Favoriten: Wenn einem Tauben täglich den Atem rauben

Das Gitter vor Claudia Heschs Balkon hilft gegen die Verschmutzung durch die Tauben ebenso wenig wie der Plastikrabe.
Taubenplage im Gemeindebau: Doch Wiener Wohnen riet einer Mieterin, ihr Vogelproblem selbst zu lösen.

Wenn Claudia Hesch morgens das Gurren der Tauben vernimmt, ist der Tag für sie gelaufen. Statt sich an der Tierwelt zu erfreuen, könnte die 50-jährige Fleischerin die Vögel faschieren. Denn die verpassen dem Balkon der Favoritnerin mehrmals täglich einen neuen Anstrich – und keinen schönen. Bei „Wiener Wohnen“ steht man der Taubenplage im Gemeindebau bis dato allerdings machtlos gegenüber.

Angefangen habe die Misere im Jänner des Vorjahres, als die Mieterin in der Wohnung über ihr gestorben sei, schildert Frau Hesch. Seitdem nisten zahlreiche Tauben auf dem verlassenen Balkon – was zur permanenten Verschmutzung ihres eigenen führe. Den Dreck müsse sie zumindest zwei Mal am Tag entfernen, klagt sie. Der Staubsauger stehe deshalb rund um die Uhr im Freien.

Erfolglose Abwehrschlacht

Der Gitterzaun, den Frau Hesch in ihrer Verzweiflung über dem Balkongeländer montiert hat, änderte an der Problematik ebenso wenig wie die bunten Wollschnüre, der Lichtschlauch und die (für Tauben) abschreckenden Plastikraben. Trotz aller Taubenabwehr-Maßnahmen sieht der Balkon ekelhaft aus. Zudem klagt die Mieterin bereits über Atemprobleme. „Und wenn es warm ist, stinkt es auch noch.“

Bei „Wiener Wohnen“, wo Frau Hesch deshalb seit Mai regelmäßig anrufe, habe sie bis dato allerdings auch nur mit Tauben zu tun gehabt, sagt Frau Hesch. Auf ein offenes Ohr habe sie lange warten müssen. „Erst vor einem Monat hat mich endlich jemand zurückgerufen“, erzählt sie.

Luftballons

„Man hat mir aber bloß geraten, das Problem selbst zu lösen. Ich sollte Luftballons oder Plastiksackerl raushängen und mit einem Stock fest gegen den Plafond klopfen – dann würden die Tauben wegfliegen. Mein Gitterzaun sei dagegen illegal.“ Und: Aufgrund eines Verlassenschaftsverfahrens könne man die Wohnung nicht betreten, ließ man Frau Hesch wissen.

Wiener Wohnen lasse seine Mieter im Stich, kritisiert in dem Zusammenhang der Favoritner FPÖ-Chef Stefan Berger. "Die monatelange Verschmutzung und Gesundheitsgefährdung durch die Tauben hätte von Wiener Wohnen unverzüglich beseitigt werden müssen."

Das will man bei der städtischen Wohnungsvermietung nicht so stehen lassen: Man habe für die Wohnung der Verstorbenen eine Verlassenschaftskündigung eingebracht, heißt es auf KURIER-Anfrage. Und erst nach dem gerichtlich für diese Woche anberaumten Räumungstermin habe man wieder Zugang. Nötige Reinigungen führe man dann umgehend durch.

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