Kältetelefon: Wenn das Klingeln Leben rettet

Ein Schlafsack und ein paar Flaschen liegen ausgebreitet vor einem Schaufenster
Seit mehr als zehn Jahren betreut die Caritas das Kältetelefon in Wien. Worauf es ankommt, warum auch warme Tage gefährlich sind und wer die Menschen sind, die am Hörer sitzen.

Das kleine, helle Büro vibriert wieder. Es befindet sich in einem Wiener Stadtbahnbogen, über den Köpfen der Caritas-Mitarbeiter rauscht alle paar Minuten die Schnellbahn vorbei. 

Es klingelt. Christine Scalisi hebt ab. „Caritas Kältetelefon.“ Ihre Finger greifen nach dem Kuli, routiniert schreibt sie auf einem Block mit. „Können Sie mir sagen, welche Farbe der Schlafsack hat? Und wie ist der Herr sonst ausgestattet? Ich gebe das gleich weiter. Vielen Dank für Ihren Anruf und danke, dass Sie hingeschaut haben.“

Wenn es kalt wird in Wien

Die Pensionistin ist schon im fünften Jahr im ehrenamtlichen Team des Caritas Kältetelefons. Davor war sie Rezeptionistin in einem Wissenschaftsinstitut – telefonieren fällt ihr also leicht, sie redet gerne mit Menschen. An diesem Jännertag waren es gegen Mittag bereits 31 Anrufe. Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt, aber die Sonne scheint. „Wenn es schneit, rufen die Leute den ganzen Tag an. Sobald die Sonne scheint, lässt das nach, auch wenn es kalt ist.“

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Scalisi betreut in dieser Schicht das Telefon alleine. In den vergangenen, trüb-eisigen Tagen kamen rund um die Uhr so viele Anrufe herein, dass die Telefondienste mit bis zu drei Freiwilligen besetzt waren. Allein in der Vorwoche klingelte es mehr als 1.000 Mal.

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