Kommt jetzt ein Turm ins Museumsquartier in Wien?

Kommt jetzt ein Turm ins Museumsquartier in Wien?
Die MQ-Chefin will das Museums Quartier bis 2030 umbauen und klimaneutral machen. Neues soll dabei „die historischen Fassaden überragen“.

Wenn in Wien die Rede von einer baulichen „Landmark“ ist, dann heißt das zumeist eines: Es soll ein Turm errichtet werden. Und das wiederum bedeutet, dass die nächste Kontroverse nicht weit entfernt ist.

Am Wochenende ließ die neue Leiterin des Museumsquartiers, Bettina Leidl, aufhorchen: Sie will das MQ bis 2030 umbauen, klimaneutral machen und bei dieser Gelegenheit „eine moderne architektonische Landmark“ errichten, „die die historischen Fassaden überragt“, sagt sie in einem Interview mit der Presse.

Was sie damit meint, lässt Leidl erahnen: Es sei „selbstverständlich schade“ um die vergebene Chance, das Kulturareal bereits bei seiner Errichtung vor 20 Jahren nach außen hin sichtbarer zu gestalten, sagt sie. Nach den ursprünglichen Plänen wären die Museumsbauten höher dimensioniert gewesen – und hätten die historischen Fassaden überragt.

Debatten über Höhe des Turms 

Zu Debatten führte damals der geplante „Leseturm“, ein 60 Meter hohes, schmales Glasgebäude. Eine Bürgerinitiative machte dagegen mobil, die Kronen Zeitung kampagnisierte gegen das Hochhaus nahe des Rings – und der Plan wurde verworfen. Nicht das einzige Mal, dass eine derartige Kontroverse die Stadt bewegt: Vergleichbare Debatten laufen seit Jahren rund um das Heumarkt-Areal.

Anders als der Heumarkt liegt das MQ zwar nicht in der Welterbe-Kernzone. Aber immerhin direkt an der Grenze zur sogenannten Pufferzone, die stadtplanerisch unter besonderer Beobachtung steht.

Stadt und Bezirk offen

Wie aber stehen die Chancen der neuen MQ-Leiterin, das Areal umzugestalten? Die zuständige Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) zeigt sich abwartend, aber gesprächsbereit: „Wir freuen uns, wenn uns das MQ seine Wünsche und Pläne präsentiert, die wir dann gerne gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und der MA 19 (Stadtgestaltung, Anm.) prüfen“, sagt Sima im Gespräch mit dem KURIER.

Erst unlängst ist es dem MQ ja gelungen, nach außen sichtbarer zu werden – mit der „Libelle“, einem Aufbau für Veranstaltungen samt Terrasse auf dem Flachdach des Leopold Museums. „Sie ist weithin sichtbar, hat sich aber gut ins Gesamtensemble eingefügt“, lobt auch Sima.

Auch den 7. Bezirk dürften die Pläne wohl bewegen. Immerhin hat er gerade eine ähnliche Debatte hinter sich – und zwar über die Dimensionen und die Nutzung des Wiener Warenhauses KaDeWe in der Mariahilfer Straße, das derzeit gebaut wird.

Der grüne Bezirkschef Markus Reiter begrüßt Leidls Pläne für das MQ jedenfalls: „Die Transformation hin zur Klimaneutralität ist das Thema Nummer eins. Dafür kann auch eine Landmark stehen“. Wichtig sei aber, dass nicht nur ein singuläres Bauwerk errichtet werde, betont Reiter. Sondern dass eine etwaige Landmark eine „integrative Wirkung“ habe.

Ein „Superquartier“

MQ-Leiterin Leidl will übrigens noch mehr, wie sie in der Presse verrät: Das MQ solle sich öffnen – in Richtung Spittelberg ebenso wie hin

zu Kunst- und Naturhistorischem Museum. Sie wünscht sich (in Anlehnung an die Superblocks, die derzeit überall entstehen) ein verkehrsberuhigtes „Superquartier“. Zugleich soll das MQ stärker begrünt werden.

Die erste Veränderung tritt übrigens schon heute ein: Da werden, anlässlich des Frühlingsbeginns, die Enzi-Sitzmöbel wieder in die MQ-Höfe geräumt. Zumindest dagegen wird wohl niemand etwas haben.

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