So wirkt die Kälte auf den Körper

Feinstaub belastet im Winter besonders.
Tränende Augen, trockene Haut, strapazierte Atemwege – wodurch die Kälte-Symptome entstehen und was dagegen hilft.

Die einen schimpfen über die kalte Luft, den anderen machen die überheizten Räume zu schaffen, ganz zu schweigen vom Feinstaub. Wie das alles zusammenhängt und welche Auswirkungen die Kombination auf die Gesundheit hat, erklärt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien.

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Er macht die im Winter häufigen Inversionswetterlagen verantwortlich. "Die warme Luftschicht schiebt sich über die kalte Luft und es findet kein Austausch mehr statt. Dadurch können die Schadstoffe nicht entweichen und werden wie unter einer Käseglocke festgehalten."

Viele leiden unter dem Feinstaub im Winter

Bedenkt man, dass im Winter nicht nur durch den Straßenverkehr sowie das Streuen gegen Eis und Schnee, sondern auch durch das Heizen viel Feinstaub durch die Luft wirbelt, ist es wenig verwunderlich, dass viele leiden. "Die Partikel wirken sich nicht nur auf die Lunge und das Herz-Kreislauf-System aus, sondern können sogar die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen", erklärt Hutter.

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Die Partikel sind bis zu ein Tausendstel eines Millimeters groß und gelangen über die Atmung in den Blutkreislauf und in alle Organe, außerdem wandern sie über den Riechnerv ins Gehirn, wo – dem Umweltmediziner zufolge – Ablagerungen nachgewiesen werden können.

"Tests haben gezeigt, dass Intelligenzleistungen bei Menschen mit höherer Feinstaubbelastung gegenüber jenen mit niedriger Belastung deutlich vermindert sind – bei den Studien wurden natürlich auch soziale Unterschiede berücksichtigt", betont der Forscher.

Tipps, wie man mit der Feinstaubbelastung umgeht

Hier Prof. Hutters Tipps, wie sich die Feinstaubbelastung verringern und der Umgang damit verbessern lässt:

  • Richtig heizen: Aus dem Wunsch heraus, sich mit leichtem Shirt in Innenräumen aufhalten zu können, sind die meisten Räume stark überheizt. "Die Leute sitzen oft bei 25 Grad aufwärts zuhause oder im Büro – viel besser wären aber 21 bis 22 Grad, im Schlafraum sind sogar nur 18 bis 19 Grad empfehlenswert." Das viele Heizen wirkt sich nicht nur auf die CO₂-Bilanz und den Schadstoffausstoß bzw. die Feinstaubbelastung aus. In überheizten Räumen trocknen auch die Schleimhäute aus: Nase, Rachen, Augen und Bindehäute sind betroffen. Auch Viren (Grippe!) verteilen sich besser bei trockener Luft und überleben länger. Die Grippe grassiert im Winter viel eher, weil die Menschen mehr Zeit gemeinsam in Innenräumen verbringen. Nicht nur das übertriebene Heizen wirkt austrocknend. Je kälter die Luft, desto trockener ist sie. Das kommt wiederum dem Feinstaub zu Gute, denn "je trockener die Luft ist, desto besser halten sich Feinstaubpartikel in der Luft. Bei feuchter, warmer Luft werden sie von Feuchtigkeit umhüllt und fallen runter".
  • Luftfeuchtigkeit verbessern: Die Luftfeuchtigkeit sollte dem Umweltmediziner zufolge bei 40 bis 60 Prozent liegen. Wer sich absichern will, besorgt einen Feuchtigkeitsmesser (Hygrometer). "Ein Gleichgewicht zwischen Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit bringt was fürs Wohlbefinden, ist besser für die Umwelt und spart Geld, wenn man klüger heizt." Ein Luftbefeuchter kann sinnvoll sein, muss aber nach Herstellerangaben regelmäßig gewartet und gereinigt werden – sonst sammeln sich im Wasser Bakterienherde und richten mehr Schaden an als die Gesundheit zu fördern. Im Prinzip reicht es, seine feuchte Wäsche zum Trocknen im Raum aufzuhängen.
  • Den Körper mit Feuchtigkeit versorgen: In der kalten Jahreszeit sollte viel getrunken werden, um die Atemwege feucht zu halten. Auch Lippen und Haut brauchen jetzt viel mehr Pflege. "Nach dem Duschen sollte man sich jetzt umso mehr einschmieren – natürlich auf den Hauttyp abgestimmt. Je trockener, desto feuchter", sagt Hutter. Nach dem Einschmieren sollte man dem Körper Zeit geben, die Feuchtigkeit aufzunehmen – wer gleich in die Kälte geht, riskiert, dass die Creme auf der Haut einfriert und Rötungen verursacht. Für längere Outdoor-Aktivitäten wie Ski-Touren gibt es eigene fette Schutzcremes, zusätzlich sollte man in höheren Lagen nicht auf den UV-Schutz vergessen.
  • Abhärten: Nicht jeder ist ein Fan davon, aber schon lange empfohlen sind aus gutem Grund Kalt-Warm-Duschen. "Eine Minute am Tag bringt die körpereigene Klimaanlage auf Trab, trainiert die Gefäße und stimuliert das Immunsystem", ist Hutter überzeugt. Der Kalt-Warm-Wechsel im Winter lässt sich nicht vermeiden, wird so aber besser erträglich.

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