Ein Hochhaus vor dem Fenster: Aufregung im Hietzinger Gemeindebau

ÖVP-Bezirkschefin Kobald (2. v. re.) zeigt sich solidarisch mit Gemeindebaubewohnern und Nachbarn.
Mehr als 500 Protestunterschriften sammelten Anrainer des Montecuccoliplatzes gegen eine weitere Verbauung.

Im Hietzinger Gemeindebau am Montecuccoliplatz hängt der Haussegen schief. Weil die Stadt Wien zwischen den bereits bestehenden Gebäuden ein weiteres für 60 Wohnungen hochziehen will, haben Gemeindebaubewohner und Nachbarn mehr als 500 Protestunterschriften gegen das Bauprojekt gesammelt. 

Die Hauptkritikpunkte: Der Neubau sei mit Bauklasse 3 um zwei Stockwerke höher als der Bestand. Und nur sieben Meter Abstand zu den angrenzenden Gebäuden seien nicht zumutbar.

"Zum einen nimmt man uns die Sonne und wir sitzen im Finstern. Und zum anderen können wir unseren künftigen Nachbarn den Kaffee beim Fenster hineinreichen", ärgert sich Bewohner Franz Schmidt, der die 500 Protestunterschriften für eine Petition sammelte.

"Man fährt über uns drüber"

Die Interessen der Anrainer würden von der Stadt ignoriert, meint er. "Man fährt einfach über uns drüber." Die Causa liegt zwar mittlerweile dem Petitionsausschuss des Gemeinderats vor. Große Hoffnung auf Verbesserungen hat Schmidt aber nicht.

Zumal in der Sache schon länger Interessen aufeinander prallen. Angefangen habe alles mit der Schließung der Zielpunkt-Filiale im Gemeindebau im Dezember 2015, schildert Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP) - die ebenfalls gegen die Gemeindebau-Verdichtung in der geplanten Form ist und stattdessen eine Generalsanierung des Altbestands und einen neuen Nahversorger fordert.

Statt die leer stehende Immobilie an einen anderen Nahversorger zu vermieten, wolle die Stadt den ehemaligen Supermarkt abreißen und an der Stelle ein zusätzliches Wohngebäude mit einem Geschäft im Erdgeschoß errichten, sagt Kobald.

Neue Flächenwidmung

Um höher als bisher bauen zu können, sei die Flächenwidmung entsprechend geändert worden - "und das, obwohl sich der Fachbeirat für Stadtgestaltung gegen diese Verdichtung ausgesprochen hat".

Das ärgere die Bewohner, denen man nun ein Hochhaus vor ihre Fenster und Balkone setze. Aber auch den Bezirk. "Das ist hier ein kleinteiliges Siedlungsgebiet mit Einfamilienhäusern und Schrebergärten in Schönbrunn-Nähe", erklärt Kobald. Ein Bau dieser Dimension passe hier nicht her.

Größere Abstände

Seitens der Stadt ist man nun um Beruhigung bemüht. Die Bedürfnisse der Anrainer würden "sehr ernst genommen und fließen auch in die Planung ein", heißt es von Wiener Wohnen.

Zwar sei man "angesichts des großen Bedarfs an leistbaren Wohnungen bemüht, die bestehende Fläche bestmöglich zu nützen, ohne dafür weitere Flächenversiegelungen in Kauf nehmen zu müssen". Um gleichzeitig auch den Bedürfnissen der Anrainer gerecht zu werden, habe man aber den Abstand zwischen den Gebäuden um weitere 1,7 bis 2,2 Meter erhöht. 

Und auch die erlaubte Maximalhöhe von 23,5 Metern werde man nicht ausnützen. Der geplante Dachabschluss über dem Nahversorger weise 19 Meter und im rückwärtigen Bereich 15,5 Meter auf, erklärt ein "Wiener Wohnen"-Sprecher. 

Der geplante neue Gemeindebau entspreche somit nicht nur der Höhe des Bestands, sondern garantiere auch die erforderliche Belichtung.

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