Klimawandel: Koppel für Lipizzaner im Burggarten, kein Städtetrip mehr für Fohlen
Im Burggarten bildet sich eine Menschentraube auf der linken Seite des Parks – gleich beim Zaun zur Goethegasse. Wo früher Dekorationspflanzen der Bundesgärten standen, werden jetzt weiße Hengste in weiße Koppeln geführt. Die vier Schulhengste der spanischen Hofreitschule lassen sich sofort zu Boden fallen und wälzen sich voller Freude im Holzhackboden. „Ist das schön“, sagt ein Fotograf lächelnd, der versucht diesen Moment festzuhalten.
Ausgang im Burggarten
Lipizzaner im Burggarten sind an sich keine Neuheit. Täglich gibt es einen morgendlichen Ausritt der Pferde mit den Reitern im Park, vorbei am Palmenhaus. Auf der Wiese beim Mozartdenkmal dürfen sie sogar grasen. Aber eine eigene Koppel im Park? Das ist neu. Zoo sei das hier aber keiner, wird beim Termin klar gestellt. „Es geht um das Pferdewohl und um eine Abwechslung zum Stall und zum Training in Heldenberg in Niederösterreich“, sagt Hofreitschulchefin Sonja Klima, die auch zur Einweihung der Koppel gekommen ist. Neben der Neueröffnung der Koppel hat sich Klima auch dafür eingesetzt, dass die dunklen Fohlen (typische Schimmelfarbe erhalten sie mit etwa vier bis zehn Jahren) nicht mehr im Park zu sehen sind.
Lipizzaner brauchen Auslauf
Neben den täglichen Spaziergängen gibt es jetzt die Möglichkeit der Pause in den neuen Koppeln der Lipizzaner im Burggarten.
Früher Abstellplatz für Pflanzen
Bisher war diese Fläche als Aufstellungsort für die Kübel- und Dekorationspflanzen im Sommer reserviert. Künftig werden dort vier Koppeln für die Lipizzaner aufgebaut.
Sie bricht so mit der Tradition ihrer Vorgänger Elisabeth Gürtler und Armin Aigner: „Die Fohlen gehören auf die Weide im Lipizzanergestüt Piber in der Steiermark“, sagt sie. Seit 13 Jahren war es üblich, dass der Nachwuchs im Sommer im Burggarten in den Abendstunden Auslauf bekam. Dafür wurden die Jungtiere von Piber nach Wien transportiert. Das erfreute die Touristen, für die Fohlen war die Erfahrung wohl nicht so wertvoll.
Kritik an Fiaker
Sonja Klima meint, dass auch die Fiaker mehr auf ihre Pferde achten müssten. „Fiaker soll es auf jeden Fall weiter geben, aber sie sollen nicht mehr in der Sonne stehen müssen“, ergänzt sie. Die Fiaker sind derzeit wieder vermehrt im Fokus der Tierschützer, da zwei Pferde in den den vergangenen Wochen in der Innenstadt verendet sind. Am Donnerstag bekamen die Pferde aber zumindest hitzefrei, weil es über 35 Grad hatte.
Koppeln
Die vier Koppeln befinden sich auf der Seite des Zauns an der Göthegasse.
Freude
Die Pferde freuen sich sichtlich über den Boden. Der wird sogar mit einem Bewässerungssystem befeuchtet, damit es nicht staubt.
Luxus im Burggarten
Eine Koppel ist 4m breit und zwischen 14-18m lang. Der Boden besteht aus c. 15cm Tretschicht Lärchenhackschnitzel. Jede Koppel besitzt eine Wassertränke.
Lipizzaner im Garten
Die Koppeln sind für einen Zeitraum von 5 Jahren geplant und können auch im Winter genützt werden.
6 Tage im Garten
An vermutlich 6 Tagen die Woche (außer bei Schlechtwetter) werden die Lipizzaner von April bis Oktober in den Koppeln zu sehen sein. Jeweils vier Hengste sollen dort eineinhalb Stunden verweilen.
Sechs Tage im Park
Auf der neuen Koppel im Burggarten gibt es daher auch Schattenplätze. An sechs Tagen die Woche (außer bei Schlechtwetter) vier Lipizzaner von April bis Oktober in den Koppeln zu sehen sein. Wann genau, bleibt aber noch geheim. Man wolle nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Vor Ort wird auch ein Stallmitarbeiter für die Sicherheit der Pferde sorgen.
Publikumsmagnet
In kürzester Zeit kommen Besucher und bewundern die Tiere in ihren neuen Koppeln.
Bereiter Bachiner
Bereits in dritter Generation sind die Bachingers Bereiter an der Spanischen Hofreitschule – sein Großvater und auch sein Vater haben ihr berufliches Leben in der ältesten Reitschule der Welt verbracht. "Liebe zum Pferd und Durchhaltevermögen braucht man für diesen Beruf", sagt er.
Bereiter und Lehrlinge
Derzeit besteht das reitende Personal der Spanischen Hofreitschule aus 4 Oberreitern, 11 Bereitern, drei Elevinnen und 2 Lehrlinge. Erst seit 2008 dürfen Frauen an der Ausbildung teilnehmen.
Die neuen Reiter
v. li.n.re: Georg Sattler (26) Bereiter Anwärter, Jonas Diener (18) Eleve, Emma Brökling (19) Elevin, Lehrlinge Moira Krokodilos (15) und Vinzenz Zöchlnig (15)
Die Koppel mit elektrischem Weidezaun hat rund 15.000 Euro gekostet. Die Fläche dafür stellen die Bundesgärten zur Verfügung. Die Hofreitschule übernimmt dafür die Müllentsorgung. Denn man müsse den Pferdemist so oder so entsorgen, heißt es. Für Sonja Klima soll es noch mehr Veränderungen geben. „Wer weiß, wo es noch neue Koppeln geben wird“, sagte sie. Sie sorgt also weiter für einen „Klimawandel“ in der Spanischen Hofreitschule.
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