Krieg in der Wiener Ärztekammer: Chefin des Ärztefunkdiensts gefeuert

Krieg in der Wiener Ärztekammer: Chefin des Ärztefunkdiensts gefeuert
Yvetta Zakarian hatte in einer auf Facebook geposteten Fabel Steinhart-Gegenspieler Huber massiv attackiert.

Ob die internen Grabenkämpfe in der Wiener Ärztekammer, die mit dem Finanzskandal rund um die kammereigene Firma Equip4Ordi ihren Ausgang genommen haben, als Drama, Posse oder Schmierenkomödie zu bezeichnen sind, ist schwer zu beurteilen. Fix ist: Am Dienstag haben sie ihr nächstes prominentes Opfer gefordert: Yvetta Zakarian, Ärztliche Leiterin des Wiener Ärztefunkdiensts, wurde von der Geschäftsführung schriftlich informiert, dass sie fristlos entlassen sei.

Krieg in der Wiener Ärztekammer: Chefin des Ärztefunkdiensts gefeuert

Yvetta Zakarian

Der Grund laut dem Schreiben: Abträgliche und öffentlich einsehbare Äußerungen in den sozialen Netzwerken, mit dem die renommierte Ärztin Ruf, Ehre und Ansehen des Ärztefunkdiensts und ihm nahestehender Personen geschädigt und verletzt habe. Zudem habe sie nachweislich falsche Tatsachen verbreitet.

Was war passiert: Zakarian, eine enge Vertraute von Kammerpräsident Johannes Steinhart aus dessen Fraktion „Vereinigung“, hatte am Sonntag auf ihrem privaten Facebook-Account eine (inzwischen gelöschte) „Fabel“ gepostet, bei der es sich für Kammer-Insider unmissverständlich um eine Schilderung der inneren Konflikte in der Kammer handelt. Samt unverhohlener Angriffe auf die Gegner Steinharts in dieser Auseinandersetzung.

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Von einem „König der Löwen“ ist da die Rede, der nach „vielen Jahren erfolgreicher Herrschaft“ sein Königreich an die nächste Generation übergeben habe. Gemeint ist damit offensichtlich Steinhart, der mit seinem Aufstieg zum Kammerpräsidenten 2022 die Führung der Kurie der niedergelassenen Ärzte abgeben musste.

Diese fiel an einen „ gar nicht so jungen Löwen“, der jedoch „statt sich um das Wohl seiner Bevölkerung zu kümmern“ die Arbeit seines Vorgängers in Frage stellte und diesen bei allen schlecht machte.

Gemeint ist damit unzweifelhaft Vizepräsident Erik Randall Huber, der Steinhart als Kurienobmann nachfolgte. Er war es, der vor Monaten die möglichen Malversationen in der Equip4Ordi aufdeckte.  Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft, unter anderem wegen des Verdachts der Untreue. Auch Steinhart selbst ist als Beschuldigter geführt.

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In Folge entbrannte ein erbitterter Streit zwischen dem Steinhart- und dem Huber-Lager um die mögliche Verantwortung des Präsidenten für die zahlreichen finanziellen Ungereimtheiten in dem Unternehmen, das in seiner Zeit als Kurienobmann gegründet worden war. Er ist längst zu einem Machtkampf um die Führung der Kammer geworden.

"Hassgetrieben"

Vor diesem Hintergrund sind auch die weiteren Ausführungen in der Fabel zu verstehen. Der „junge König“ – also Huber – habe seine eigentlichen Aufgaben vergessen, „hassgetrieben engagierte er Anwälte und gab das Geld für diese aus“.

In dieser (leicht infantilen) Tonart geht es weiter: Das „mächtige und erfolgreiche Königreich“ (die Wiener Ärztekammer) „verlor an Einfluss und Macht“. Letztlich habe sich der gar nicht so junge Löwe mit den Hyänen verbündet, um an der Macht zu bleiben.   

Für Zakarian hätten die jüngsten Vorgänge zu einer „Schwächung der Kurie“ geführt, schildert sie dem KURIER die Motivation hinter ihrem merkwürdigen Posting.

Der Rauswurf mache sie fassungslos, schließlich habe sie viele Jahre am Aufbau des Ärztefunkdiensts mitgearbeitet. Sie sei bereits mit ihrer Anwältin in Kontakt, um rechtliche Schritte gegen ihre Entlassung zu ergreifen. Laut ihren Schilderungen seien ihre Kollegen im Ärztefunkdienst massiv empört und verunsichert.

"Parasit"

Es ist allerdings nicht nur das tierische Facebook-Posting, das kammerintern für Aufregung sorgt. Dem KURIER liegt ein Posting Zakarians in einer kammerinternen WhatsApp-Gruppe vor. Darin teilt sie das Statement einer nicht näher benannten dritten Person, in dem Huber als "Parasit" bezeichnet wird.

Krieg in der Wiener Ärztekammer: Chefin des Ärztefunkdiensts gefeuert

Erik Huber

Der Ärztefunkdienst gehört organisatorisch zu Hubers Kurie der niedergelassenen Ärzte.  Zum KURIER sagt er: „Nach rechtlicher Prüfung blieb im konkreten Fall keine andere Alternative als die fristlose Beendigung wegen Vertrauensunwürdigkeit. Es kann nicht angehen, dass eine leitende Mitarbeiterin des Ärztefunkdienstes die Organisation und ihre leitenden Organe in an Nazi-Diktion erinnernder Weise herabsetzt. Der Ärztefunkdienst ist den Werten der Menschenwürde und des sozialen und friedlichen Miteinanders verpflichtet und distanziert ausdrücklich von solchen Kommentaren.“

 

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