Bettenstation in der Klinik Floridsdorf wegen Ärztemangels immer noch außer Betrieb, Minderjährige müssen auf Abteilungen für Erwachsene versorgt werden
Langsam treten wieder die Probleme im Gesundheitssystem zutage, die durch die Pandemie verdeckt waren. Manche davon wurde durch die Krise sogar verstärkt.
Dazu gehört die Kinder- und Jugendpsychiatrie, seit Jahren aufgrund fehlender Fachärzte eine der größten Schwachstellen im Gesundheitswesen der Stadt.
Von massiven Versorgungsmängeln sprach zuletzt der Verein VertretungsNetz, der sich für die Rechte psychisch Erkrankter einsetzt. Um die Spitalsbetten rasch wieder für andere Patienten freizumachen, würden die Jugendlichen immer häufiger viel zu rasch entlassen. Inzwischen gebe es auch wieder mehr Fälle von Minderjährigen, die auf Erwachsenen-Stationen untergebracht werden. Allein im vergangenen Monat habe man acht Betroffene vertreten, heißt es beim Verein.
Verschärfung
Dass sich die Lage zuletzt verschärft hat, legt die schriftliche Antwort von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf eine Anfrage der ÖVP nahe. Demnach waren im gesamten Kalenderjahr 2020 nur zwei Minderjährige auf Erwachsenen-Psychiatrien untergebracht.
Auch aus diesem Papier lassen sich die dramatischen personellen Engpässe ablesen. Aktuell sind im Gesundheitsverbund Wigev (exklusive AKH) nur sieben Fachärzte im stationären und sechs im ambulanten Bereich tätig. Nachwuchs ist kaum in Sicht: Im Vorjahr schlossen gerade einmal zwei Ärzte im Wigev ihre Facharzt-Ausbildung für Kinder- und Jugendpsychiatrie ab.
Unverändert prekär ist die Lage weiterhin in der Klinik Floridsdorf, die vor zwei Jahren eröffnete. Der stationäre Bereich der dortigen Abteilung mit ihren 24 Betten ist wegen Ärztemangels immer noch nicht in Betrieb, lediglich in der Ambulanz und in der Tagesklinik können aktuell junge Patienten versorgt werden.
„Es braucht mehr Anreize, beim Gesundheitsverbund die Ausbildung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu absolvieren, denn die derzeitige Situation kann für viele Kinder und Jugendliche verheerende Folgen haben.“, sagen ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec und Gemeinderat Patrick Gasselich.
Problem Ausbildung
„Wir haben immer noch keine Zustimmung der Ärztekammer, dass die MedUni Wien mehr Fachärzte ausbilden darf. Das ist inakzeptabel“, sagt dazu Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Es könne einfach nicht sein, dass ein Professor in Österreich nicht genauso viele Mediziner ausbilden darf wie sein Kollege etwa in Deutschland. Hacker wirft der Kammer auch vor, dabei zuzusehen, dass viele Kinder- und Jugendpsychiater Wahlärzte werden, statt einen Kassenvertrag abzuschließen.
Laut Stadtrat sei es im Zweifelsfall besser, ein Kind werde auf einer Erwachsenen-Station als gar nicht behandelt. Wann jene in Floridsdorf aufsperrt, sei offen.
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