Istanbul-Anschlag: Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen

Zersprungene Scheibe am Mittwoch am Flughafen Istanbul.
Am Atatürk-Flughafen in Istanbul sprengten sich drei Attentäter in die Luft. Mindestens 41 Menschen starben, darunter 13 Ausländer. 239 Verletzte. Spur führt zu IS. Massives Flugchaos.

Was wir bisher wissen:

  • Mindestens 41 Tote am Flughafen von Istanbul
  • 13 Ausländer wurden bei dem Anschlag getötet
  • Mindestens 239 Personen seien außerdem verletzt worden
  • Keine Hinweise auf österreichische Opfer
  • Die Explosionen ereigneten sich offenbar in und direkt vor einem Terminal-Gebäude
  • Medien berichten von drei Attentätern
  • Hintergrund der Täter ist noch unbekannt
  • Hinweise, dass IS hinter dem Anschlag steckt
  • Flugverkehr mittlerweile wieder aufgenommen
  • Österreich erhöht nach dem Anschlag die Sicherheitsmaßnahmen

Bei dem verheerenden Terroranschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul am Dienstag sind 41 Opfer zu beklagen, darunter mindestens 13 Ausländer. Das Istanbuler Gouverneursamt teilte am Mittwoch weiter mit, es seien 239 Menschen verletzt worden. Zudem starben alle drei Selbstmordattentäter.

Aus Regierungskreisen in Ankara hieß es, bei den getöteten Ausländern handle es sich um fünf Saudis, zwei Iraker, einen Tunesier, einen Usbeken, einen Chinesen, einen Iraner, einen Ukrainer und einen Jordanier. Österreicher sind nach dieser Auflistung nicht unter den Getöteten. Die Nationalität der Angreifer blieb zunächst unklar.

Bilderstrecke:

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A riot police officer stands guard at the entrance
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Workers clear debris from yesterday's blasts at Tu
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People and vehicles are seen behind a broken windo
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A board shows status of flights at Turkey's larges
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Passengers wait for their flights at Turkey's larg
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Police officers patrol at Turkey's largest airport
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A Turkish Airlines aircraft taxis at Ataturk Inte
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Workers repair the damaged parts of the terminal b

Ministerpräsident Binali Yildirim sagte am Mittwoch bei einem Besuch am Atatürk-Airport, erste Hinweise deuteten auf den IS als Urheber hin. Sicherheitsmängel am Flughafen schloss Yildirim aus. "Weder im Abflug- noch im Ankunftsbereich am Flughafen kann von einer Sicherheitslücke die Rede sein", sagte er.

>> Terror in Istanbul: Urlauber meiden die Türkei

Die türkische Polizei fahndet nach dem Hintermännern des Anschlags auf den größten Flughafen der Türkei. Bis zum frühen Mittwochmorgen bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat. Yildirim sagte, nach ersten Erkenntnissen hätten die Angreifer zunächst das Feuer eröffnet und sich dann in die Luft gesprengt.

Istanbul-Anschlag: Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen
Turkish flags, with the control tower in the background, fly at half mast at the country's largest airport, Istanbul Ataturk, following yesterday's blast in Istanbul, Turkey, June 29, 2016. REUTERS/Murad Sezer TPX IMAGES OF THE DAY

Aus türkischen Regierungskreisen hieß es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer auch in den Innenbereich des Terminals gelangten.

Massives Chaos im Flugverkehr

Mittwochvormittag ist der Luftverkehr am Atatürk-Flughafen wieder aufgenommen worden. Erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen auch wieder ins Terminal. Der Angriff sorgt allerdings für ein massives Chaos im Flugverkehr.

Turkish Airlines strich für Mittwoch mehr als 340 Flüge. Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen von oder nach Atatürk Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche ratlose Reisende vor dem Flughafen gestrandet, die vor den Terrorangriffen aus dem Terminal geflohen waren.

Auswirkungen auf Österreich-Flugverkehr

Nach dem Terroranschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul gibt es auch Auswirkungen auf die Flugverbindungen von und nach Österreich. Ein Hin- und Rückflug der Turkish Airlines von und nach Wien Mittwoch früh wurde gestrichen.

Ob es noch weitere Auswirkungen gibt, steht vorerst nicht fest. Istanbul-Reisende sollten sich vor Reiseantritt bei ihrer Fluglinie über den Status des Fluges informieren. Den aktuellen Flugplan finden Sie hier.

Sobotka: Österreich erhöht Sicherheitsmaßnahmen

Nach dem Terroranschlag hat Österreich seine Sicherheitsmaßnahmen weiter erhöht. "Daher haben wir sofort angeordnet, auch verstärkte Streifentätigkeiten am Flughafen" durchzuführen, teilte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Mittwoch per Videobotschaft mit. Damit ist konkret der Flughafen Wien gemeint, wie ein Sprecher präzisierte.

