Die Weingläser sind gefüllt, die Brotkörbchen schon halb leer. In der hinteren Ecke des Extrazimmers flimmern Fotos von Lipizzanern und vom Stephansdom über die Wand. „Kunst, Kultur, Tourismus: Dafür sind wir bekannt“, sagt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wiener Wirtschaftsagentur.
Im Publikum: Kalifornische Investoren, die vor ihrer Suppe sitzen und ihm zuhören. Probieren dürfen sie noch nicht. Denn Hirczi will ihnen erst noch die wirtschaftlichen Vorzüge Wiens erklären. Und ist dabei so eifrig, dass die Investoren ihre Suppe letztlich lauwarm essen.
Genauso wie die Vertreter der Stadt Wien, die ebenfalls an der Tafel in einem Restaurant rund 30 Autominuten von San Francisco entfernt Platz genommen haben. In der Mitte: Wirtschafts- und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke.
Eines der Steckenpferde des SPÖ-Politikers: Wien als „Wirtschafts-, Technologie- und Innovationsstandort“ zu positionieren. Das hat er auch in seiner neuen Wirtschaftsstrategie verankert. Ein Anliegen ist Hanke die Vermarktung Wiens aber schon länger.
Reise reiht sich bei ihm an Reise: nach London, um Brexit- Flüchtlinge zu umgarnen. Oder nach Belgrad, wo er Bande nach Osteuropa knüpfte. Und nun nach Kalifornien. Zum einen, um in Sachen Digitalisierung von der Filmmetropole Los Angeles und vom Innovationszentrum Silicon Valley zu lernen. Zum anderen, um US-Firmen nach Wien zu locken.
Ideale Bedingungen für Gründer
Als Hanke guten Appetit wünscht, wissen seine Gäste, was Wien abseits von Sisi-Romantik und weißen Pferden zu bieten hat. Zum Beispiel die höchste Lebensqualität, wie Hirczi sagt. Weiters einen modernen Umgang mit urbanen Problemen – und damit Platz eins im Smart-City-Ranking. Plus: Ideale Bedingungen für Gründer, wie der erste Rang im Start-up-Cities-Index zeigt.
Diese Vorzüge betont Hanke auch bei den vielen anderen Terminen: etwa bei den Experten von der Eliteuni Stanford. Beim Streaming-Riesen Netflix in Hollywood: Wegen der neuen Streaming-Konkurrenz von Disney will Netflix mehr auf lokale Inhalte setzen und streckt daher seine Fühler nach Wien aus. Oder bei der Cybersecurity-Firma Darktrace in San Francisco, der mit künstlicher Intelligenz Bedrohungen erkennen kann.
Im Herzen des Silicon Valley wird deutlich, dass nicht alle Lösungen eins zu eins umsetzbar sind: Die IT-Firma Cisco entwickelt dort unter anderem Systeme für das Parkraummanagement. Die meisten davon zapfen Überwachungskameras an, um freie Stellplätze an eine App zu melden. Sie haben keine Kameras?“, fragt der Cisco-Vertreter überrascht, als er vom strengen Datenschutz in Wien hört. Doch das Silicon Valley wäre nicht das Silicon Valley, wenn es nicht auch dafür eine Lösung hätte: Sensoren im Boden.
# Die Reise kaum auf Einladung der Stadt Wien zustande.
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