Austrotürken wollen als Volksgruppe anerkannt werden

SÖZ-Parteiobmann Hakan Gördü.
Die Wiener Kleinpartei SÖZ will nach der Wien-Wahl den Verfassungsgerichtshof damit beschäftigen.

Austrotürken und Personen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, sollen in Österreich als Minderheit anerkannt werden. Zumindest, wenn es nach der Kleinpartei SÖZ geht, die am 11. Oktober zur Wien-Wahl antritt. Der türkischstämmige Parteiobmann Hakan Gördü kündigt gegenüber dem KURIER den Gang vor den Verfassungsgerichtshof an. Dort will man den Minderheiten-Status nach der Wahl einklagen.

Die Anerkennung als Volksgruppe sei ein wichtiger Schritt für Wertschätzung und Inklusion, betont Gördü. Zumal „die türkische und ehemals jugoslawische Gemeinschaft bereits in vierter Generation in Österreich lebt und große Verdienste hinsichtlich der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Landes hat".

Führerscheinprüfung auf Türkisch

Für Austrotürken und Ex-Jugoslawen würde die Anerkennung als Minderheit eine Reihe von Vorteilen mit sich bringen, argumentiert Gördü.

Vor allem die staatliche Unterstützung der Volksgruppen was den Erhalt ihrer kulturellen, sprachlichen und religiösen Eigenschaften betrifft. Zudem würden sie gegen Diskriminierung und Benachteiligung geschützt. "Ein Verbot der Führerscheinprüfung auf Türkisch, wäre so etwa nicht möglich gewesen. Dieses jahrelang gut funktionierende System wurde kaputt gemacht, zu Ungunsten vieler hart arbeitender Bürgerinnen und Bürger."

"Die Erhaltung und Förderung der Muttersprache in Schulen, die Amtssprache bei Behörden, sowie der Grundsatz der Gleichbehandlung sowie verstärkte Minderheitenrechte sind die ausschlaggebenden Argumente für diese Forderung", sagt Gördü. Dass im Fall einer Anerkennung Ortsschilder mehrsprachig verfasst werden müssten, wie im Fall der Burgenland-Kroaten oder der Slowenen in Kärnten, sei aber kein Motiv.

Auch Bosnier überlegen

Ob man die Anerkennung als Volksgruppe in Österreich gezielt verfolgen soll, überlegt man auch in der bosnischen Community.

Die Gesellschaft der Bosnischen Akademiker hat deshalb über ihre Facebook-Seite, die aktuell etwa 100.000 Menschen erreicht, eine Umfrage gestartet. Wie die Mehrheitsmeinung unter den rund 260.000 bosnischstämmigen Österreichern aussieht, werde man mit Jahresende wissen, sagt Mitinitiator Sirad Duhan.

Ein Nein zu den Überlegungen von Austrotürken und Ex-Jugoslawen kommt postwendend von FPÖ-Chef Dominik Nepp. Die Anerkennung sei abzulehnen, weil es sich in diesem Fall um Zuwanderer und nicht um eine autochthone Volksgruppe handle, meint er.

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