Einen Stand am Liesinger Hauptplatz zu bekommen, ist allerdings gar nicht so einfach. Der Liesinger Markt ist nämlich als Verein organisiert und als solcher nicht Teil der Wiener Märkte. Die Auswahl der Stände obliegt damit nicht dem Marktamt (MA 59), sondern ausschließlich dem Verein.
„Vor 15 Jahren haben wir den Markt gegründet und die Entscheidung getroffen, eigenständig zu agieren. So können wir das Sortiment besser regeln“, sagt SPÖ-Bezirksrat Wolfgang Ermischer, der im Verein Mitglied ist. Die MA 59 würde Interessenten für Konzessionen kaum abweisen, da es ja auch darum gehe, die Stände zu füllen.
In Liesing sei man hingegen streng, so Ermischer. Zu 90 Prozent werden Lebensmittel verkauft. Zu Weihnachten gebe es manchmal Ausnahmen, da sei auch Adventschmuck im Angebot. Aber sogenannte „Fetzntandler“, also Altwarenhändler und Co, wolle man gar nicht haben.
Gute Durchmischung
Außerdem würde man auf Qualität und eine gute Durchmischung Wert legen – also nicht etwa drei Käsestände nebeneinander. Mit diesem Konzept könnten die Liesinger ein Vorbild für die geplante Markthalle beim Naschmarkt werden.
Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat schließlich angekündigt, dass man auf die Auswahl der Standler und der angebotenen Waren großen Wert legen wolle. Wo man schon nachgezogen hat, ist der Bio-Markt in Neubau, der am 26. Mai starten soll.
Auch hier dürfen nur ganz bestimmte Standler verkaufen. Eine Jury aus Bezirkspolitikern und Kaufleuten wählte aus 60 Bewerbern 25 Verkäufer aus. Pluspunkte gab es dabei für Regionalität, Bio-Zertifizierung, Direktvermarktung und auch für möglichst wenig bis gar keinen Abfall, also „Zero Waste“.
Dass es sich auszahlt, auf Qualität zu setzen, zeigt sich jedenfalls beim Liesinger Markt. Wer einmal zum Einkaufen kommt, bleibt meistens Kunde. Vom Käsestand Jäger bis zum Weingut Tanzberger ist man sich einig: Die Bindung zu den Stammkunden ist einzigartig.
„Man kennt fast jeden, eigentlich sind wir fast schon Freunde“, sagt Standler Manuel Tanzberger. Man kenne auch schon die Vorlieben der einzelnen Besucher. Am liebsten getrunken wird etwa Grüner Veltliner. Bei der Knödelmanufaktur ein paar Meter weiter ist der Bestseller deftig: Grammelknödel.
Kurt Tojner steht mit seiner „Rodauner Biermanufaktur“ am Anfang des Marktes. „Manchmal gehen die Menschen hinein und kommen erst eine Stunde später wieder“, sagt er. Und das, obwohl der Markt wirklich nicht groß ist.
Wichtigkeit in der Pandemie gestiegen
Aber Gustieren und Tratschen nehme eben viel Zeit in Anspruch, wenn man sich willkommen fühlt. Seit der Pandemie habe das Plaudern noch weiter zugenommen. „Und regionale Waren werden auch wieder mehr wertgeschätzt“, so Tojner.
Das zeigt sich auch beim Landwirt Gutmann, wo sich mittlerweile schon eine Schlange gebildet hat.
„Seit ich vor zehn Jahren hierher übersiedelt bin, kaufe ich immer hier ein“, sagt ein Kunde. „Einfach alles“ habe eine Top-Qualität und darum gebe er jetzt auch einen Großauftrag für Rindschnitzel auf. Abgeholt wird dann am nächsten Markttag. Enttäuscht wurde er noch nie.
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