MA35 lud Hunderte Ausländer zu Fest für Neo-Österreicher

MA35 lud Hunderte Ausländer zu Fest für Neo-Österreicher
Veraltetes EDV-System führte dazu, dass Hunderte Einladungen versehentlich verschickt wurden.

Für Verwunderung bei Hunderten Wienern mit Migrationshintergrund sorgt ein Brief der Magistratsabteilung für Einwanderung und Staatsbürgerschaft (MA35). Darin wird ihnen nicht nur zum Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft gratuliert. Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) lädt die vermeintlichen Neo-Österreicher auch noch zu einer Feier ins Wiener Rathaus ein.

Das einzige Manko: Viele Empfänger haben die österreichische Staatsbürgerschaft nie erhalten. Oder sie gar nicht erst beantragt.

Zu jenen, die die sonderbare Einladung erreicht hat, gehören Gökhan Ö. und seine Mutter. Da sie in dem Brief nicht namentlich angesprochen wurden und ihnen Formulierungen „irgendwie komisch und unseriös“ vorkommen, hielten sie das Schreiben für gefälscht.

Doch das ist es nicht.

MA35 lud Hunderte Ausländer zu Fest für Neo-Österreicher

Der versehentliche Versand an „einige hundert Personen, die die Staatsbürgerschaft noch nicht erhalten haben“, sei auf „einen fehlerhaften Abzug aus der Datenbank zurückzuführen“. Das EDV-System stehe kurz vor der Ablösung, heißt von der MA35. Mit den Betroffenen sei man bereits in Kontakt getreten.

Betroffene gesucht

Wie viele dieser Schreiben tatsächlich verschickt wurden, ist noch unklar. An der Aufklärung werde gearbeitet. „Sollte noch jemand so eine Einladung erhalten, ohne zu wissen, warum, ersuchen wir um Kontaktaufnahme“, erklärt eine Sprecherin der Magistratsabteilung. (Melden kann man sich unter anliegen@ma35.wien.gv.at.)

In den meisten Fällen habe der Brief für Unterhaltung gesorgt, berichtet Hakan Gördü von der Kleinpartei SÖZ, der mit etlichen Betroffenen in Kontakt steht. Einige Empfänger hätten unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit sogar überlegt, der Einladung ins Rathaus zu folgen.

Ins Lächerliche ziehen solle man die Causa aber nicht, meint Gördü – zumal die lange Verfahrensdauer bei Staatsbürgerschaftsverfahren der MA35 aktuell viel Kritik einbringt. Auch dieser Fall zeige, „was für ein Chaos bei dieser Behörde herrscht“.

Wie berichtet, hat sich die Behörde 2015 eine saftige Rüge vom Stadtrechnungshof eingefangen. „Die Einschau ergab eine Vielzahl von Verbesserungsmöglichkeiten“, hieß es in seinem Bericht. Die festgestellten Probleme reichten von Personalmangel, über veraltete IT-Systeme bis hin zu überlangen Verfahrensdauern, speziell im Bereich Staatsbürgerschaft. Außerdem behauptete ein Magistratsmitarbeiter vor Kurzem, dass bei der MA35 Telefone absichtlich nicht abgehoben werden.

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