Nach einer mehrmonatigen Pause, in der die Wiener Ärztekammer vor allem mit internen Querelen beschäftigt war, verschärft sich nun wieder der Konflikt mit der Stadt Wien rund um die Personal-Engpässe in den Spitälern.
In großflächigen Inseraten warf die Kammer am Montag Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) vor, sich nicht um die Rettung der Krankenhäuser zu kümmern. Die Ärztevertreter kritisieren konkret, dass die Stadt noch nicht auf deren Zehn-Punkte-Programm zur Sicherung der Spitalsversorgung eingegangen sei, das man vor zwei Monaten übermittelt habe.
Details dazu wird die Kammer am Mittwoch präsentierten. Einige Punkte sind aber jetzt schon bekannt. Allen voran eine Erhöhung der Ärzte- und Pflegegehälter und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Weiters eine Ausbildungsoffensive, sowie einen Ausbau des Sonderklasse-Anteils, damit die Spitäler mehr Geld lukrieren können.
„Nur Überschriften“
Im KURIER-Gespräch fühlt sich Hacker in seinem Vorwurf bestätigt, die Wiener Kammer führe eine Kampagne „gegen den größten Spitalsbetreiber Österreichs, finanziert mit den Beiträgen der Ärzte. Ich verstehe das nicht ganz, nehme es aber zur Kenntnis.“
Gegen die Kritik, die Stadt habe das Zehn-Punkte-Programm der Ärztekammer bis dato ignoriert, verwehrt sich der Gesundheitsstadtrat. „Bis her ist es so, dass uns nur Überschriften bekannt sind. Ich hätte gerne gewusst, wie die Vorschläge der Kammer konkret aussehen.“
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Ein Problem sieht er bei der Forderung nach mehr Gehalt: „Wenn die Kammer konkrete Vorstellungen hat, sollte sie sich an die Personalvertretung wenden. Denn es ist klar, dass es keine Gehaltsverhandlungen ohne die Einbindung der Sozialpartner geben kann.“
Verwundert zeigt sich Hacker über die Forderung nach flexibleren Arbeitsmodellen in den Wiener Gemeindespitälern. „Ich wüsste nicht, wo wir unflexibel sind. Wir haben schon ganz viele unterschiedliche Dienstzeit-Modelle. Vielleicht gibt es aber noch welche, die wir nicht kennen.“
Dass mit dem Ausbau der Sonderklasse in den Gemeindespitälern wesentlich mehr Geld an den Betreiber fließen würde, bezweifelt Hacker. Zumindest sei es bis dato so, dass nur die kleine Minderheit der die Sonderklasse-Patienten behandelnden Ärzte davon profitieren würde.
Bald Gespräche?
Immerhin: Am Dienstag habe Ärztekammer-Vizepräsident Stefan Ferenci, Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, um einen Termin beim Stadtrat angefragt, schildert Hacker: „Ich freue mich bereits auf einen Austausch.“
Viel Kritik musste er nach den zuletzt wieder gehäuften Meldungen über massive Engpässe in diversen Spitälern einstecken. „Das ist ein Problem, dass sich durch alle Bundesländer zieht. Das weiß auch die Ärztekammer“, versucht er zu relativieren. „Während es unsere Spitäler schaffen, den Notfallbetrieb aufrecht zu erhalten, haben andere schon zugesperrt.“
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