„Ich bin der Staat!“: Geldbuße für Ex-Pressesprecher

„Ich bin der Staat!“: Geldbuße für Ex-Pressesprecher
Werner Kaizar zeigte sich bei Prozess geständig und peinlich berührt.

Werner Kaizar liebte in der Vergangenheit den großen Auftritt. Er pflegte sein dandyhaftes Auftreten. War nie um Worte verlegen. Letzteres mag auch mit seinem (früheren) Beruf als Pressesprecher der Stadt Wien zusammenhängen. Doch von all dem ist Dienstagnachmittag im Landesgericht für Strafsachen in Wien nichts zu merken. Denn Kaizar hat sich im Ton vergriffen – und ist deshalb wegen schwerer Nötigung in drei Fällen angeklagt.

Der ehemalige Pressesprecher meidet am Dienstag die Presse. Er wählt den Zutritt zum Gerichtssaal über einen Nebenraum. Auch sein Äußeres ist anders als sonst: Dunkelblauer Anzug und eine Kippa. Er antwortet kurz und ruhig.

Drohungen

Kaizar war Sprecher des ehemaligen FPÖ-Vizebürgermeisters Dominik Nepp. „In dieser Funktion hat er mit seiner staatlichen Macht gedroht“, sagt der Staatsanwalt. Konkret werden ihm Drohungen gegen die beiden Ex-Männer seiner damaligen Lebensgefährtin (mittlerweile Frau) und einen Anwalt vorgeworfen.

Der Wortlaut geisterte bereits mehrfach durch die Medien (auch deshalb, weil zumindest eines der Telefonate aufgezeichnet und transkribiert wurde): „Ich bin der Staat! Wir machen dich fertig!“
Als ihm das Gegenüber (vertreten von Rechtsanwalt Nikolaus Rast) ein „persönliches Treffen“ vorschlug, soll Kaizar nachgelegt haben: „Sie sind ein Wurm! Wir drehen Ihnen alle Firmen zu!“.

„Ich bin der Staat!“: Geldbuße für Ex-Pressesprecher

Anwalt Nikolaus Rast vertrat die bedrohten Ex-Männer

 

Oder: „Ich schicke dir jede Woche die Behörde vorbei! Vom Marktamt bis zum Finanzamt. Mein Einfluss reicht bis ganz oben!“

 

Oder: „Ich werde meine Kontakte nutzen, um ein Berufsverbot zu erwirken.“

Der Staatsanwalt liest Satz für Satz vor. Kaizar hört regungslos zu. „Es ist mir sehr unangenehm und peinlich, wenn ich das heute höre“, sagt er. „Das war total lächerlich.“

„War kompetenzlos“

Ob er denn überhaupt die Macht gehabt hätte, seine Drohungen wahr zu machen, will Richter Johannes Varga wissen. „Völlig absurd. Nein. Ich war ein kompetenzloser Pressesprecher, der einem Vizebürgermeister ohne Ressort zugeteilt war. Hätte ich wo angerufen, wäre genau das Gegenteil passiert.“

Er habe all das nur aus Liebe gemacht, betont er. „Ich war fürchterlich aufgeregt und habe versucht, meine Frau auf lächerliche Art und Weise zu schützen. Das war eine falsche Vorgehensweise.“ Auch Kaizars Anwälte, Mathias Burger und Alfred Boran, betonen die Verzweiflung ihres Mandanten: „Er war mit der Situation überfordert.“

Job verloren

Nach Bekanntwerden verlor Kaizar auch seinen Job als Pressesprecher bei der Stadt Wien. „Ich war seit 20 Jahren dort. Das war ein sehr guter Vertrag“, sagt er. Heute ist er Angestellter.

Er habe aus seinen Fehlern gelernt, betont er mehrfach. „Das wird nie wieder passieren. Ich wünsche mir einfach nur, dass endlich Friede einkehrt und ich einen Strich unter die Sache ziehen kann.“

Auch der Richter betont, dass Kaizar durch seinen Jobverlust schon deutlich die Folgen seiner Aussagen gespürt habe. Er spricht deshalb eine Diversion aus. Kaizar muss 4.000 Euro Geldbuße zahlen, dann ist die Sache vom Tisch. Kaizar nimmt an. Der Staatsanwalt gibt keine Erklärung ab; nicht rechtskräftig.

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