Der FPÖ-Bezirksrat, der nach Mekka pilgern möchte
Die thematische Breite innerhalb der FPÖ dürfte größer sein als bisher angenommen. Auf der einen Seite warnt die Landstraßer FPÖ vor "Überfremdung" und demonstrierte im Vorjahr gegen ankommende Flüchtlinge.
Auf der anderen Seite steht Alfred Wondratsch. "Meine persönliche Meinung ist, dass wir Flüchtlingen helfen müssen", sagt er im KURIER-Interview. Allerdings dürfe man die Augen auch nicht vor Problemen verschließen. "Man muss Menschen helfen, die vom Tode bedroht sind, Wirtschaftsflüchtlinge muss man aber strikt davon trennen."
Der Islamische Staat, der die Flüchtlingswelle auslöste, habe jedenfalls nichts mit dem Islam zu tun. "Jeder der solche Taten setzt , ist vom Islam ausgeschlossen", sagt Wondratsch aus Überzeugung. 2012 ist der FPÖ-Bezirksrat im Islamischen Zentrum Floridsdorf zum Islam konvertiert.
Gibt es für ihn daher jetzt Probleme innerhalb der FPÖ? "Nein, überhaupt nicht. Religion ist Privatsache. Mein Glauben hat nichts mit der Partei zu tun", sagt Wondratsch.
"Keine Anfeindungen"
Mit berüchtigten FPÖ-Plakaten und -Slogans wie "Pummerin statt Muezzin" oder "Daham statt Islam" hat Wondratsch dennoch keine Probleme. "Ich werte das eher als Wahlwerbung und um halt aufzuzeigen. Ich habe keine Anfeindungen von Parteikollegen gespürt. Ich werde bei allen Themen gefragt, was ich davon halte. Es wird nichts über meinen Kopf hinweg entschieden."
Wondratsch selbst ist weiterhin oft im Islamischen Zentrum in Floridsdorf, aber auch in anderen Wiener Moscheegemeinden aktiv. "Ich lebe meine Glauben, mache meine täglichen Gebete, faste jetzt im Ramadan." Damit nicht genug: "Ich werde auch auf Pilgerfahrt nach Mekka gehen, sobald es mir möglich ist."
Die Aktionen der Identitären, die gegen die "Überfremdung des Abendlands" demonstrieren oder eine Theaterveranstaltung stürmten, kritisiert er ebenso wie radikalen Islamismus. "Alles was mit Gewalt zu tun hat, lehne ich ab. "Ich bin FPÖ-Bezirksrat, Moslem und Demokrat."
Kurzzeitig wollte Wondratsch Ende Mai die Partei nach einem Streit mit Thomas Berl, dem freiheitlichen Klubobmann von Floridsdorf, verlassen. In einem Mail an mehrere Parteienvertreter bezeichnete er Berl als einen "chauvinistischen Klubobmann" der vor Narzissmus nur so strotze. "Ich fühle mich in der Partei der FPÖ nicht mehr wohl und möchte hiermit mit Nachdruck meinen Austritt aus der Partei verkünden", schrieb Wondratsch.
Aussprache
"Das war ein heftiger Streit, allerdings beruflicher Art", sagt FP-Bezirksparteiobmann Wolfgang Irschik. Beide FP-Politiker seien bei der Wiener Berufsrettung. Hier soll sich der Streit um Personalvertretungen gedreht haben. "Nach einer Aussprache hat Wondratsch den Schritt zurückgenommen", sagt Irschik.
Wondratsch selbst bereut das Mail. "Es war eine Kurzschlussreaktion von mir. Nach einer Aussprache ist alles wieder im Lot."
Sein Bezirksparteiobmann stärkt ihm den Rücken. "Er ist ein guter Bezirksrat. Er hat damals bekannt gegeben, dass er konvertiert und hat auch eine gute Rede vor der Wien-Wahl 2015 im Bezirksparlament gehalten", sagt Irschik. Nachsatz: "Und Religion ist Privatsache."
Auch in der FPÖ.
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