Fußballer im Koma: "Noch nie so eine Unmenschlichkeit erlebt"
Die Blicke sind gesenkt, es herrscht Stille. Die Spieler des Penzinger Sportvereins stehen in einem Kreis auf dem Fußballplatz. Der Trainer lässt seinen Blick in die Runde schweifen. Der Schock über den Vorfall vom Sonntag steht den Beteiligten noch ins Gesicht geschrieben. Der KURIER besuchte die Mannschaft beim ersten Training nach der brutalen Attacke auf ihren Mitspieler.
Der 28-Jährige bekam beim Spiel gegen GS United von den Gegenspielern erst einen Kopfstoß und einen Faustschlag versetzt. Als wäre das nicht genug, lief ein Zuschauer aufs Feld und trat wie wild gegen seinen Kopf. Das Opfer blieb regungslos liegen.
Da war es ein Glück, dass die Mannschaft des Penzinger SV einen Sanitäter in seinen Reihen hat. Daniel E. hatte die Erstversorgung auf dem Platz übernommen und war damit mittendrin im Geschehen.
Entsetzte Funktionäre
„Was da passiert ist, hat in der normalen Welt schon nichts verloren und am Fußballplatz schon gar nicht“, ärgert sich E.
Dem schließt sich auch Sektionsleiter Michael Cesnek an: „Da brauchen wir nicht mehr Fußballspielen, wenn es darum geht, ob man am Wochenende überlebt oder nicht überlebt.“
Beim ersten Training nach der Attacke versuchen die Spieler die Köpfe frei zu bekommen.
Trainer Helmut Cesnek war auch am Tag nach der Attacke noch schockiert.
Mitspieler und Sanitäter Daniel übernahm die Erstversorgung auf dem Platz.
In seiner kurzen, aber deutlichen Ansprache verurteilt Trainer Helmut Cesnek die Tat aufs Schärfste: „Ich bin seit 33 Jahren im Fußball, aber so etwas habe ich noch nie erlaubt. Vor allem nicht in dieser Rohheit und Unmenschlichkeit.“
Das Positive sei für den Trainer, dass der 28-Jährige mittlerweile aus dem Tiefschlaf erwacht und auf dem Weg der Besserung ist.
„Er lässt euch alle schön grüßen“, erzählt Helmut Cesnek. In dem Moment heben sich die Köpfe der Spieler ein wenig. Vorsichtige Freude kommt auf.
Kollegen und Trainer beschreiben den 28-Jährigen als netten, freundlichen Menschen, der stets „mit Herz und Seele“ bei der Sache sei.
Spiel war live zu sehen
Wie es in dem Fall weitergeht, ist noch unklar. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und wertet aktuell Videomaterial aus. Dass es ausgerechnet von der Attacke Videos gibt, hat aber nicht damit zu tun, dass jemand zufällig gefilmt hat, sondern weil das Spiel live ins Internet gestreamt wurde.
„Das haben wir zunächst auch nicht gewusst, aber da gibt es einen Anbieter, der auch im Amateurfußball Spiele übertragt. Da war am Flutlichtmast eine Kamera montiert. Dadurch war die Aufzeichnung auch für die Polizei gesichert“, erklärt Michael Cesnek.
In den nächsten Tagen möchte der Penzinger SV das Geschehene verarbeiten. Das erste Training nach dem Vorfall soll dabei helfen. Nach seiner Ansprache lässt Trainer Helmut Cesnek seine Mannschaft ein lockeres Trainingsmatch spielen. „Habt Spaß dabei und versucht, einfach abzuschalten“, ruft er.
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