Rustikale FPÖ-Wahlparty: Für die "Almhütte" fehlt Baugenehmigung
Diese Bilder gingen am Wahlabend um die Welt: FPÖ-Obmann Herbert Kickl samt blauer Gefolgschaft fahnenschwingend vor einer urigen Almhütte. Die „Salzburg Land Alm“ der Stiegl-Ambulanz im Wiener Alten AKH gab die stimmige Kulisse für den größten Wahlerfolg in der Geschichte der Freiheitlichen – zünftige After-Wahl-Party inklusive.
Doch diese Euphorie ist vier Wochen später verflogen: Die FPÖ steht mangels Koalitionspartner vor dem Gang in die Opposition, und besagte Almhütte ohne Baugenehmigung da.
Die FPÖ-Wahlparty ging also in einem Schwarzbau über die Bühne – eine durchaus pikante Anekdote zum aktuellen politischen Geschehen.
Tatsächlich ist der Fall äußerst kurios. Erst Nachforschungen des KURIER riefen die Wiener Baupolizei auf den Plan, die unmissverständlich festhält: „Nach Recherche in unserem Archiv kann ich mitteilen, dass für diese ,Almhütte‘ keine Baubewilligung bei uns aufliegt. Wir werden daher die erforderlichen Schritte zur Herstellung des rechtmäßigen Zustandes in die Wege leiten“, erklärt Behördenleiter Gerhard Cech.
Warum wurde die Hütte aufgestellt?
Ist sie erst demontiert, werde man sich dem etwaigen Strafmaß widmen: „Dabei wird berücksichtigt, welche Gründe für das Aufstellen ohne Bewilligung vorgebracht werden und wie stichhaltig diese sind“, so der MA37-Chef.
Und warum blieb dies so lange unentdeckt?
Wie kann es sein, dass mitten im stark frequentierten Uni-Campus in Wien-Alsergrund seit fast zehn Jahren rechtswidrig eine große Holzhütte steht – und keinem fällt es auf? Zumal es ja nicht um ein kleines Gerätehäuschen geht, sondern um eine mit Schank, Bar und mehr als 30 Sitzplätzen voll ausgestattete Gastro-Einrichtung, die sich durch mehr oder weniger geschmackvolles Inventar – von der Bock-Trophäe bis zur antiken Ski-Ausrüstung – auszeichnet. Auch der öffentlich einsehbare Flächenwidmungsplan (Dokument 7380) bietet keinerlei Spielraum für ein zusätzliches Gebäude im Gastgarten der „Ambulanz“.
"Das ist ein Blödsinn!"
Der langjährige Betreiber, Gastronom Heinz Pollischansky („Centimeter“), kann über die ganze Causa aber nur lachen. „Das ist ein Blödsinn! Das ist ja kein Baugebäude, sondern eine frei aufgestellte Hütte wie beim Christkindlmarkt. Daher reicht eine Betriebsanlagengenehmigung.“ (Was die Baubehörde freilich anders sieht.)
Daher könne er die Aufregung „nach fast zehn Jahren“ nicht verstehen, sagt Pollischansky, der früher politisch selber aktiv war, 2015 bei der Wien-Wahl mit seiner „Liste WWW“ aber scheiterte.
Pollischansky will aufhören
„Aber die Sache ist mir wurscht, denn ab 1. Jänner kommt die Hütte sowieso weg, denn ich höre dort komplett auf.“ Mit dem traditionellen Weihnachtsdorf (ab 15. November) gibt Pollischansky als Pächter der Stiegl-Ambulanz also seine Abschiedsgala – über einen etwaigen Nachfolger kann er nichts sagen.
Und was sagt der Eigentümer, die Universität Wien, zu ganzen Causa?
Sprecherin Cornelia Blum verweist auf die Verantwortung des Pächters bei Fragen zu baulichen Genehmigungen. „Als Vermieter hat es die Uni Wien bewilligt, im Rahmen des Mietvertrages, Hütten, Pavillons etc. aufzustellen (sofern diese nicht fix mit dem Boden verbunden sind). Die Almhütte ist nach unserem Informationsstand nicht mit dem Boden verbunden.“
Eine interessante Sichtweise. Kein Fundament und keine Erdung? Ist die Almhütte am Ende gar nur ein Luftschloss – so wie die blauen Kanzler-Träume am Wahlabend?
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