Paul liegt im Krankenhaus. Er ist ein Frühchen, bereits nach 28 Wochen geboren worden und wiegt nur 1.000 Gramm. Seine Haut verfärbt sich blau – es besteht also Handlungsbedarf. Arzt Michael Wagner weiß, was zu tun ist und schafft mit wenigen Handgriffen, dass sich die Werte des Babys stabilisieren.
Das Besondere an Paul: Er ist kein echter Mensch, kann aber atmen, die Sauerstoffsättigung wird auf einem Monitor angezeigt. Der Herzschlag kann sich ändern, ebenso die Temperatur. Wenn man in der Behandlung etwas falsch macht, ist das sofort an den Werten sichtbar, es verschließen sich etwa die Atemwege.
Damit ist der Frühchen-Simulator ein wichtiger Bestandteil, um medizinisches Personal auf den Ernstfall vorzubereiten. „Wir arbeiten mit den zerbrechlichsten aller Patienten“, sagt Susanne Greber-Platzer, Leiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien. „Wenn wer Training braucht, dann wir Kinderärzte.“
Üben mit dem Team
Mit echten Frühchen kann man klarerweise nicht üben, darum ist Paul so wichtig. „Das nimmt im Alltag die Angst“, erklärt Jens-Christian Schwindt, Mastermind hinter „Sim Characters“, die den Simulator in Zusammenarbeit mit der MedUni entwickelt haben. Gefertigt werden alle Bestandteile und die Technik in Wien.
Die Schulungen finden nicht nur, aber auch in interdisziplinären Teams statt. Sonst arbeiten Ärztinnen und Ärzte oft erst nach dem Studium mit dem Pflegepersonal zusammen. Wird an Paul geübt, wird ein Fokus auf die wichtige Zusammenarbeit gelegt. Vor Nachtdiensten gäbe es außerdem verpflichtende Trainings, so Schwindt.
Innovation Bezogen auf die Bevölkerungsgröße liegt Österreich bei europäischen Patentanmeldungen aus dem universitären Bereich auf Platz 6 von 34
Patente aus dem Uni-Bereich werden laut Europäischem Patentamt immer wichtiger. Die Spitzenreiter: TU Wien mit 665 europäischen Patentanmeldungen Medizinische Universität Wien mit 660 Universität Wien mit 478 TU Graz mit 465
Universität für Bodenkultur Wien mit 265
Mittlerweile kommen auch internationale Expertenteams für die Schulungen nach Wien. Paul ist patentiert, der Highend-Frühchen-Simulator ist in 170 Ländern weltweit im Einsatz – unter anderem in den USA, Australien und in China.
„Mit Entwicklungen wie dieser zeigt sich, wie entscheidend universitäre Forschung für die gesellschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes ist“, zeigt sich Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP) beeindruckt. „Solche wegweisenden Innovationen unterstreichen die wichtige Rolle, die unsere Universitäten im Wissenstransfer und der Schaffung marktfähiger Lösungen für globale Herausforderungen spielen.“ Tatsächlich ist Österreich im Spitzenfeld bei universitären Patenten. Laut einer aktuellen Studie des Europäischen Patentamtes liegt Österreich bezogen auf die Bevölkerungsgröße bei europäischen Patentanmeldungen aus dem universitären Bereich auf Platz 6 von 34.
Der Anteil der europäischen Patentanmeldungen aus dem Universitätsbereich hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten zugenommen. Aktuell stammen bereits 10,2 Prozent aller Patente, die aus Europa beim Europäischen Patentamt angemeldet wurden, von Universitäten. Spitzenreiter ist dabei die TU Wien mit 665 europäischen Patentanmeldungen, gleich dahinter liegt die MedUni Wien mit 660 Patentanmeldungen.
Zwei weitere Babys
Nächstes Jahr soll etwas wahr werden, worauf das Fachpersonal schon sehnsüchtig wartet: Emma und Emily werden „geboren“, also Simulatoren für „reifgeborene“ Babys.
Dann werden hoffentlich noch mehr Notfälle im medizinischen Alltag gut ausgehen, weil alle bestmöglich vorbereitet sind.
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