Zudem seien die Sicherheitskräfte "auf die besondere Situation hingewiesen" und aufgefordert worden, "allen verdächtigen Wahrnehmungen sofort nachzugehen", so Sobotka in dem Video auf seiner Facebook-Seite weiter.

Nachrichtensperre

Nach Angaben der türkischen Rundfunkbehörde RTÜK verhängte ein Gericht in Istanbul eine Nachrichtensperre über den Anschlag. Betroffen seien "jede Art von Nachricht, Interview und Bilder vom Anschlagsort in den Druck- und visuellen Medien, den sozialen Medien und Internetmedien".

Nach dem Anschlag kam der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt und besonders westliche Staaten zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf. "Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom."

Bei dem Anschlag am Dienstagabend hatten drei Selbstmordattentäter insgesamt 41 Menschen getötet. Die türkische Regierung vermutet die radikalislamische Miliz "Islamischer Staat" (IS) hinter dem Attentat.

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FILE PHOTO - A Turkish Airlines aircraft taxis at Ataturk International Airport in Istanbul, Turkey, February 13, 2016. REUTERS/Murad Sezer/File Photo TPX IMAGES OF THE DAY

Anschlagsserie in der Türkei

Die Türkei wird derzeit von einer Serie schwerer Terroranschläge heimgesucht. Besonders häufige Zielpunkte sind die Millionenmetropole Istanbul und die Hauptstadt Ankara.

- 28. Juni 2016: Drei Attentäter greifen den Eingangsbereich am internationalen Terminal des Istanbuler Atatürk-Flughafens an. Nach einer Schießerei sprengen sich alle drei in die Luft und töten dabei 36 Menschen. Rund 150 Personen werden verletzt. Die Regierung vermutet den IS hinter der Tat.

- 7. Juni 2016: Die Explosion einer ferngezündeten Autobombe tötet im Zentrum Istanbuls sechs Polizisten und fünf Passanten, 36 Menschen werden verletzt. Die TAK, eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, bekennt sich zu der Tat.

- 19. März 2016: Ein Attentäter sprengt sich auf der zentralen Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal in die Luft und reißt vier Menschen mit in den Tod, 39 werden verletzt. Drei der Todesopfer sind Israelis, eines ist aus dem Iran. Laut türkischer Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).

- 13. März 2016: Bei einem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt Ankara sterben mindestens 37 Menschen. Mehr als 120 weitere werden verletzt. Eine Selbstmordattentäterin hatte sich mit einem Auto nahe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt. Die aus der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hervorgegangene militante Splittergruppe "Freiheitsfalken Kurdistans" (TAK) bekennt sich zu der Tat.

- 17. Februar 2016: Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Später bekennt sich die TAK zu der Tat. Die türkische Regierung macht die PKK und ihren syrischen Ableger YPG für den Anschlag mitverantwortlich.

- 12. Jänner 2016: Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf deutsche Touristen getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Der Attentäter gehörte nach Angaben der türkische Regierung dem IS an.

Istanbul-Anschlag: Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen
Karte, schwere Anschläge seit Juli 2015 mit Zahl der Opfer GRAFIK 0742-16, 88 x 75 mm

- 10. Oktober 2015:Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht den IS verantwortlich.

- 10. August 2015: Bei einem Bombenanschlag und einem anschließenden Angriff auf eine Polizeiwache in Istanbul werden mindestens vier Menschen getötet. Zwei Frauen greifen zudem das US-Konsulat an, eine wird festgenommen. Sie soll Mitglied der linksextremen Terrororganisation DHKP-C sein.

- 20. Juli 2015: Im südtürkischen Grenzort Suruc reißt ein Selbstmordattentäter 33 pro-kurdische Aktivisten mit in den Tod. Die Behörden machen den IS verantwortlich, die sich allerdings nie zu der Tat bekennt.

- 6. Juni 2015: Zwei Tage vor der türkischen Parlamentswahl verüben Unbekannte in der südosttürkischen Kurden-Metropole Diyarbakir einen Sprengstoffanschlag auf eine Veranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP. Mindestens vier Menschen sterben.

- 11. Mai 2013: Bei der Explosion zweier Autobomben in der Grenzstadt Reyhanli werden mehr als 50 Menschen getötet. Die Regierung beschuldigt türkische Linksextremisten mit Kontakten zum Regime im benachbarten Syrien.

Terroristen haben in Istanbul erneut einen Flughafen als Ziel für einen verheerenden Anschlag gewählt. Sollten Sicherheitsbereiche schon an die Gebäudeeingänge vorverlegt und alle Besucher durchleuchtet werden? In Staaten mit hoher Terrorbedrohung sind solche Kontrollen teils schon weit vor den Eingängen üblich. Einige Beispiele:

BRÜSSEL/BELGIEN: Nach den Bombenanschlägen in einer Halle des Brüsseler Flughafens Zaventem im vergangenen März wurden dort die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. So wurden zunächst Passagiere und ihr Gepäck bereits am Eingang zu den Terminals erstmals kontrolliert. Wer die Halle betreten wollte, musste seinen Ausweis und ein Flugticket vorzeigen. Nach Protesten von Reisenden in langen Warteschlangen wurden die Maßnahmen nach wenigen Wochen wieder gelockert.

