Letzte Ruhe in der Urne: Wien baut das Krematorium aus
"A scheene Leich'" ist den Wienern lieb und teuer. Doch wenn es um die letzte Ruhestätte geht, geht der Trend zunehmend zu Feuerbestattungen. Zuletzt wurde in Wien bereits bei rund einem Drittel der Beerdigungen auf Urnen gesetzt. Die Bestattung Wien trägt dieser Entwicklung Rechnung und erweitert bis 2022 das Krematorium in Simmering.
Am Mittwoch wurde das Siegerprojekt vorgestellt, entwickelt vom Grazer Büro projekt CC zt gmbh. Die Kapazitäten werden durch den Zubau erheblich erweitert. Außerdem werden ein neuer Kühlraum und ein neuer Krematoriumsofen installiert. Für Angehörige gibt es künftig einen mit moderner Technik ausgestatteten Verabschiedungsraum für Trauernfeiern. Von diesem kann man in den umgebenden Grünraum blicken.
Neben der traditionellen Verabschiedung können die Trauernden auch bei einer "Verabschiedung ins Feuer", bei einer Einfuhr des Sargs in den Ofen, anwesend sein.
Zum 100. Geburtstag von Österreichs erstem Krematorium Ende 2022 soll der Zubau fertiggestellt sein. Bereits im Vorfeld hatten Architekten zu Sorgfalt im Umgang mit dem denkmalgeschützten Bau nach den Plänen von Clemens Holzmeister gemahnt. Die budgetierten Kosten belaufen sich auf rund 6,25 Millionen Euro.
Die Feuerhalle wurde 1922 eröffnet. Am daneben liegenden Friedhofsgelände mit einer Fläche von rund 215.000 Quadratmetern befinden sich mehr als 46.000 Urnengräber.
Regionale Unterschiede
Dabei wird in Wien nur "nachgeholt", was in anderen Regionen gang und gäbe ist. Laut Rainer Wernhart von der Bundesinnung der Bestatter in der Österreichischen Wirtschaftskammer werden in Vorarlberg etwa 90 Prozent der Toten eingeäschert. "Das könnte daran liegen, dass in den Bergen der Platz rarer ist, als am flachen Land", meint er.
Im Vergleich läge die sogenannte "Kremierungsrate" in Niederösterreich bei knapp 27 Prozent, im Burgenland bei rund 18 Prozent. Genaue Zahlen gebe es nicht, da viele private Krematorien diese nicht bekannt geben würden.
Naturbestattungen und das liebe Geld
Generell ortet Wernhart, selbst Bestatter, aber einen Anstieg der Feuerbestattungen. Dafür gebe es mehrere Gründe. "Es gibt zum Beispiel immer stärker den Wunsch nach Naturbestattungen." Wer etwa unter einem Baum beerdigt werden wolle, müsse vorher eingeäschert werden.
Auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde mittlerweile schon der zweite Waldfriedhof eröffnet – da der erste bereits voll ist. Zudem gibt es auf dem Gelände des Friedhofes Feuerhalle Simmering einen Urnengarten. In diesem Blumenbeet können biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden. Insgesamt gab es 2018 in Wien 354 naturnahe Bestattungen.
Dazu käme der Kostenfaktor. Ein Urnengrab sei günstiger als ein Erdgrab. So koste die Einrichtung eines Grabes, also die Steinmetzarbeiten, gerne 6000 Euro, meint Wernhart. Die Einrichtung eines Urnengrabs käme hingegen nicht einmal auf die Hälfte. "Die Zehnjahres-Gebühren sind bei einem Urnengrab auch günstiger."
Der Vergleich zeigt: Kostet ein exklusiver Sarg weit über 1000 Euro, kommt eine Urne auf bis zu 200 Euro; den Verbrennungssarg gibts ab 300 Euro. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen den Verstorbenen in einer Urne mit nach Hause nehmen wollen. "Die Freiheiten bei einer Kremierung sind größer", sagt Wernhart.
Herausforderungen für Krematorien
Die meisten Krematorien gibt es mit vier übrigens in Niederösterreich. Die Betreiber sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Menschen werden nämlich immer größer und schwerer. Daher müssen die Lifte, die zum Einsatz kommen, mehr Gewicht tragen. Auch die Türen der Öfen werden immer breiter dimensioniert. "Es ist sehr selten, dass ein Sarg nicht in den Ofen passt, aber es kommt vor", sagt Wernhart.
Kommentare