberatung wegen seines Cannabis-Problems. Er nimmt Psychotherapie in Anspruch, seine Konten bei Instagram und Snapchat hat er gelöscht und er hat einen Job gefunden. "Er hat sein Leben im Griff", meint der Rechtsanwalt.

Das sieht der psychiatrische Sachverständige Peter Hofmann anders: "Wir haben hier eine bunte Mischung von mehreren Problem-Ebenen. Es geht hier um einen Gesamtblick, nicht um ein paar Wochen." Der Experte erkennt bei dem 25-Jährigen "pädosexuelle Neigungen".

Das stellt der Wiener in Abrede. "Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, grause ich mich vor mir selbst." 

Urteil: Zwei Jahre und neun Monate Haft plus Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum; nicht rechtskräftig.

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