Gegen Teuerung und Trauer: Garteln auf Wiener Friedhöfen wird ausgeweitet

Gegen Teuerung und Trauer: Garteln auf Wiener Friedhöfen wird ausgeweitet
Seit April wird auf zwei Friedhöfen Gemüse angebaut. Wegen der großen Nachfrage ist man auf der Suche nach weiteren Flächen.

Tomaten, Paprika und Zucchini vom Totenacker: Schon seit 2017 kann auf dem privat geführten Matzleinsdorfer Friedhof Obst und Gemüse auf aufgelassenen Gräbern angebaut werden. Im April zogen auch die Friedhöfe der Stadt nach, seit April wird am Zentralfriedhof sowie am Friedhof Südwest Meidling gegartelt.

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Inzwischen sind nur noch drei von 70 Parzellen noch frei. Diese Flächen wurden Ende Juni einer Schule, einem Kindergarten und einer Sozialeinrichtung kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Einrichtungen können die Beet als pädagogisches und soziales Projekt nutzen und bepflanzen.

"Wir freuen uns, Einrichtungen in unmittelbarer Nähe unserer Friedhöfe unterstützen zu können, die sonst keinen Zugang zu einem Garten hätten“, sagt Renate Niklas, Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien.

Weil sich das ungewöhnliche Urban Gardening großer Beliebtheit erfreut, will man das Angebot ausbauen: "Die Nachfrage nach Beeten war von Beginn an groß", schildert Niklas. Für die kommende Gartensaison ist man auf der Suche nach weiteren Friedhöfen.

Welche Standorte in Frage kommen, könne man aber noch nicht sagen. Man befinde sich noch mitten im Suchprozess. Anders als am Matzleinsdorfer Friedhof, wird auf städtischen Friedhöfen nämlich nicht auf aufgelassenen Gräbern, sondern auf Wiesenflächen gegärtnert - aus Pietätsgründen, wie man erklärt.

Die Resonanz der Hobbygärtnerinnen und -gärtner seit laut den Wiener Friedhöfen durchwegs positiv. Das Garteln wird unter anderem zur Trauerbewältigung, zur Freizeitgestaltung - oft zusammen mit Kindern und Enkeln - und zum Anbau von Gemüse in Zeiten hoher Lebensmittelpreise genutzt.

Beet für 139 Euro im Jahr

Die Nutzung der Beete ist grundsätzlich jenen Menschen vorbehalten, die über ein Grab auf einem der 46 städtischen Friedhöfe verfügen. Die Parzellen entstanden auf leeren Großflächen, auf denen sich keine Gräber befunden hatten. Bienen und Insekten profitieren seitdem von den neu bepflanzten, blühenden Arealen.

Gegen Teuerung und Trauer: Garteln auf Wiener Friedhöfen wird ausgeweitet

Auf dem Matzleinsdorfer Friedhof wird aus aufgelassenen Gräbern gegartelt

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Gegen Teuerung und Trauer: Garteln auf Wiener Friedhöfen wird ausgeweitet

Die 24 Quadratmeter großen Beete wurden zu Saisonbeginn Anfang Mai mit acht Bio-Gemüsekulturen übergeben. Wer ein Beet bucht, erhält von Ackerhelden neben Bio-Jungpflanzen und Leih-Gartenwerkzeug auch Beratung. Utensilien und Beratung sind im Preis von 139 Euro pro Jahr  inkludiert.

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Die Betreuung der Felder der Schule, des Kindergartens und der Sozialeinrichtung nimmt die Firma Ackerhelden ehrenamtlich vor. Die Buchung einer Gartenfläche ist nur über das Digitale Grab möglich, welches ein kostenloser Bestandteil jeder Grabstelle ist.

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