Gertrude Ostovics ist tot
Gertrude Ostovics hat sich um die Tischkultur in Wiens Haushalten große Verdienste erworben. Ihr Geschäft, die „Tischkultur Ostovics“, brachte einerseits das reduziert-modern designte Geschirr der finnischen Firmen Arabia und Iittala in die Stadt; andererseits entwarf der Architekt Carl Auböck III für Ostovics eine eigene Küchenlinie („Culinar“).
Gegründet wurde die Firma im revolutionären Jahr 1968 von Gertrude Ostovics und ihrem damaligen Gefährten Otto Groh, einem begnadeten Koch, der die 1.500 Teile der Culinar-Linie gemeinsam mit Auböck entwickelte. Ostovics und Groh hatten einander in dessen Erna-Nähmaschinen-Geschäft auf dem Stephansplatz kennengelernt, wo Ostovics seine beste Verkäuferin war. Seit Grohs Tod 1988 führte Gertrude Ostovics die Geschäfte allein.
Statt Nähmaschinen wurden am Stephansplatz jetzt Geschirr, Besteck und andere edle Haushaltswaren verkauft; das kleine Geschäftslokal war bis in den letzten Winkel mit schönen und manchmal sogar nützlichen Dingen gefüllt.
Die Krise des Einzelhandels hat letztlich aber auch die Tischkultur Ostovics nicht verschont. Im Juni 2023 wurde die Filiale am Stephansplatz geschlossen, vor einigen Wochen machte auch das Stammhaus in der Zieglergasse dicht.
Die Chefin hat ihr Geschäft nicht lang überlebt: Wie jetzt bekannt wurde, ist Gertrude Ostovics am 17. November gestorben. Die Frau, die Wien zeigte, wie man stilvoll isst und trinkt, wurde 85 Jahre alt.
Die Seelenmesse wird am Montag, 9. Dezember, um 18 Uhr im Stephansdom gelesen.
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