Der häufigste Suspendierungsgrund war körperliche Gewalt (533 Fälle), gefolgt von verbaler Gewalt in Form von massiven Beschimpfungen sowie Drohungen (341) und Vandalismus (139).
Anonymer Schulleiter schildert Zustände
Zu Wort kommen ließ man auch einen Schulleiter – anonym und ohne Bild über Zoom zugeschaltet: Die Klassen seien überfüllt und während die Zahl der Schüler mit sprachlich und sozialen Defiziten enorm steige, gäbe es immer weniger Sozialarbeiter, Psychologen und Beratungslehrer.
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Er bemerke, dass Lehrpersonen zunehmend Angst hätten, den Schülern Grenzen zu setzten und auch das Jugendamt überfordert sei. Für eine Verbesserung brauche es kleinere Klassen sowie mehr Plätze in Förderklassen.
Für den Anstieg der Anzeigen sind laut Bildungsdirektion mehrere Faktoren verantwortlich. Einer davon: Im Schuljahr 2021/22 wurden nur Delikte gegen Leib und Leben, die Freiheit und gegen die sexuelle Integrität gezählt. Seit dem Vorjahr werden auch Cyberkriminalität, Eigentumsdelikte, Mobbing und verbale Gewalt erfasst.
Schulen melden Anzeigen konsequenter
Welchen Anteil diese Ausmachen sowie eine Aufschlüsselung der Anzeigen nach Delikten wie bei den Suspendierungen gibt es auf Anfrage nicht. Diese müsste man erst anfordern. Gleichzeit erklärt man, durch die neue Zählweise ein noch differenzierteres Bild bekommen zu wollen. Die Umstellung mache die Zahlen jedenfalls nicht direkt vergleichbar.
Zudem gab es laut Bildungsdirektion im Jahr 2022/23 um 2.000 Schüler mehr als 2021/22. Den Anstieg der Delikte erklärt das aber nur unzureichend.
Aktuelle Krisen und Kriege wurden sich derzeit auf die Schülern auswirken, außerdem bemerke man, dass Schulen die Anzeigen konsequenter an die Bildungsbehörde melden - dazu gibt es nämlich keine Verpflichtung.
Projekte gegen Gewalt gibt es viele, deren Sinnhaftigkeit stellt jedoch der türkise Bildungssprecher Harald Zierfuß in Frage: "Einzelmaßnahmen sind zwar nett gemeint, sie zeigen aber keine Wirkung." Gefordert wird eine flächendeckende Gewaltprävention in Zusammenarbeit mit der Polizei – analog zur Verkehrserziehung. Nötig sei auch eine bessere Vernetzung von Schulen, Jugendamt und Polizei sowie die jährliche Veröffentlichung der Gewaltdelikte. Letzteres ist laut Bildungsdirektion jedenfalls geplant.
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