Lugner City trägt Trauer: "Er hat immer gesagt, er lebt bis 100"
Zwischen bunten Zuckerln hängt am Montag im Snack Shop Mucos in der Lugner City ein großes schwarzes Tuch. Aufgehängt hat es Inhaber Muco Oktan. Es ist eine improvisierte Trauerfahne, denn Oktan hat schon zeitig in der Früh erfahren, was viele noch nicht glauben können. "Der Herr Lugner ist tot. Wir sind sehr betroffen. Er hat immer gesagt, er lebt noch bis 100", sagt der Unternehmer, dem die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben steht. Aus Respekt hat er in seinem Shop heute sogar die Musik abgedreht.
Das Ableben des beliebten Chefs der Lugner City macht wenige Stunden nach der Todesnachricht alle betroffen - egal, ob Kunden oder Geschäftsinhaber und egal in welchem Alter die Menschen sind, mit denen der KURIER am Montag spricht.
Muco Oktan erzählt, dass Lugner auf seinen täglichen Streifzügen durch sein Shopping Center auch immer bei den Geschäftsleuten stehen geblieben ist, um zu Tratschen und nachzufragen, ob alles in Ordnung sei. "Erst letzte Woche habe ich seiner Frau eine Schokolade geschenkt. Die hat ihm auch so gut geschmeckt, dass die beiden am nächsten Tag gleich noch einmal gekommen sind."
Lugners beste Sprüche:
"Auch der Kasperl zu sein ist eine Form von Erfolg."
"Sie ist das Luder." (über Opernball-Gast Nicolette Sheridan)
"Grantige Frauen muss man schlecht behandeln. Wiederschauen."
"Da werde ich wieder mein Englisch auspacken müssen, und das ist ungefähr so wie das von Strasser - einfach schlecht."
"Sie ist eine tolle Frau. Und auch Päpste hatten Mätressen." (über Opernballgast Ruby Rubacuori)
"Dazu haben wir sehr viele junge Shops, die junge Mäderln anziehen. Wegen den Mäderln kommen dann wiederum die Männer."
"Ich habe damals etwas gemacht, was heute verboten wäre." (über seine erste Million)
"Sie ist sehr seriös. Wie der Lugner." (über seinen Opernballgast Mira Sorvino)
"Ich würde für mehr Glamour in der Hofburg sorgen, denn die politische Macht des Bundespräsidenten ist äußerst begrenzt."
"Damit die Wiener mit ihren G'schroppen am Sonntag nicht in Ungarn shoppen!" (Statement für Sonntagsöffnung)
"Es ist meine letzte Ehe." (kurz vor seiner sechsten Hochzeit)
"Ich drehe mit meinen fünf Tierchen beim Jungbauernkalender." (wie er seinen 90. Geburtstag verbringen wird)
"Sie macht alles, was man ihr sagt." (Über Priscilla Presley)
"Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt."
"Er ist ein Siegertyp und ein erfolgreicher Unternehmer - auch wenn er in Konkurs war." (über Trump)
"Ich bin ein Wüstling."
"Oberweite 96 - das allein sollte dem Opernball einen Flair geben." (über Pamela Anderson)
"Warum soll man sich eine teure Frau leisten, wenn man auch eine billige haben kann?"
"Ich sehe jetzt aus wie George Clooney." (nach einer Botox-Behandlung)
"Was für mich peinlich ist, das entscheide ich allein und nicht die Medien oder sonst irgendjemand."
"Auch von mir gibt es Nacktfotos."
"Förtschi" (gemeint ist Sarah Ferguson)
"Solange es gesundheitlich geht, mache ich weiter. Und wenn es nicht mehr geht, hoffe ich, dass ich sanft entschlafe."
"Diese Frauen sind ja auch Menschen, nicht nur die Kinder." (unbeeindruckt von Protesten von Abtreibungsgegnern gegen eine sexualmedizinischen Klinik in der Lugner City)
"Gearbeitet wie ein Junger"
Richard Lugner war trotz seines hohen Alters keineswegs nur noch Werbefigur für seine Lugner City. Unternehmer erzählen, dass er noch alle Verträge selbst kontrolliert und unterzeichnet hat: "Der hat gearbeitet wie ein Junger. Er war ein sehr fleißiger Mensch", bestätigt Oktan.
Dass der Tod eines 91-Jährigen für viele so überraschend kommt, liegt vermutlich am schillernden Lifestyle, den Richard Lugner bis zuletzt gepflegt hat. "Der hat ja erst geheiratet. Da denkt man nicht ans Sterben. Die neue Frau Lugner hat's aber gescheit gemacht, die wird jetzt erben", sagt Kundin Elisabeth Bernhard mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Dass Lugner nicht mehr durch die Gänge seines Shopping Centers streifen wird, könne sie sich aber noch gar nicht vorstellen: "Es tut mir leid um ihn."
Ewiges Leben
Als der KURIER am Montagvormittag mit Kunden spricht, wissen einige noch gar nichts vom Tod des Baulöwen. "Was? Nein, das gibt's ja nicht. Aber naja, er war eben schon in einem Alter, wo das passieren kann", sagt eine Kundin. Dennoch bekommt man das Gefühl, dass die Österreicher geglaubt haben, Lugner würde ewig leben. "Ich finde es schockierend. Seine Frau hat erst gesagt, dass es ihm gut geht", sagt Michaela, die mit ihrer Familie shoppen ist.
Wolfgang Czech, der gerade einen Kaffee trinkt, zeigt sich ebenfalls betroffen: "Ich hab ihn mögen, obwohl er schrullig war, er wird fehlen. Hier in der Lugner City und auch in Wien und in Österreich überhaupt. Er war ganz einfach ein sympathischer Mann", sagt Wolfgang Czech.
Eine Frage, die sich anscheinend alle stellen ist, wie es jetzt mit der Lugner City weitergehen wird. "Wir kommen öfter her, weil wir in der Nähe wohnen. Natürlich habe ich ihn nicht wirklich gekannt, außer aus Zeitungen und aus dem Fernsehen, aber man muss schon damit rechnen, dass es hier jetzt anders werden wird", sagt Cihat. Andere Kunden sind sich aber sicher, dass Richard Lugner auch über seinen Tod hinaus schon Pläne gemacht hat - so wie es eben typisch war für ihn. "Der hat bestimmt alles gut geregelt. So war er", sagt Unternehmer Oktan.
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