Lugner City trägt Trauer: "Er hat immer gesagt, er lebt bis 100"

Richard Lugner mit Schaffnermütze vor dem Schriftzug „Lugner“.
Der Tod des beliebten Chefs der Lugner City macht Kunden und Geschäftsinhaber betroffen.

Zwischen bunten Zuckerln hängt am Montag im Snack Shop Mucos in der Lugner City ein großes schwarzes Tuch. Aufgehängt hat es Inhaber Muco Oktan. Es ist eine improvisierte Trauerfahne, denn Oktan hat schon zeitig in der Früh erfahren, was viele noch nicht glauben können. "Der Herr Lugner ist tot. Wir sind sehr betroffen. Er hat immer gesagt, er lebt noch bis 100", sagt der Unternehmer, dem die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben steht. Aus Respekt hat er in seinem Shop heute sogar die Musik abgedreht. 

Das Ableben des beliebten Chefs der Lugner City macht wenige Stunden nach der Todesnachricht alle betroffen - egal, ob Kunden oder Geschäftsinhaber und egal in welchem Alter die Menschen sind, mit denen der KURIER am Montag spricht. 

Muco Oktan erzählt, dass Lugner auf seinen täglichen Streifzügen durch sein Shopping Center auch immer bei den Geschäftsleuten stehen geblieben ist, um zu Tratschen und nachzufragen, ob alles in Ordnung sei. "Erst letzte Woche habe ich seiner Frau eine Schokolade geschenkt. Die hat ihm auch so gut geschmeckt, dass die beiden am nächsten Tag gleich noch einmal gekommen sind."

Lugners beste Sprüche:

Ein lächelnder Mann im Anzug winkt aus einem Cabriolet.

"Auch der Kasperl zu sein ist eine Form von Erfolg."

Eine Frau und ein Mann präsentieren eine Zeitschrift mit einem Artikel über Edie Britt.

"Sie ist das Luder." (über Opernball-Gast Nicolette Sheridan)

Ein lächelnder älterer Mann mit Bergmannshut hält einen dünnen Stab in der Hand.

"Grantige Frauen muss man schlecht behandeln. Wiederschauen."

Ein Mann hält ein Foto von Carolin Reiber vor einem Dschungelhintergrund.

"Da werde ich wieder mein Englisch auspacken müssen, und das ist ungefähr so wie das von Strasser - einfach schlecht."

Ein älterer Mann im Anzug und eine junge Frau mit einer Louis Vuitton Handtasche stehen in einer Hotellobby.

"Sie ist eine tolle Frau. Und auch Päpste hatten Mätressen." (über Opernballgast Ruby Rubacuori)

Eine Menschenmenge versammelt sich im Lugner City Einkaufszentrum für eine Autogrammstunde mit Jane Fonda.

"Dazu haben wir sehr viele junge Shops, die junge Mäderln anziehen. Wegen den Mäderln kommen dann wiederum die Männer."

Richard Lugner steht vor einem farbenfrohen Porträt von sich selbst.

"Ich habe damals etwas gemacht, was heute verboten wäre." (über seine erste Million)

Ein Mann mit Zylinder und eine Frau in einem perlenbesetzten Kleid posieren für ein Foto.

"Sie ist sehr seriös. Wie der Lugner." (über seinen Opernballgast Mira Sorvino)

Ein Mann in Anzug steht vor einer Menge roter und weißer Ballons in einem Einkaufszentrum.

"Ich würde für mehr Glamour in der Hofburg sorgen, denn die politische Macht des Bundespräsidenten ist äußerst begrenzt."

Das beleuchtete Einkaufszentrum Lugner City in Wien bei Nacht.

"Damit die Wiener mit ihren G'schroppen am Sonntag nicht in Ungarn shoppen!" (Statement für Sonntagsöffnung)

Eine Braut mit Schleier und ein älterer Mann fahren in einem blauen Oldtimer.

"Es ist meine letzte Ehe." (kurz vor seiner sechsten Hochzeit)

Ein Mann im Anzug schaut auf seine Armbanduhr.

"Ich drehe mit meinen fünf Tierchen beim Jungbauernkalender." (wie er seinen 90. Geburtstag verbringen wird)

Eine Frau im Paillettenkleid und ein Mann mit Zylinder posieren für ein Foto.

"Sie macht alles, was man ihr sagt." (Über Priscilla Presley)

Gäste in Abendgarderobe in einer Loge bei einer Veranstaltung.

"Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt."

Ein älteres Paar tanzt auf einem Ball, umringt von Fotografen.

