Frei.Spiel kommt zur Caritas: Gemeinsam gegen Bildungsarmut

Frei.Spiel kommt zur Caritas: Gemeinsam gegen Bildungsarmut
Die Startbedingungen ins Leben sind für Kinder in Österreich sehr ungleich verteilt. Das Freiwilligenprojekt Frei.Spiel will das ändern. Nun übernimmt die Caritas auf Wunsch der Gründerin das Projekt.

Die Saat zum Freiwilligenprojekt Frei.Spiel wurde bei seiner Gründerin Dorith Salvarini-Drill schon vor vielen Jahren gesät. Denn als ihr Sohn in die Schule kam, saß er in einer Klasse mit vielen Kindern, deren Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien geflüchtet waren.

An vier dieser Mädchen erinnert sie sich besonders: "Die waren richtig wiff. Und die sind dann auch mit meinem Sohn aufs Gymnasium gekommen." Die Umstellung war für alle nicht leicht, doch während sie ihren Sohn bei Schwierigkeiten unterstützen konnte, blieben die Mädchen auf der Strecke. "Und alle vier mussten das Gymnasium abbrechen. Ich habe mir damals gedacht, wenn ich ihre Mutter wäre, hätten sie es sicher geschafft."

Denn Bildung und Armut werden in Österreich immer noch vererbt, die Startchancen für Kinder sind sehr ungleich. Dieser Gedanke quälte sie lange und so gründete sie vor zehn Jahren den Verein Frei.Spiel. Das Konzept: Ehrenamtliche besuchen regelmäßig Bildungseinrichtungen und unterstützen dort gezielt benachteiligte Kinder. 

So werde den Kindern nicht nur beim Lernen geholfen, sagt Salvarini-Drill, sondern auch ihr Selbstvertrauen gestärkt und die Pädagoginnen und Pädagogen entlastet. Mit zwei Ehrenamtlichen fing alles an - heute sind es 300, die in 120 Einrichtungen aktiv sind. Weitere 100 interessierte Kindergärten, Horte und Schulen stehen auf der Warteliste.

Die Caritas übernimmt

Nun geht Salvarini-Drill in Pension und die Caritas übernimmt das Projekt. Es ergänzt das bestehende Bildungsportfolio der Organisation, die bereits 69 Lerncafés in ganz Österreich anbietet, in denen derzeit rund 2.100 Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Familien von rund 1.000 Ehrenamtlichen unterstützt werden. 

"Für Kinder aus armutsbetroffenen Familien sind die Hürden auf dem Bildungsweg größer und sie sind auch stärker gefährdet, als Erwachsene selbst von Armut betroffen zu sein", sagte Caritasdirektor Klaus Schwertner beim Medientermin in der Volksschule Johnstraße im 15. Bezirk. 

Umso wichtiger sei zivilgesellschaftliches Engagement - wie das von Frei.Spielerin Anne Lopez, einer ehemaligen Musiklehrerin, die in ihrer Pension ganz in ihrer Arbeit mit den Kindern aufgeht. "Was Lehrerinnen und Lehrer leisten ist unglaublich, aber sie tragen eine zu große Last auf ihren Schultern", beschreibt sie ihren Eindruck. Sie hat das Gefühl, in ihrer ehrenamtlichen Arbeit mehr zu bekommen, als sie gibt.

Etwa von einem kleinen syrischen Bub aus "ihrer" Klasse. "Anfangs war er sehr negativ, hat alles verweigert und nur Nein gesagt. Und heute ist er immer als Erster und mit großem Eifer dabei und will nichts versäumen", erzählt sie. Sie, die einst als "schüchterne, ausländische Studentin" nach Österreich kam, weiß aus eigener Erfahrung, dass Kinder mit Migrationshintergrund einen Weg finden müssen, ihre Herkunft und ihre neue Heimat zu verbinden. Auf diesem Weg möchte sie die Kinder begleiten.

Appell an nächste Bundesregierung

"Bildung ist die beste Armutsprävention. Deshalb müssen wir alle Kinder auf die Bildungsreise mitnehmen - unabhängig vom Einkommen und der Lebenssituation der Eltern", sagt Klaus Schwertner. Denn die Kosten von rund 2.200 Euro pro Kind und Schuljahr stellen armutsbetroffene Familien vor große Probleme. Für eine ausreichende Förderung der Kinder bleibt oft nichts mehr übrig - und die Schulen können die steigenden Herausforderungen nicht mehr abfedern. 

Die Caritas richtet daher mehrere Forderungen an die kommende Bundesregierung: darunter der Ausbau von Bildungs- und Betreuungsangeboten, ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr, eine Ausweitung inklusiver Bildungsangebote. Und, ergänzt Schwertner: "Für alle diese Maßnahmen wird es auch mehr Personal brauchen."

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