Wie das Wiener Café Volkstheater mit Jazz in die Woche startet

Singer's Delight im Cqafe Volkstheater
Kein Eintritt, viel Programm - im Café Volkstheater gibt's jeden Montag Jazz.

Die Kellnerin serviert den Rotwein. Die Quiche am Nebentisch duftet. Doch der Gast, der sie bestellt hat, vergisst zu essen. Er wippt mit den Füßen im Takt. Immer wieder trudeln neue Besucher im Café Volkstheater ein. Die Musiker stört’s nicht, dass die Tür oft auf- und zugeht. Sie spielen Jazz während gegessen, getrunken und manchmal auch getratscht wird. „Bekömmliches“, wie der Schlagzeuger Joris Dudli über die Musikauswahl sagt. „Keine Künstlerverwirklichung.“ Es ist Montag und damit Jazz-Abend im Lokal in der Neustiftgasse 4.

Der gebürtige Schweizer Dudli hat’s erfunden. Seit November tritt er mit Larry Lofquist – am Piano – und Tjan Šoštarič – am Bass – auf. Das ist das fixe Trio. Aber auch Sängerinnen und Sänger bekommen eine Bühne. Daher der Name der Veranstaltung: Singer’s Delight. „Wir kommen drauf, wie viele gute Sängerinnen es in Wien gibt.“

Gespielt wird immer montags. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Man kann aber auch später kommen. Der Eintritt im Café Volkstheater (1070 Wien, Neustiftgasse 4)   ist frei.  Es treten immer andere 
Sängerinnen und Sänger auf.  Die nächsten Wochen: 
22. 4.: Bettina Krenosz
29. 4.: Theresa Riess 

Online: https://lyricstudio.wixsite.com/singersdelight

Dudli, der mit vielen Jazzgrößen spielt, hat übrigens mit dem Singen begonnen. Auch er ist zu hören. Und: Es muss nicht immer Jazz sein. Seine Tochter Felice hatte bereits einen Auftritt. Pop ist ihr Metier. „Es soll unterhaltsam sein“, erklärt ihr Vater.

Nach dem ersten Set ist eine Pause. Dudli lässt den Sektkübel im Publikum kreisen. Die Gäste können nichts herausnehmen. Ganz im Gegenteil, sie sollen etwas hineingeben: Geld. Denn die Musiker bekommen keine Gage im Café, keine Förderungen von öffentlichen Stellen.

Wie das Wiener Café Volkstheater mit Jazz in die Woche startet

Warum aber genau dieses Kaffeehaus? Wohnung und Proberaum von Dudli befinden sich ganz in der Nähe, und das Lokal hat es dem Musiker schon lange angetan. „Es ist richtig Wien. Ein urschönes Café.“ Erreichen will Dudli mit diesen Abenden andere Menschen als seine Stammhörer, er möchte Laufkundschaft ansprechen.

Weiß oder Rot?

Die Tür geht wieder auf. Junge Männer treten ein und schnappen sich die letzten freien Sessel. Sie haben ihre Instrumente dabei und werden an diesem Abend spielen. Jetzt bestellen sie noch schnell etwas. Rot- und Weißwein sind auf der Getränkekarte zu finden – ohne Sortenbezeichnung oder Jahrgang. Einfach weiß oder rot.

Der Wirt reicht auch Kaffee, Bier, Antialkoholisches und selbst gemachte Quiche und Mehlspeisen – das alles zu moderaten Preisen.

Das zweite Set beginnt, die Gespräche werden beendet. „Die Leute hier hören gut zu“, sagt Dudli. Das war nicht bei allen seinen Konzerten so. In den USA hat das Publikum zwar geklatscht und der Schlagzeuger war erfreut, bis er jedoch auf einem Bildschirm im Saal gesehen hat, dass die dortige Heimmannschaft ein Tor geschossen hat. Trotz allem: „Die Musiker freuen sich über Applaus“, sagt er. Im Kaffeehaus gibt’s Beifall und eine Pause. Der Sektkübel wandert wieder durch den Saal. Reich werden die Musiker durch die Spenden nicht.

Das dritte Set gehört den jungen Männern. Es wird spät. Das war ein beschwingter Wochenbeginn. Nächsten Montag gibt es die nächste Chance, im Kaffeehaus Jazz zu hören.

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