Gefählicher Genuss: Das "stille" Gift aus der Shisha-Pfeife
Waldbeere mit Minze oder Wassermelone gehören laut der Kellnerin in einem von Wiens beliebtesten Shisha-Lokalen in der Praterstraße zu den Rennern unter den Tabak-Geschmacksrichtungen. Klingt fast gesund, ist aber genauso schädlich wie Zigarettenrauch. Wenn nicht sogar gefährlicher.
Vergangenes Jahr wurde eine 16-jährige Welserin nach dem Rauchen einer Wasserpfeife mit Anzeichen einer sogenannten Kohlenmonoxidintoxikation ins Spital eingeliefert. Und Samstag erlitten drei Shisha-Raucher in Wien ebenfalls Vergiftungserscheinungen. In Deutschland und der Schweiz nehmen die Fälle auch zu.
Grund dafür sei häufig mangelnde Belüftung in Shisha-Bars, sagt Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Kepler Universitätsklinikum, denn beim Verbrennen der Wasserpfeifenkohle entsteht Kohlenmonoxid (CO). Sollte das bei dem Zwischenfall am Samstag in Wien-Liesing so gewesen sein, könnte das für die Lokalbetreiber ein Nachspiel haben. Die Polizei prüft derzeit nämlich, ob es sich um ein Fahrlässigkeitsdelikt handelt.
Ginge es nach Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien, sollten derartige Situationen nicht möglich sein: „Wir empfehlen allen Betreibern die Installation von CO-Messgeräten und sind dafür, diese verpflichtend einzuführen.“ Zudem gelten dem Branchenobmann zufolge dieselben Belüftungsauflagen wie in herkömmlichen Raucherlokalen.
Symptome oft nicht erkannt
Diese Auflagen reichen laut Gesundheitsexperten nicht immer aus oder werden nicht eingehalten. Mit teils schweren Konsequenzen: „Kohlenmonoxidintoxikationen sind lebensgefährlich, es handelt sich um ein stilles Gift“, erklärt Lungenfacharzt Lamprecht. Er beschreibt damit den Umstand, dass CO-Gas geruch- und farblos ist und sich kaum Symptome zeigen, bis es zur plötzlichen Ohnmacht kommt.
So auch in Liesing, wo die am schwersten vergiftete Patientin direkt im Lokal umkippte. Die Frau, die - am Boden liegend - ansprechbar war, wurde, wie zwei weitere Gäste, im Krankenhaus behandelt. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Die Sauerstoffbehandlung über die Nase oder in schweren Fällen in speziellen Druckkammern, die mittels Überdruck Sauerstoff zuführen, um die roten Blutkörperchen zu sättigen und das Kohlenmonoxid zu verdrängen.
Von schweren Vergiftungen sei laut Lamprecht die Rede, wenn die dauerhafte Schädigung von Gehirn- und Herzmuskelzellen drohe. Deshalb findet es der Experte problematisch, dass Shisha-Rauchen bei jungen Menschen immer beliebter werde: „Der kühle Rauch wird im Vergleich zu Zigaretten viel tiefer und in größeren Mengen inhaliert. Das ist so, als würde man in kurzer Zeit eine halbe Packung rauchen.“
Daniel Melcher, Sprecher der Berufsrettung Wien, berichtete, dass einer der Männer und eine junge Frau „schwerer“ verletzt wurden. Die Shisha-Raucher dürften allerdings Glück gehabt haben, alle drei haben mittlerweile das Krankenhaus verlassen.
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