Großprojekt: Baustart des Wiental-Kanals ist Anfang März
Eine halbe Milliarde Liter: Das ist die Menge an Abwasser, die in Wien Tag für Tag in Richtung Kläranlage befördert werden muss. Mehr als 2.500 Kilometer misst das Kanalnetz der Stadt, 450 Mitarbeiter (sowie zahlreiche Roboter) sorgen Tag für Tag für einen reibungslosen Betrieb. Freilich muss auch stetig in die Infrastruktur investiert werden: Mit der Verlängerung des Wiental-Kanals habe man nun „das größte Kanalbauprojekt aller Zeiten“ vor sich, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).
Auf dem Grünstreifen neben dem Gaudenzdorfer Gürtel wurde am Donnerstag der Baustart des Projekts für den 4. März angekündigt. Auf der Wiese fand sich ein Modell im Maßstab 1:300, das die Dimensionen des geplanten Abwassertunnels veranschaulichte: Es zeigte etwa, wie nahe Abwassertunnel und U-Bahn-Röhren aneinander vorbeilaufen werden.
Der neue Abwassertunnel wird sich künftig entlang von sechs Bezirken erstrecken: vom Ernst-Arnold-Park in Margareten bis zum Skatepark Auhof im Westen an der Stadtgrenze.
Zentrale Baustelle liegt neben dem Gaudenzdorfer Gürtel
Am Gaudenzdorfer Gürtel befindet sich in den kommenden vier Jahren das Zentrum der Baustelle: Hier wird zunächst ein 150 Quadratmeter großer und 15 Meter tiefer Schacht errichtet. Die Bauarbeiten sollen übrigens so weit wie möglich im Untergrund stattfinden, „wir wollen so wenig wie irgendwie möglich aufgraben“, betonte Stadtrat Czernohorszky.
Der Außendurchmesser der Röhren des Abwassertunnels beträgt rund vier Meter, der Innendurchmesser drei Meter. Der Tunnel wird etwas tiefer als der Wienfluss liegen und größtenteils entlang der linken Wienflussmauer verlaufen.
Die Bauarbeiten sind technisch herausfordernd
Das ist auch technisch herausfordernd, da etwa, wie im Modell gut zu erkennen, die Linien U2 und U4 nahe des Abwassertunnels verlaufen. „Wir überqueren die neue U2 in einem Abstand von nur 1,70 Metern“, erklärte Wien-Kanal-Direktor Andreas Ilmer. Nachsatz: „Ich hoffe, wir treffen dieses Ziel sehr genau.“
Derzeit entsorgen die Kanäle entlang des Wienflusses Abwasser aus zwölf Bezirken. Das entspricht immerhin einem Fünftel des Abwassers der Stadt.
Die Wasserqualität des Wienflusses leidet
Bei starkem Regen stoßen die Wienfluss-Sammelkanäle aber bereits an ihre Grenzen: Dann kommt durch Regen verdünntes Kanalwasser – sogenanntes Mischwasser – über die Notauslässe entlang der bestehenden Kanäle in den Wienfluss. Diese Ausleitung verhindert eine Überflutung in den Bezirken, belastet aber gleichzeitig die Wasserqualität des Wienflusses.
Wienfluss wird künftig vor Verschmutzung geschützt
Mit dem neuen Abwassertunnel kann künftig wesentlich mehr Mischwasser zwischengespeichert werden. Das wiederum soll die Wasserqualität des Wienflusses deutlich verbessern. „Starkregen, den wir durch die Klimakrise häufiger erleben, sind eine hohe Belastung für Gewässer. Mit dem Wiental-Kanal schützen wir den Wienfluss künftig vor Verschmutzung“, so Czernohorszky.
Die Inbetriebnahme des Wiental-Kanals ist 2028 geplant. Doch vorerst, so Czernohorszky, wünsche man sich einen unfallfreien Bau.
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