Justizskandal um Verhaftung angeblicher U-Bahnräuber?

Anwältin Wagner wittert einen Justizskandal um Verhaftung.
Angebliche Räuber versuchten drei Mal vergeblich, sich der Polizei zu stellen, wurden aber nicht angehört.

Nach einer Fahndung mit gleichzeitiger öffentlicher Erregung wurden Freitag jene angeblichen vier U-Bahnräuber in U-Haft genommen, die einen Fahrgast beraubt haben sollen. Anwältin Astrid Wagner sieht dahinter einen handfesten Justizskandal. Die Männer, die die Vorwürfe heftig bestreiten, hätten vorher schon drei Versuche gemacht, sich der Polizei zu stellen. Aber man habe sie nicht angehört.

Am 8. Jänner wurden von der Staatsanwaltschaft Fotos von vier Latinos veröffentlicht, die in der U-Bahn einen österreichischen Burschen zur Herausgabe von 50 Euro genötigt haben sollen. Krone-Kolumnist Michael Jeannée präsentierte diese Bilder und bezeichnete das vorerst unbekannte Quartett als „elendes, niederträchtiges Pack“ und „Dreckskerle“.

Der Schönheitsfehler: Niemand weiß, was sich wirklich abgespielt hat. Laut Anwältin Wagner hätten sich die Männer, die Wurzeln in der Dominikanischen Republik haben, noch am Tag der Veröffentlichung zur Polizeiinspektion Kopernikusgasse begeben, um ihre Sicht der Dinge darzustellen. Nach ihrer Darstellung könne von Raub keine Rede sein. Vielmehr hätte der angeblich Beraubte versucht, sie um Rauschgift anzuschnorren – mit einer Bierflasche in der Hand. Bei der Polizei in der Kopernikusgasse hat man aber nur ihre Personalien aufgenommen, weshalb sie am nächsten Tag bei der Polizeiinspektion am Praterstern vorstellig wurden. Dort bekamen sie zwar eine Bestätigung für ihre Vorsprache, wurden aber wieder weggeschickt. Schließlich wandten sie sich an Anwältin Wagner. Die marschierte mit ihnen Samstag neuerlich zur Polizei, wo sie schließlich in U-Haft genommen wurden. Anwältin Wagner ist sprachlos. Fluchtgefahr als Haftgrund könne nicht gelten in einem Fall, wo sich die Gesuchten doch vorher schon drei Mal der Polizei gestellt hätten.

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