Grüne Radwege verärgern Opposition
Mehr Sichtbarkeit, mehr Sicherheit und ein klares Signal an die Radler: Die Grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou will laut verschiedenen Medienberichten mehrere Radwege in Wien grün einfärben. Eine Teststrecke auf dem Ring soll bereits „in den kommenden Tagen“ eingefärbt werden. Auch Kritiker haben sich bereits zu Wort gemeldet.
Wiens Radwege sind an gefährlichen Stellen zwecks besserer Erkennbarkeit bereits jetzt rot eingefärbt. Im Interview mit der Gratis-Zeitung Heute nannte Vassilakou „ein sanftes Dunkelgrün“ als Wunschfarbe für die Radwege. Einer ersten Schätzung zufolge soll die Einfärbung rund zehn Millionen Euro kosten. Die Gefahrenstellen sollen weiterhin rot markiert werden.
"Besser erkennbar"
Wie ein Sprecher der Ressortchefin dem KURIER berichtet, werden sich die Teststellen unter anderem am Ring oder beim Westbahnhof befinden. Durch die Farbe sollen die Radfahrstreifen besser auszumachen sein: „Derzeit können Fußgänger und Radfahrer oft nicht erkennen, auf welcher Verkehrsfläche sie sich gerade befinden. Das soll durch eine eindeutige Markierung gelöst werden.“
Ziel der Grünen sei es, das "möglichst flächendeckend zu machen“, betonte der Sprecher. Wie hoch die Kosten dafür genau seien, hänge dann auch von der Evaluierung der Teststrecken ab. Die Frabe grün sei deshalb gewählt worden, weil andere Farben bereits verwendet würden: Rot für Gefahren und Blau für Verkehrszeichen - etwa für das Gebotszeichen „Radweg“, das auch direkt auf der Fahrbahn zu finden ist. Auch in München sind die Radwege grün eingefärbt.
Gemeinsam mit den Bezirken
Der Koalitionspartner SPÖ begrüßt die Pläne Vassilakous grundsätzlich. „Maßnahmen zur Verkehrssicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu verstärken, sind jedenfalls zu begrüßen, eine politische Umfärbeaktion ist es jedoch nicht“, betont der Wiener SPÖ-Koordinator für Verkehrs- und Planungsfragen, Gemeinderat Gerhard Kubik. Deshalb sei dabei auch so wichtig, dass alle Entscheidungen darüber in Absprache mit den Bezirken erfolgten. „Irgendjemand muss die Radwege in Zukunft ja auch warten - nur einmal anpinseln, reicht da nicht aus.“ Ob der Probebetrieb Erfolg verspricht, werde man sich jedenfalls genau ansehen. Dem stellvertretenden Vorsitzenden im Wiener Verkehrs- und Planungsausschuss ist die Farbe der Radwege im Übrigen egal - nur sicher müssen sie sein. „Wenn schon Grün, dann wenigstens Grün-Weiß oder Grün-Violett.“
Kritik
Von der Opposition hagelt es bereits harsche Kritik an den grünen Plänen. "Grün angefärbelte Radwege um zehn Millionen Euro Steuergeld als 'Sicherheitsmaßnahme' zu verkaufen, ist wohl an politischer Skurrilität nicht mehr zu überbieten. Grün steht in Wien mittlerweile als Signalfarbe für verkehrspolitischen Wahnsinn, der umgehend gestoppt gehört“, sagte etwa der Landesparteiobmann der ÖVP Wien, Manfred Juraczka. Und FP-Klubobmann Johann Gudenus zweifelte in einer Aussendung an der Begründung, dass Radfahrer auf grünen Fahrbahnen besser sichtbar wären: „Das ist der verzweifelte Versuch einer Machtdemonstration“, zeigte er sich überzeugt.
Das Foto, das Leserin Klara K. geschickt hat, zeigt … Ja, was zeigt es eigentlich? Man sieht einen formlosen, völlig zerfetzten rosa Fleck auf Asphalt. Das zweite Foto gibt einen Hinweis auf das erste, denn darauf ist ein nicht ganz so zerrissener blauer Fleck zu sehen, der, so lässt sich zumindest ahnen, einmal rund war und ganz schwach völlig abgefahrene weiße Andeutungen eines Fahrrad-Piktogramms aufweist: Das Foto zeigt, wie auch das erste, Markierungen auf dem Ringradweg, im stark von Touristen frequentierten Bereich des Parlaments.
Auf Facebook finden soeben wilde, teilweise erbitterte Debatten darüber statt, dass Maria Vassilakou die Wiener Radwege grün einfärben möchte und, eh klar, was man mit dem Geld, das das kostet, alles Sinnvolleres anfangen könnte. Natürlich fragen sich das vor allem Leute, die noch nie mit einem Rad gefahren sind, oder jedenfalls nicht in Wien.
Denn wenn man das öfter tut oder auch nur Klara K.s Fotos betrachtet, erlischt jeder Zweifel daran, dass auf dem Wiener Radwege-Netz massiver Markierungs-Handlungsbedarf besteht.
Was da momentan, wenn überhaupt, zu sehen ist, grenzt teilweise an vorsätzliche Gefährdung, vor allem von Fußgängerinnen und Fußgängern. (Wobei es am Ring eh immer offenkundiger wird, dass schnelle Radfahrer nicht auf einen Gehsteig und schon gar nicht auf einen von sightsehenden Touristen stark frequentierten Flanierweg gehören, sondern auf die Fahrbahn.)
Die Radwege, und zwar möglichst alle Radwege, einzufärben ist deshalb ein sogar sehr vernünftiger Vorschlag der Verkehrsstadträtin Vassilakou: weil einer, der die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erhöht. Ob das unbedingt in der Farbe grün geschehen muss, oder doch besser in neonpink, ist Geschmackssache. Oder die Sache von Verkehrssicherheitsexperten, die am ehesten abschätzen können, wie der Radweg für die Verkehrsteilnehmer sichtbar wird – ohne dass die Radfahrer, während sie darauf fahren, erblinden vor lauter grell.
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