Handelschef kritisiert Parteifreund Figl für "autofreie" Wiener City
Der türkise Bezirksvorsteher der Wiener City, Markus Figl, hat Ärger mit seinen Parteifreunden. So mancher nimmt ihm nämlich übel, dass Figl mit der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein ein Auto-Fahrverbot in der Innenstadt paktiert hat. Und einer wird nun besonders deutlich.
„Politische Effekthascherei vor einer Wahl ist nicht immer die beste aller Lösungen“, sagt Rainer Trefelik zum KURIER. Er ist Obmann der Sparte Handel in der Wiener Wirtschaftskammer und Mitglied im ÖVP-Wirtschaftsbund. „Ich sehe die Zwänge von Markus Figl in Richtung seiner Bewohner. Aber er ist Bezirksvorsteher für alle. Auch für die Betriebe, den Handel und den Tourismus.“
Zur Erinnerung: Am Mittwoch haben Figl und Hebein erklärt, wie der Autoverkehr in der Innenstadt reduziert werden soll.
Der Bezirk hat in den vergangenen zwei Jahren mit Bürgern, Interessensvertretern und Experten ein Konzept dazu ausgearbeitet. Parallel dazu ließ auch Hebein einen Plan entwerfen.
Corona ändert Pläne
Nun haben sich die beiden auf einen gemeinsamen Kurs geeinigt: Noch vor der Wien-Wahl im Oktober soll im Bereich zwischen Ring und Kai ein Fahrverbot für Autos in Kraft treten.
Wobei es zahlreiche Ausnahmen gibt: Bezirksbewohner etwa dürfen weiter in der Zone einfahren – und auch auf der Straße parken.
Die Diskussion über das Verkehrskonzept in den vergangenen beiden Jahren habe eines gezeigt, sagt Trefelik: „Es gibt von allen Beteiligten das Grundverständnis dafür, dass man sich weiterentwickeln muss.“
Aber: Corona sei zum Zeitpunkt der Gespräche noch kein Thema gewesen: „Jetzt sind die Betriebe in der Innenstadt massiv betroffen. Die Touristen fehlen und viele Arbeitnehmer sind noch im Homeoffice. Wir sehen insgesamt eine starke Konsum-Unlaune.“
"Nackenschlag" Fahrverbot
In dieser „wirklich herausfordernden“ Situation brauche es keinen neuerlichen „Nackenschlag“. Damit gemeint ist das Grün-Türkise-Fahrverbot.
Bei den Geschäftsleuten in der Innenstadt, so Trefelik, habe dieses „großer Verunsicherung und Verärgerung“ nach sich gezogen.
Der Handelschef plädiert dafür, dass erst Normalität einkehren müsse, bevor der „nächste Schritt“ gesetzt werde.
Für Trefelik gleicht die Wiener Innenstadt derzeit einem Patienten, der gerade auf der Intensivstation behandelt wurde. „Und dann kommt schon der nächste Arzt, und will ein Experiment mit ihm machen. Das geht sich einfach nicht aus.“
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