Irrfahrt zu zentralem Wiener Busterminal endet beim Stadion

Der neue Terminal soll unter anderem jenen in Erdberg ersetzen.
Die Leopoldstadt kristallisiert sich als Standort für den lang diskutierten Fernbusbahnhof heraus.

Jahrelang wurde um ihn verhandelt und (vor allem) gestritten – jetzt ist er fix: der neue Fernbusterminal. Entstehen dürfte er rund um das Stadioncenter im 2. Bezirk. Das erfuhr der KURIER aus Rathauskreisen.

„Es spricht alles für diese Variante“, heißt es dort.

Offiziell bekannt gegeben werden soll die Entscheidung erst im Jänner, nach einem letzten Abstimmungstermin zwischen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), Bürgermeister Michael Ludwig und Finanzstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ).

Vassilakou preschte jedoch am Donnerstag im Gemeinderat mit der Aussage vor, dass der „Entscheidungsfindungsprozess weitestgehend abgeschlossen“ sei. Nicht gerade zur Freude aller: So mancher Beteiligte war – dem Vernehmen nach – zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingeweiht.

Der neue Terminal soll den gesamten internationalen Busverkehr von und nach Wien abwickeln. Bis zu 300 Busse könnten die Station laut Schätzungen der Wiener Wirtschaftskammer (WKW) täglich ansteuern.

Aktuell werden die Fernbusse an drei Standorten – in Erdberg, beim Hauptbahnhof und am Stadioncenter – abgefertigt.

Irrfahrt zu zentralem Wiener Busterminal endet beim Stadion

Die Debatte um einen zentralen Standort nahm 2014 ihren Anfang. Vassilakou stellte damals angesichts der Kritik an dem dunklen, zugigen Vienna International Busterminal (VIB) in Erdberg eine Alternative in Aussicht.

Studienflut

Das Verkehrsressort ließ daraufhin zwölf mögliche Standorte prüfen, vier davon vertiefend: Den Verteilerkreis – der Wunschstandort von Vassilakou und WKW – nahm im Sommer Bürgermeister Ludwig aus dem Rennen. Das rot regierte Favoriten hatte sich so lange gewehrt, bis Ludwig ein Machtwort sprach.

Die bestehenden Terminals in Erdberg und auf den Waldmanngründen beim Hauptbahnhof galten als zu klein. Gegner kritisierten diese Varianten zudem wegen ihrer Lage: Busse müssten sich weit in die Stadt hineinstauen, hieß es.

So argumentierte auch die Leopoldstädter Bezirkschefin Uschi Lichtenegger (Grüne) gegen einen Busterminal beim Stadion. Die Parteikollegin von Vassilakou hat jetzt wohl Pech.

Erfreut zeigt sich in einer ersten Reaktion die Wiener Wirtschaftskammer: „Wir haben viele Jahre intensiv bei der Politik für einen neuen und modernen Busterminal gekämpft“, sagt Präsident Walter Ruck. Der Standort beim Stadion sei „eine sehr gute Wahl“, sagt Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr.

Das belegt nicht zuletzt eine Standortanalyse der WKW, die dem KURIER exklusiv vorliegt.

Ruf nach raschem Bau

Die WKW hat das Stadionareal anhand von 21 Punkten auf seine Eignung abgeklopft – und zwar mit Blick auf Fahrgäste, Busbetrieb und Stadtplanung.

Einige zentrale Ergebnisse: Mit der Anbindung an die U2 ist ein rascher Umstieg auf den öffentlichen Verkehr möglich. A23 und Handelskai stellen die Zufahrt per Pkw sicher; ausreichend Dauerparkplätze sind vorhanden.

Für den weiteren Ausbau gebe es zudem „genügend Flächenreserven“. Und: Wegen der Lage am Stadtrand komme es zu einer nur geringen Belastung des innerstädtischen Verkehrs.

Die WKW macht jetzt Druck beim Baustart: „Mit rascher Architekturausschreibung und schnellem Genehmigungsverfahren ist dieser noch im Jahr 2019 möglich“, sagt Sertic.

Mitarbeit: Christoph Schwarz

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