Zwar hätten ihn die Floridsdorfer Freiheitlichen damals "wohlwollend aufgenommen", erzählt Wondratsch. "Wahrscheinlich aber bloß als Quotenmoslem." Und auch wenn die Bezirks- nicht mit der Bundespolitik vergleichbar sei, sei es ihm zunehmend schwerer gefallen, die rechte FPÖ als politische Heimat zu betrachten.
Wahlslogans wie "Daham statt Islam" und "Pummerin statt Muezzin" seien furchtbar für ihn gewesen, erzählt Wondratsch. "Permanente Ressentiments gegen Minderheiten" seien mit der Zeit untragbar geworden und hätten schließlich zu seinem Parteiaustritt geführt.
Das war Anfang 2016, nachdem der hauptberufliche Notfallsanitäter mehr als fünf Jahre für die FPÖ im Floridsdorfer Bezirksparlament gesessen hatte. Für den Rest der Legislaturperiode stimmte er als fliegender Mandatar oftmals mit der SPÖ mit. Von der wäre er für die Wien-Wahl am 11. Oktober auch auf die Kandidatenliste gesetzt worden.
"SÖZ ist keine Migrantenliste"
Für Alfred "Ali" Wondratsch, der mittlerweile über die Donau in die Brigittenau übersiedelt ist, keine Option. Sein politisches Herz schlägt inzwischen für SÖZ: Die nach eigenen Angaben linke Kleinpartei um den türkischstämmigen Gründer Hakan Gördü und Spitzenkandidatin Martha Bißmann. In der Brigittenau tritt Wondratsch auf Nummer drei der Kandidatenliste an.
Weil es sich um "eine junge Partei mit viel Kraft und Engagement" handle, die ihm mehr Mitgestaltungsspielraum einräume als jede etablierte Partei.
Den Begriff "Migrantenliste", der der Kleinpartei von den Medien aufgedrückt wurde, weil die meisten Kandidaten Migrationshintergrund haben, hört Wondratsch ebenso ungern wie Gördü. SÖZ sei keine Migrantenliste, "sondern eine Partei der Menschen in der gesellschaftlichen Mitte", beharrt er.
Als SÖZ-Bezirksrat würde sich Wondratsch gern dafür einsetzen, Kinder weg vom Smartphone und stattdessen zu kostenfreien Kulturangeboten zu bringen. Zudem seien ihm "eine sichere Verkehrspolitik, die alle verstehen", sowie ökologische Themen ein Anliegen. Am wichtigsten aber sei: "Das soziale Miteinander – unabhängig von der Herkunft – zu fördern." Und: Politik und Religion von einander zu trennen.
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