Heumarkt: „Kein architektonisches Juwel“

Heumarkt: „Kein architektonisches Juwel“
ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar kritisiert die „unkoordinierte Stadtplanungspolitik“ der SPÖ.

Die Wiener ÖVP übt seit jeher scharfe Kritik am Heumarkt-Projekt, dessen geplante Gebäudehöhen die Stadt auf die „Rote Liste“ der UNESCO brachten. Die ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar über Wankelmut in der Stadtplanung und die Wirkung hoher Gebäude.

KURIER: Wann waren Sie zuletzt im Belvedere, um den Canaletto-Blick zu genießen, den das Heumarkt-Projekt zu verstellen droht?

Elisabeth Olischar: Schon länger nicht. Aber beim Heumarkt geht es ja um viel mehr als um den Canaletto-Blick. 2001 hat sich die Stadt dazu entschieden, den Status des Weltkulturerbes zu beantragen. Und wenn man derartige Vereinbarungen schließt, dann muss man sie auch einhalten.

Die Stadt könnte auch sagen, sie habe sich nach 20 Jahren umentschieden und wolle sich unbeeinflusst von der UNESCO anders weiterentwickeln.

Ja, das könnte sie. Aber genau diese ehrliche Debatte wird ja gar nicht geführt. Statt sich ernsthaft mit dieser Frage auseinanderzusetzen, wird von der Stadt ein Investor (Michael Tojner, Anm.) vorgeschickt, ein Projekt umzusetzen, das das Weltkulturerbe riskiert.

Dann führen wir die Debatte doch hier: Warum braucht Wien aus Ihrer Sicht das Weltkulturerbe?

Die Debatte müssen wir im großen Stil führen.

In Deutschland gab es zu dem Thema sogar Volksbefragungen. Sollte man die Wiener befragen?

Es wäre zumindest ein ehrlicherer Umgang mit dem Thema als der derzeitige. Meine Sicht ist klar: Die historische Bausubstanz im Zentrum muss erhalten werden. Das Welterbe ist dafür ein Schutzschirm, den es gerade mit Blick auf die wankelmütige und unkoordinierte Stadtplanungspolitik der SPÖ braucht. Die Stadt weicht ja ständig ihre eigenen Spielregeln auf.

Ist ein 55-Meter-Haus wirklich zu hoch für die City?

Ja. Aus städtebaulicher Sicht muss ich jedes Hochhaus hinterfragen. Welchen Mehrwert bringt es mit sich? Oft ist das einzige Argument, dass es sich um eine Landmark handle. Dabei wird vergessen, dass es den Gedanken des Landmark an sich ad absurdum führt, wenn man ganz viele davon baut. Zudem haben Hochhäuser negative Auswirkungen, über die kaum gesprochen wird. Sie wirken anonym, oft bedrückend. Die Häuser werden höher und höher, während die Menschen aber immer gleich klein bleiben.

Wie gefällt Ihnen der geplante Heumarkt-Bau?

Er ist nicht sonderlich inspiriert. Was auf den Plänen zu sehen ist, ist kein architektonisches Juwel. Ein baukulturelles Schmuckstück sieht sicher anders aus.

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