"Er ist ein Siegertyp und ein erfolgreicher Unternehmer - auch wenn er in Konkurs war." (über Trump)

Ein lächelnder Mann in einem dunklen Anzug vor einem schwarzen Hintergrund.

"Ich bin ein Wüstling."

Pamela Anderson und ein älterer Mann posieren zusammen für ein Foto.

"Oberweite 96 - das allein sollte dem Opernball einen Flair geben." (über Pamela Anderson)

Ein Mann im Smoking posiert mit einer blonden Frau vor einer Wand mit Logos.

"Warum soll man sich eine teure Frau leisten, wenn man auch eine billige haben kann?"

Eine Frau in weißer Kleidung und ein Mann mit einem „Boss“-Pullover posieren vor einem Fenster mit Seeblick.

"Ich sehe jetzt aus wie George Clooney." (nach einer Botox-Behandlung)

Ein Mann im blauen Anzug präsentiert eine Flasche Lugneroff Vodka, neben ihm eine Frau mit einem Glas Sekt.

"Was für mich peinlich ist, das entscheide ich allein und nicht die Medien oder sonst irgendjemand."

Ein Mann im Smoking hält ein Glas Sekt vor dem Hintergrund eines Opernhauses.

"Auch von mir gibt es Nacktfotos."

Ein Mann mit Gesichtsschutz sitzt an einem Schreibtisch mit Bauplänen.

"Förtschi" (gemeint ist Sarah Ferguson)

Zwei Männer in Fräcken und Zylindern grüßen mit ihren Hüten.

"Solange es gesundheitlich geht, mache ich weiter. Und wenn es nicht mehr geht, hoffe ich, dass ich sanft entschlafe."

Ein Mann mit einer „Lugner for President“-Kappe spricht durch ein Megafon.

"Diese Frauen sind ja auch Menschen, nicht nur die Kinder." (unbeeindruckt von Protesten von Abtreibungsgegnern gegen eine sexualmedizinischen Klinik in der Lugner City)

"Gearbeitet wie ein Junger"

Richard Lugner war trotz seines hohen Alters keineswegs nur noch Werbefigur für seine Lugner City. Unternehmer erzählen, dass er noch alle Verträge selbst kontrolliert und unterzeichnet hat: "Der hat gearbeitet wie ein Junger. Er war ein sehr fleißiger Mensch", bestätigt Oktan.

Dass der Tod eines 91-Jährigen für viele so überraschend kommt, liegt vermutlich am schillernden Lifestyle, den Richard Lugner bis zuletzt gepflegt hat. "Der hat ja erst geheiratet. Da denkt man nicht ans Sterben. Die neue Frau Lugner hat's aber gescheit gemacht, die wird jetzt erben", sagt Kundin Elisabeth Bernhard mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Dass Lugner nicht mehr durch die Gänge seines Shopping Centers streifen wird, könne sie sich aber noch gar nicht vorstellen: "Es tut mir leid um ihn."

Ewiges Leben

Als der KURIER am Montagvormittag mit Kunden spricht, wissen einige noch gar nichts vom Tod des Baulöwen. "Was? Nein, das gibt's ja nicht. Aber naja, er war eben schon in einem Alter, wo das passieren kann", sagt eine Kundin. Dennoch bekommt man das Gefühl, dass die Österreicher geglaubt haben, Lugner würde ewig leben. "Ich finde es schockierend. Seine Frau hat erst gesagt, dass es ihm gut geht", sagt Michaela, die mit ihrer Familie shoppen ist. 

Wolfgang Czech, der gerade einen Kaffee trinkt, zeigt sich ebenfalls betroffen: "Ich hab ihn mögen, obwohl er schrullig war, er wird fehlen. Hier in der Lugner City und auch in Wien und in Österreich überhaupt. Er war ganz einfach ein sympathischer Mann", sagt Wolfgang Czech. 

Eine Frage, die sich anscheinend alle stellen ist, wie es jetzt mit der Lugner City weitergehen wird. "Wir kommen öfter her, weil wir in der Nähe wohnen. Natürlich habe ich ihn nicht wirklich gekannt, außer aus Zeitungen und aus dem Fernsehen, aber man muss schon damit rechnen, dass es hier jetzt anders werden wird", sagt Cihat. Andere Kunden sind sich aber sicher, dass Richard Lugner auch über seinen Tod hinaus schon Pläne gemacht hat - so wie es eben typisch war für ihn. "Der hat bestimmt alles gut geregelt. So war er", sagt Unternehmer Oktan.  

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