Grüne wollen nun auch Tempo 30 auf dem Gürtel

Grüne wollen nun auch Tempo 30 auf dem Gürtel
Eine nächtliche Geschwindigkeitsreduktion würde den lärmgeplagten Anrainern helfen.

Viele weiße Flecken gibt in Wien nicht mehr, wo man mit Tempo 50 unterwegs sein kann: Rechnet man die Hauptstraßen der Kategorie A und B weg (z. B. Gürtel, Kai) liegt der Anteil der Tempo-30-Zonen bei beachtlichen 82 Prozent. Nun wird, wie berichtet, Neubau der erste Wiener Bezirk, in dem flächendeckend Tempo 30 gilt.

Wobei: Flächendeckend ist ein klein wenig ungenau. Neben der Zweierlinie darf man auch künftig auf dem Neubaugürtel mit Tempo 50 fahren. So weit, so erwartbar: Ist doch der Gürtel eine der wichtigsten Durchzugsstraßen der Bundeshauptstadt.

Für die Wiener Grünen ist aber auch dies nicht in Stein gemeißelt. Schon vor Jahren forderte deren Umweltsprecher Rüdiger Maresch eine Tempo-30-Zone während der Nachtstunden am Gürtel. Dazu steht er auch heute noch: „Ich war unlängst in Oslo, wo es das schon gibt. Die Welt ist dort nicht untergegangen“, sagt er im KURIER-Talk auf schau TV. Maresch geht es vor allem um die nächtliche Lärmbelästigung, unter der die Anrainer zu leiden haben.

KURIER Talk Toni Mahdalik und Rüdiger Maresch

Nicht völlig abgeneigt ist auch sein Parteikollege Markus Reiter, Bezirksvorsteher in Neubau: „Wenn es dazu dient, den Lärm zu verringern, kann ich das auch begrüßen.“ Voraussetzung sei aber eine entsprechende Einigung aller Gürtel-Anrainer-Bezirke und der Stadt.

Eine solche mit den roten Bezirkschefs und Rathaus-Koalitionspartnern herbeizuführen, wird den Grünen kaum gelingen. Eine klare Absage kommt vom ÖAMTC: „Tempo 30 auf Hauptverkehrsrouten ist ein No-Go für uns“, sagt Jurist Nikolaus Authried. Von „grünen Fieberfantasien“, spricht FPÖ Klubchef Toni Mahdalik im KURIER-Talk.

Auch abseits des Gürtels sorgt die Ausweitung von Tempo-30-Zonen immer wieder für hitzige Konflikte. Die Frontlinien verlaufen hier jedoch völlig anders, wie zwei Beispiele zeigen:

- Josefstadt Auch im türkis regierten Nachbarbezirk Neubaus liegt der Anteil der Tempo-30-Zonen bereits bei mehr als 80 Prozent. Als man 2017 im Sinne der Schulweg-Sicherheit in der Lederer-, Strozzi- und Piaristengasse das Tempo drosseln wollte, führte das zu einem heftigen Streit zwischen Bezirksvorsteherin Veronika Mickel (ÖVP) und Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Letztere befürchtete eine massive Verlangsamung der Buslinie 13A mit jährlichen Folgekosten in Millionenhöhe.

Letztlich setzte sich der Bezirk durch. „Die Änderung wird gut angenommen“, schildert Mickel. Die Lenker müssten nun noch strikter die Anfahrtszeiten einhalten, heißt es bei den Wiener Linien. Jetzt wird eine Lösung für die Josefstädter, Lerchenfelder und Alser Straße gesucht. Als möglicher Kompromiss stehen eher unübliche Tempo-40-Zonen im Raum.

- Donaustadt Von der flächendeckenden Einführung von Tempo 30 ist man im flächenmäßig größten Bezirk weit entfernt. „Wegen der Größe des Bezirks und der Distanzen ist das nicht machbar“, sagt Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Trotzdem werden auch im 22. Bezirk die 30er-Zonen sukzessive ausgebaut – auch hier manchmal zum Leidwesen der Wiener Linien. Laut Nevrivy gelte aber das Primat der Politik: „Ich habe Verständnis für die Position der Wiener Linien, kann aber darauf keine Rücksicht nehmen. Die Sicherheit ist wichtiger.“

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