Die Begründung: Die Lerchenfelder Straße sei zunehmend zu einem Schleichweg zwischen der Innenstadt und dem Gürtel geworden. „Lärm und Dreck“ beeinträchtigten zunehmend die Wohnqualität. Die Begegnungszone solle das ändern.
Ob diese Forderung Realität wird, entscheiden zu einem Gutteil die Bezirke, in denen die Lerchenfelder Straße verläuft. Sehr skeptisch zeigt sich die Josefstädter Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP): „Es gibt geeignetere Standorte. Begegnungszonen auf Schienestraßen sind ein eigenes Kapitel – aus Sicherheitsgründen.“
Sicherheitsbedenken wie diese werden bei derartigen Projekten so gut wie immer laut. Doch was ist dran? Sind Begegnungszonen mit Straßenbahnen gefährlich? Und warum gibt es Begegnungs- und Fußgängerzonen mit Bim in Linz und Graz – aber nicht in Wien (abgesehen von einem Stück der Quellenstraße)?
Paradigmenwechsel
Das habe historische Gründe, sagt Markus Raab. Er leitet die Magistratsabteilung 46, die Begegnungszonen vorab prüft. „Die Zonen in Linz und Graz sind historisch gewachsen. Die Verkehrssicherheit hatte damals nicht so einen hohen Stellenwert.“
Fest steht: Fußgänger dürfen in einer Begegnungszone auf den Gleisen gehen, aber die Bim nicht mutwillig behindern. Straßenbahnen wiederum dürfen nur 20 km/h fahren. Der Bremsweg ist dadurch kürzer, aber: „Ein Zusammenstoß kann immer noch übel ausgehen.“
Eine Begegnungszone in einer Schienenstraße sei „unzweckmäßig“, sagt Raab. Denn: Einer der Gründe, warum eine Begegnungszone laut Gesetz eingerichtet werden kann, ist, dass es die Sicherheit des Verkehrs (und insbesondere des Fußgängerverkehrs) es erfordert. Und diese Bedingung sei in Schienenstraßen kaum erfüllt.
Die Kombination Begegnungszone und Bim ist für Raab – wenn überhaupt – nur unter einer Bedingung denkbar: Die Straße darf nicht (wie sonst üblich) niveaugleich umgebaut werden. Das heißt konkret: Zwischen den Gleisen und der restlichen Fläche braucht es eine mindestens drei Zentimeter hohe Kante.
Frage der Pünktlichkeit
Die Wiener Linien wollen die drei aktuellen Begegnungszonen-Pläne nicht beurteilen, solange keine konkreten Planungen vorliegen. Jedenfalls zu bedenken seien aber etwaige Auswirkungen auf die Fahrzeit der Straßenbahn sagt ein Sprecher auf Anfrage.
In Neubau kann man derartigen Bedenken nichts abgewinnen: „Alles, was die Situation für die Bewohner verbessert, ist zu begrüßen“, heißt es aus dem Büro von Bezirkschef Markus Reiter (Grüne) zu den Wünschen für die Lerchenfelder Straße. Begegnungszonen auf Schienenstraßen seien eine Entwicklung, die „nicht aufzuhalten sein wird.“
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