Gesundheitsstadtrat Hacker: "Bin nicht in Kontakt mit denen, die Radau schlagen"

Der Wiener SPÖ-Politiker betont im Interview in der ZIB2 erneut, dass es zu wenige Ärzte gebe, und dass er sehr wohl auch mit Kritikern spreche.

Woran krankt das österreichische Gesundheitssystem? Gibt es in Österreich zu wenige Ärzte? Diesen Fragen ging man am Donnerstag in der ZIB2 nach, Gast im Studio war der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Erst Ende Juni streikten Mediziner der Klinik Ottakring, um auf den Personalmangel aufmerksam zu machen. "Klinik Ottakring: Come In & Burn Out", lautete etwa einer der Slogans, der KURIER berichtete. Ebenso wurde hier der Vorwurf laut, Hacker sei nicht zu Gesprächen bereit gewesen.

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In der ZIB2 wurde aus einem Email eines Oberarztes in Ottakring zitiert, laut dem für einen Dienst in der Notaufnahme aktuell kein Oberarzt mehr gefunden werden konnte. "Was soll ich jetzt damit anfangen?", konterte Hacker in gewohnt trockener Manier. Er kenne die Email nicht, könne daher nichts dazu sagen.

Zu wenige Ärzte

Stattdessen kritisierte er die Zahlen der OECD-Statistik: Laut denen kommen in Österreich 5,4 Ärzte auf 1.000 Einwohner, zum Vergleich: In Deutschland sind es laut besagter Statistik 4,5.

Das stimme so nicht, sagt Hacker: "Hier werden in Österreich auch die Pensionisten sowie Ärzte in Ausbildung hinein gerechnet. Aber die kann ich nicht dazu zählen." Rechne man die alle heraus, liege man im EU-Durchschnitt: "Und nur im Durchschnitt zu liegen ist mir zu wenig." Und fügt hinzu: "Man braucht ja nur die Österreicher zu fragen: Ob Allgemeinmediziner, Gynäkologen, Hautarzt - sie finden keinen Arzt."

Das Kernproblem sei, dass die Finanzierung nicht eingehalten werde, außerdem gebe es zu wenig Nachwuchs, während gleichzeitig die Zahl der niedergelassenen Ärzte rückläufig sei.

Mehr Personal, aber immer noch zu wenig

"Wir können aber kein Personal herbeizaubern", sagt Hacker. Man habe seit der Pandemie den Personalstand in den Spitälern zwar erhöht, aber das sei immer noch zu wenig. "Wir haben um vier Prozent erhöht, aber im niedergelassenen Bereich gibt es um zwölf Prozent weniger Ärzte. Dadurch wird der Druck auf die Spitäler höher", sagt Hacker.

Dass er nicht zu Gesprächen bereit sei, stimme jedenfalls nicht: "In der Wiener Ärztekammer setzen ein paar auf Aktionismus. Aber ich bin nicht mit allen in der Ärztekammer zerstritten." Und: "Ich kann nur sagen, die Ärztekammer hat nicht um einen Termin bei mir angesucht. Wer einen Termin will, bekommt einen." Aber: "Ich bin nicht in Kontakt mit denen, die Radau schlagen."

Wegen Kritik Job verloren?

Thema in der ZIB2 war auch die Causa Ernest Pichlbauer: Der Gesundheitsökonom hatte bestritten, dass es den von Hacker behaupteten Ärztemangel gebe. Kurz darauf stellte die Sigmund-Freund-Privatuniversität die Zusammenarbeit mit ihm ein.

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Ob das sein Umgang mit Kritikern sei, wurde Hacker gefragt? "Da müssen Sie seinen Arbeitgeber fragen, ich bin nie sein Arbeitgeber gewesen", konterte Hacker.

Wichtig für die Zukunft wären, so Hacker, jedenfalls mehr ambulante Versorgungsformen und mehr Primärversorgungszentren mit längeren Öffnungszeiten.

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