Ausreißer im Jahr 2013
Keine Einzelfälle, wie ein Blick in die Erhebung der Statistik Austria zeigt. In den vergangenen 21 Jahren erfroren in Österreich insgesamt 567 Menschen. Die meisten Kältetoten gab es mit insgesamt 115 in Niederösterreich, gefolgt von der Steiermark (97) und Tirol (91). Besonders viele Tote gab es in den Jahren 2012 (42) und 2013 (46), siehe Grafik oben. Zum Vergleich: 2018 erfroren nur 11 Menschen.
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Weshalb die Anzahl der Kältetoten pro Jahr teilweise stark variiert, sei schwer zu erklären, heißt es von der Berufsrettung Wien. Neben besonders niedrigen Temperaturen gibt es zusätzliche Risikofaktoren für den Kältetod, etwa das Alter. „Insbesondere junge als auch besonders alte Menschen haben ein höheres Risiko, da die Wärmeproduktion aus bestimmtem ‚braunen‘ Fettgewebe nicht funktioniert“, sagt Barbara Hallmann, Oberärztin der Berufsrettung Wien. Eine weitere große Gefahr birgt Immobilität. „Dies kann zum Beispiel nach Stürzen oder auch durch Einwirkung von bewusstseinsverändernden Substanzen passieren“, so Hallmann.
Zu Hause erfroren
Die Statistik Austria erfasst in ihrer Auswertung auch die jeweiligen Sterbeorte der Menschen. Die meisten erfroren entweder an ihrer Wohnadresse oder in einer Krankenanstalt. „Dabei handelt es sich um Personen, die mit Erfrierungen ins Krankenhaus gebracht wurden und dann verstorben sind“, sagte eine Mitarbeiterin der Statistik Austria. Informationen darüber, wie viele der Toten obdachlos gewesen sind, liegen keine vor, heißt es.
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Bis Menschen tatsächlich an Kälte sterben, können mehrere Stunden vergehen. „Der Tod durch Unterkühlung ist von der Umgebungstemperatur, der Bewusstseinslage sowie vielen anderen Umständen, wie zum Beispiel Nässe, abhängig“, sagte Hallmann. Eine Unterkühlung, an der man versterben kann, sei aber von Erfrierungen zu unterscheiden.
„Ein Herz-Kreislauf-Stillstand tritt jedenfalls dann ein, wenn durch Absenken der Körperkerntemperatur unter 28 Grad Celsius die lebenswichtigen Organe ihre Funktion einstellen“, erklärt die Oberärztin. Die chemischen Reaktionen im Körper funktionieren bei diesen Temperaturen nicht mehr. Unter bestimmten Bedingungen ist ein Tod durch Kälte aber auch möglich, wenn die Außentemperatur über null Grad Celsius liegt. „Insbesondere in feuchter Umgebung oder bei nasser Bekleidung kann diese sogenannte Hypothermie – durch die beschleunigte Wärmeabgabe des Körpers – auch bei höheren Umgebungstemperaturen eintreten“, schildert Hallmann.
Es gibt auch Fälle, bei denen Erfrorene nackt aufgefunden werden. Dieses paradoxe Verhalten wird in der Gerichtsmedizin als „Kälteidiotie“ bezeichnet. „Durch die Hypothermie und dadurch bedingte Fehlfunktionen chemischer Prozesse des Gehirns kann es zu unerwarteten Verhaltensänderungen kommen – wie zum Beispiel dem Entkleiden trotz vorliegender Kälte“, so die Ärztin.
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