Krisenmanager: Norbert Kettner bleibt Chef des Wien Tourismus

Norbert Kettner steht seit 2007 an der Spitze des Wien Tourismus, nun wurde er für weitere fünf Jahre als Direktor wiederbestellt.
Nach vielen goldenen Jahren des Städtetourismus muss Kettner jetzt den Wiederaufbau der Branche managen.

Gute Nachrichten waren für die Stadt-Touristiker in den vergangenen Monaten coronabedingt rar gesät. Dass Norbert Kettner als Direktor des Wien Tourismus wiederbestellt wurde, dürfte aber wieder eine sein. Hört man sich bei den kulturellen Aushängeschildern der Stadt um, fallen jedenfalls durchwegs Worte wie „großartig“ und „ausgezeichnet“.

„Er ist ein Garant für den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne“, sagt etwa Klaus Panholzer, Geschäftsführer der Schönbrunn Group. Er habe es geschafft, „das Profil Wiens als Kulturstadt zu schärfen und international zu positionieren“, so Wolfgang Bergmann, Geschäftsführer des Belvedere.

Kettner steht bereits seit 2007 dem Wien Tourismus vor – und die Zahlen sprechen für sich. Die Nächtigungen stiegen seit seiner ersten Bestellung um 81 Prozent und die Hotellerieumsätze steigerten sich um 129 Prozent. Zumindest bis die Krise das Reisen komplett lahmgelegt hat.

Gerade deswegen will Kettner bleiben. „Ich bin kein Schönwetter-Direktor“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER. „Wenn man noch nicht fertig ist, verlässt man nicht einfach das Schiff.“ Schönwetter habe er ohnehin viele Jahre erleben dürfen, „jetzt gilt es, den Tourismus wieder aufzubauen.“

Neustart
Mit 76.000 Nächtigungen brachte der diesjährige April ein Plus von 163,4  Prozent  im Vergleich zum April 2020 

Vorkrisen-Niveau
Im Vergleich zum Rekord-April 2019 wurden heuer nur 5 Prozent  der damaligen Nächtigungen erreicht. Damals gab es 1,6 Millionen 

5,9 Prozent
So hoch war die  durchschnittliche Auslastung der Hotelbetten im April 2021 

Dabei müsse man auf zwei Säulen setzen: Angebot und Nachfrage. In puncto Angebot müssten bestehende Institutionen die Krise überstehen und gleichzeitig neue Infrastrukturprojekte wie der Busterminal auf den Weg gebracht werden. „Bei beidem sieht es in Wien gut aus“, sagt Kettner.

Komplizierter sei die Nachfrage. Hier müsse man Präsenz zeigen und die Zielgruppe aktiv ansprechen. Bei Kernwerten dürfe man sich nicht „von der Tagesverfassung von anderen ablenken lassen“.

Kultur- und Meetingtourismus stünden für Wien im Vordergrund, „Exzess-Tourismus wollen wir nicht“, sagt Kettner. Der Gast sei zwar immer noch König, aber „man darf als Standort auch Entscheidungen zugunsten der Bevölkerung oder der Wirtschaft treffen.“

Kein Wunder also, dass auch die Wirtschaft mit Kettners Verbleib zufrieden ist. „Ich bin überzeugt, dass er der Beste für den Job ist“, sagt Markus Grießler, Tourismus-Obmann der Wiener Wirtschaftskammer. Kettner habe in der Vergangenheit bei der Umstrukturierung der Organisation betriebswirtschaftliches Geschick bewiesen, so Grießler.

Sandburg-Marketing

Ein gutes Händchen wird Kettner in der Branche auch bei Marketing-Entscheidungen beschieden. Er habe mit außergewöhnlichen Aktionen die Stadt „cool“ gemacht, heißt es. Etwa mit der Positionierung Wiens als LGBTIQ-Reiseziel – oder mit einer riesigen Rathaus-Sandburg am Strand von Barcelona im Jahr 2013.

Die aus 200 Tonnen Sand bestehende Skulptur sollte auf das Musikfilm-Festival am Wiener Rathausplatz aufmerksam machen. Eingebaut war ein LED-Bildschirm, man übertrug Konzerte der Philharmoniker und Aufführungen aus der Staatsoper, was für internationales Medienecho sorgte.

Im laufenden Jahr beträgt das Budget des Wien Tourismus 25,8 Millionen Euro. Rund 45 Prozentstehen dabei für Marketing zur Verfügung. Übrigens: Kettners Posten wurde öffentlich ausgeschrieben, das gab der zuständige Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) nun bekannt.

Warum man das erwähnt? 2017 war Kettner einfach verlängert worden, was der Stadt herbe Kritik des Stadtrechnungshofs einbrachte. (Im Tourismusförderungsgesetz war damals nicht festgeschrieben, wie bei einer Wiederbestellung zu verfahren ist, Anm.) Man habe auf die Kritik reagiert und nun auf eine öffentliche Ausschreibung gesetzt. Kettner ging dabei als „klarer Favorit“ hervor, heißt es.

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