Ostovics in Wien schließt: Die letzten Tage der Tischkultur

Das Handelshaus Ostovics in der Zieglergasse
Seit den Sixties brachte das Haushaltswarengeschäft einen neuen Stil in Wiens Esszimmer. Nach der Filiale am Stephansplatz schließt auch der Firmensitz in der Zieglergasse.

Zwischen den Gründerzeithäusern in der Zieglergasse ist das modernistische, ziegelfarben verflieste Gebäude, auf dem „Tischkultur Ostovics“ steht, ein faszinierender Fremdkörper.

Als der Architekt Carl Auböck 1975 den neuen Firmensitz im 7. Bezirk gestaltete, war der Stilbruch programmatisch zu verstehen: Ostovics brachte das noch ungewohnte skandinavische Design in die Esszimmer der Wiener Gesellschaft. In Österreich hatte man die Generalvertretung für das archaisch-minimalistisch gestaltete Geschirr der finnischen Firmen Arabia und Iittala inne. Die Leute rissen ihnen die Sachen aus den Händen.

"Kunden standen um neun vor dem Geschäft"

„Wenn der Lastwagen aus Finnland gekommen ist, sind die Kunden um neun vor dem Geschäft gestanden und haben sich die Ware selbst aus den Schachteln genommen“, sagt Peter Trojan. Der 78-jährige Mitarbeiter ist seit 35 Jahren im Betrieb, unter anderem hat er für die Firma Produkte entworfen. Weil die Chefin, Gertrude Ostovics, derzeit gesundheitlich angeschlagen ist, vertritt Trojan sie und führt die Geschäfte – jedenfalls das, was davon noch übrig ist.

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