Leckerli-Offensive: Die Post bringt allen was
Für Martin Sigl ist es ein Heimspiel: Sein Rayon ist Hadersdorf in Wien-Penzing. Ein grünes Fleckerl Wien, angrenzend an den Wienerwald. "Glaubt man gar nicht, dass das hier Wien ist, gell", stellt er fest. Hier ist Sigl aufgewachsen. Hier dreht er täglich seit 1991 seine Runden als Postler. 8,2 Kilometer sind es zu Fuß. Er kennt hier jeden. Und jeder kennt ihn. Auch die geschätzten 55 Hunde des Grätzels. Denn der Briefträger bringt nicht nur die Post. Er hat auch immer etwas für die Hunde dabei.
47-mal zugebissen
Sigl hat bereits seinen fixen, vierbeinigen Fanclub. Shiba-Inu-Hündin Yuki sieht den 50-Jährigen bereits von Weitem und zieht an der Leine. Spazierengehen ist plötzlich gar nicht mehr interessant. Sigl greift in seine Tasche und zaubert ein Leckerli heraus. "Schlimm ist es, wenn er auf Urlaub ist und eine Vertretung kommt. Dann ist der Hund ganz enttäuscht", lacht Besitzerin Tanja Tuschkany.
Gebissen worden ist Sigl noch nie. "Einmal hat’s ein Hund probiert. Der ist gleich auf mich losgelaufen. Aber dann hat er die Leckerlis in meiner Tasche gerochen und hat sich für das Futter niedergesetzt", erinnert er sich. Leckerlis machen Freunde.
Auf Diät
Der nächste Hund läuft zum Tor. Sigl geht in die Knie, verteilt das nächste Leckerli. "Zwei sind genug", sagt der Besitzer. "Wir sind gerade beim Abnehmen. 20 Deka haben wir schon geschafft." "Tut mir leid, mehr gibt’s nicht", entschuldigt sich der Postler lachend beim bellenden Hund.
Nicht jeder Zusteller legt so viele Zwischenstopps ein. "Es gibt schon mehrere Postler, die füttern. Aber es gibt auch viele Kollegen, die Hunde nicht wollen. Wenn einer Angst hat, spüren das die Tiere", sagt Sigl.
Privat hat er übrigens keine Hunde. "Meine Frau hat leider Angst vor ihnen", erzählt er. Dafür hat er zwei Katzen. Und eine von ihnen reagiert auf sein Pfeifen. "Ein Mal pfeifen – und am nächsten Tag bringt der Kater eine Maus", schildert er. Seither hat Sigl daheim Pfeifverbot.
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