Flughafen Wien: Passagiere zeigen sich gelassen

Esra, Zehra und Kadir freuen sich auf die Türkei-Reise
Lokalaugenschein in Schwechat: "Wir lassen uns nicht einschüchtern", sagten viele der Reisenden.

"Wir lassen uns nicht einschüchtern" – so lautete Mittwochvormittag das Motto zahlreicher Türkei-Reisender am Flughafen Wien-Schwechat. Trotz des Terroranschlags am Istanbuler Flughafen am Vorabend wollten sie sich die Urlaubslaune nicht verderben lassen.

Vor dem Check-in-Schalter von Turkish Airlines stehen die Passagiere mit ihrem Gepäck in der Warteschlange. Sie plaudern, lachen oder kramen in ihren Taschen nach den Reisedokumenten. Beinahe ein Reisetag wie jeder andere – wären da nicht die Fotografen und Kamerateams, die in der Abflughalle umherstreifen. Zwei Mitarbeiterinnen des Flughafens durchqueren die Halle, eine wirkt ob der Medienpräsenz irritiert. "Das ist wegen Istanbul", erklärt die andere leise.

Inmitten der Warteschlange vor dem Turkish-Airlines-Schalter stehen die Schwestern Zehra und Esra, zwei Wienerinnen mit türkischen Wurzeln. Sie fliegen nach Istanbul, allerdings nicht zum betroffenen Atatürk-Airport, sondern zum kleineren Flughafen Sabiha Gökçen.

"Reise nicht absagen"

"Wir haben gestern Abend in den Nachrichten von dem Vorfall erfahren", erzählt Esra. "Einige Freunde haben mich im Laufe der Nacht noch angerufen. Sie wollten wissen, ob ich trotzdem in die Türkei fliege", sagt Esra. Ob sie in Erwägung gezogen habe, die Reise abzusagen? Das sei überhaupt nicht zur Debatte gestanden, erwidert sie. "Und passieren kann einem schließlich überall etwas."

Esra und ihre Schwester haben jedenfalls keinerlei Angst – im Gegenteil: Die Vorfreude auf den vierwöchigen Türkeiurlaub ist groß. Sie wollen dort ausspannen und einige ihrer dort lebenden Verwandten besuchen. Zehras erst neun Monate altem Sohn Kadir stehen zudem gleich zwei Premieren bevor: sein erster Flug und sein erster Besuch bei seiner Großmutter in der Türkei. "Dieses Kennenlernen wird viel aufregender als der ganze Flug nach Istanbul", scherzt Zehra und lacht.

Vor ihnen in der Schlange steht Ilknur. Seit 25 Jahren fliege sie regelmäßig in die Türkei, Angst habe sie auch diesmal keine. "Wenn man sich deshalb nicht mehr zu reisen traut, terrorisiert man sich doch nur selbst", betont sie. "Dann könnte man das Haus ja gar nicht mehr verlassen. Und das ist ja genau das, was diese Terroristen wollen: Sie wollen uns abschrecken." Auch sie wurde in der Nacht vor ihrer Reise noch von besorgten Freunden angerufen: "Aber ich dachte nicht daran, die Reise zu stornieren. Das Leben geht weiter."

Chaos blieb aus

Trotz beginnender Urlaubszeit blieb am Mittwoch jedenfalls jegliches Chaos am Wiener Airport aus. Auch beim Info-Stand der Turkish Airlines in der Abflughalle herrschte Mittwochvormittag Gelassenheit. Nur der Frühflug sei ausgefallen, alle weiteren führe man wie geplant durch, schildern die Mitarbeiter.

Das bestätigt auch Flughafen-Sprecher Peter Kleemann: Laut Plan sollten am Mittwoch fünf Flüge aus Istanbul-Atatürk in Wien landen sowie fünf Flüge nach Istanbul abheben. "Nur zwei dieser insgesamt zehn Verbindungen fielen aus: Und zwar jener Flug, der in der Früh aus Istanbul kommen und um 10.35 Uhr retour nach Istanbul fliegen hätte sollen", schildert Kleemann. Die restlichen Flüge wurden nach Plan durchgeführt, es kam lediglich zu kleineren Verspätungen.

Dass kleine Abweichungen im Ablauf aber doch für Verunsicherung sorgen können, zeigte die Aufregung die eine Polizeibegleitung am Mittwochabend verursachte. Familien, die sich bereit erklärt haben, Auskunft über die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu geben, wurden von Polizisten aus einer Maschine aus der Türkei geleitet. Sofort machte sich Angst um einen Terrorverdacht breit. Das Innenministerium beruhigte: „Das galt nur dem Schutz der Ankunftspersonen“, erklärte Sprecher Karl-Heinz Grundböck.

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