Warum Begräbniskosten so hoch sind

Warum Begräbniskosten so hoch sind
Die wenigsten Bestatter weisen auf ihrer Homepage die Preise aus. Das liegt an der Komplexität der Sache, argumentieren sie

Bestatter sind tendenziell verschwiegen. Speziell wenn es um die Begräbniskosten geht, kritisieren Wettbewerbshüter seit Jahren. Sie wünschen sich mehr Transparenz, haben in der Vergangenheit sogar auf Preisvergleichsportale verwiesen, wie sie in Großbritannien am Start waren. Diese zeigen wie Zimmervermittlungsportale auf Landkarten an, wo ein Bestatter angesiedelt ist und zu welchen Preisen er seine Dienstleistungen anbietet. Davon ist Österreich weit entfernt. Die meisten Bestatter gestatten auf ihrer Homepage nicht einmal einen groben Einblick über die möglichen Begräbniskosten. Viele haben nicht einmal eine Webseite.

Online-Kostenrechner

Eine Ausnahme ist Martin Dobretsberger aus Linz, der sogar einen Bestattungskostenrechner eingerichtet hat. Was bei dessen Berechnungen unter dem Strich herauskommt, hängt von vielen Faktoren ab: Ob man sich für eine Feuer- oder Erdbestattung entscheidet, wo die Verabschiedung und Beisetzung stattfindet oder ob die Trauerrede von einem Pfarrer, Redner oder Angehörigen gehalten wird. Dazu kommen Details wie das Sargmodell oder die Anzahl der Partebriefe. Klickt man sich durch die einzelnen Punkte, summieren sich die Begräbniskosten schnell auf rund 5000 Euro. Laut Dobretsberger ist das durchaus ein Betrag, mit dem Angehörige rechnen.

Dobretsberger müsste es eigentlich wissen. Laut eigenen Angaben führt sein Betrieb rund 800 Beisetzungen im Jahr durch und gehört damit zu den großen der Branche. „Deswegen rechnet sich für uns auch die Einrichtung eines Online-Kostenrechners.“ Nebeneffekt: Es rufen weniger Kunden an, die eine Kosteneinschätzung haben wollen. Dobretsberger: „Bei Kollegen, die nur um die 50 Bestattungen im Jahr haben, werden sich die Investitionen für einen Onlinerechner eher nicht rechnen.“

Das Bestattungswesen ist komplexer als es auf den ersten Blick erscheint, erläutert Bundesverbandsobmann Franz Nechansky. Schließlich gelten in jedem Bundesland eigene Landesgesetze. So darf die Asche von Verstorbenen in Niederösterreich in der Urne mit nach Hause genommen werden, nachdem die Angehörigen bei der Gemeinde einen entsprechenden Antrag gestellt haben. In Vorarlberg ist das nicht möglich. Nechansky: „Dort muss die Urne zum Friedhof gebracht werden, Teile der Asche darf man aber mit nach Hause nehmen.“

Folge der Liberalisierung

Nach der Liberalisierung des Marktes im Jahr 2002 ist die Zahl der Bestattungsbetriebe leicht gestiegen. „Ende 2018 hatten wir landesweit 541 Unternehmen, in Wien hat sich die Zahl der Bestatter binnen fünf Jahren auf 26 verdoppelt, in den Bundesländern spielt sich deutlich weniger ab.“ Die Bundeshauptstadt ist mit knapp 17.000 Todesfällen im Vorjahr der mit Abstand größte Markt für das Geschäft rund ums Sterben. Statistisch gesehen kamen im Vorjahr auf jeden Wiener Bestatter 650 Todesfälle. Eine Rechnung, die in der Realität so nicht aufgeht. Schätzungen zufolge hat die Bestattung Wien nach wie vor einen Marktanteil von über 80 Prozent.

Interessant ist auch ein Blick ins Bundesländerranking. Die meisten Bestattungsbetriebe gibt es Oberösterreich (151), gefolgt von Niederösterreich (139) sowie dem Burgenland und der Steiermark (jeweils 61). Am wenigsten Bestatter gibt in Vorarlberg und Salzburg (18 bzw. 22 Unternehmen).

Was Kunden wollen

Das Meinungsforschungsinstitut Market hat im Auftrag der Branche 2000 Österreicher gefragt, was sie sich von einem Bestatter erwarten. Das Ergebnis ist wenig überraschend. Ein Bestatter muss demnach verlässlich und freundlich sein sowie bei nachvollziehbaren Kosten die Beerdigung professionell organisieren. Eine persönliche Beratung sei dabei zentral.

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