TÜRKEI/ISTANBUL: Einlasskontrollen sind an jedem türkischen Flughafen Standard. Schon beim Eintritt ins Gebäude wird das Gepäck geröntgt, also Handgepäck und aufzugebende Koffer. Jeder, der in den Flughafen will, muss durch einen Metallscanner. Nach dem Check-In folgt die zweite Sicherheitskontrolle, die nur noch Fluggäste passieren dürfen. Beim Check-In muss ein Ausweis vorgelegt werden. Beim Einstieg ins Flugzeug wird der Name auf dem Ausweis dann mit dem auf dem Boarding-Pass abgeglichen.

RUSSLAND/MOSKAU: Wer einen der drei Moskauer Flughäfen betritt, wird schon am Gebäudeeingang kontrolliert: Reisende wie Besucher müssen Handtaschen öffnen, Hosen- und Jackentaschen leeren und durch einen Metalldetektor gehen. Das Hauptgepäck wird von einem Röntgengerät durchleuchtet. In der Wartehalle und vor den Schaltern patrouillieren Wachleute. Nach dem Check-In folgt die eigentliche Flugsicherheitskontrolle.

AFGHANISTAN/KABUL: Am größten Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kabul müssen Reisende vor der Ankunft im Terminal durch zwei Autokontrollen samt Sprengstoffspürhunden, drei Ticketkontrollen und fünf Körperkontrollen. Drei oder vier Mal - je nachdem, ob die Geräte gerade funktionieren -, muss das Gepäck zum Durchleuchten auf Bänder gewuchtet werden. Kontrollen beginnen schon bei der Einfahrt auf das Flughafengelände, etwa einen Kilometer vor dem Terminal. Das Personal, das Menschen auf Sprengstoffwesten oder Waffen abtastet, ist aber oft lustlos oder lässt dies ganz sein. Ausländer werden nach Trinkgeld gefragt.

ISRAEL/TEL AVIV: Israels internationaler Flughafen Ben Gurion wird besonders streng geschützt, da das Land seit Jahrzehnten mit einer Terrorbedrohung lebt. Dabei wird ein Ring von Kontrollen eingesetzt, der einer Zwiebel gleicht. Passagiere werden bei der Ankunft im Auto schon Kilometer vor dem Terminal von bewaffneten Sicherheitskräften überprüft. Nach Passieren eines weiteren Wächters am Eingang folgen im kameraüberwachten Terminal selbst eine persönliche Befragung und eine gründliche Untersuchung des Gepäcks mit Durchleuchtungssystemen. Dabei werden Reisende in verschiedene Risikogruppen eingestuft. Bei den Kontrollen geht Sicherheit eindeutig vor Persönlichkeitsrechten - was immer wieder zu Beschwerden vor allem arabischer Reisender führt.

Der Moment des Anschlags wurde von den Sicherheitskameras festgehalten: Betonplatten fallen von den Decken auf den Boden, Menschen rennen panisch weg, Staubwolken überall. Die Bilder, die CNN-Türk sendet, zeigen Chaos. Ein Krankenwagen nach dem anderen erreicht den Flughafen. Tausende evakuierte Menschen stehen vor den Terminals. Viele weinen, sie suchen verzweifelt nach Angehörigen und Freunden.

Bei einem Anschlag auf den Istanbuler Flughafen, der am Dienstagabend kurz vor 22.00 Uhr begann, haben drei Selbstmordattentäter 36 Menschen getötet und fast 150 verletzt. Es gebe Hinweise, dass hinter dem Attentat die radikal-islamische IS-Miliz stecke, sagte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim (AKP) in der Nacht auf Mittwoch in Istanbul.

Sicherheitskräfte sollen Feuer auf zwei der Attentäter eröffnet haben, noch bevor diese die Kontrollstelle in der Ankunftshalle erreichten hätten, teilte AKP-Justizminister Bekir Bozdag mit. Am Istanbuler Flughafen ist es üblich, dass Sicherheitskontrollen schon vor dem Eingang in den Terminal stattfinden. Nach Angaben von Provinzgouverneur Vasip Sahin schossen die Attentäter um sich und sprengten sich dann am Eingang des Flughafens in die Luft. Eine der Bomben sei unter einer Jacke versteckt gewesen, berichtete ein Korrespondent vom türkischen Fernsehsendern TRT.

Der Flugverkehr wurde eingestellt, es gibt eine Nachrichtensperre, an die sich allerdings kaum gehalten wurde. Der Anschlag ist das Hauptnachrichtenthema in den türkischen Medien. Der AKP-Parlamentarier Samil Tayyar kritisierte in einer Fernsehdebatte heftigst, dass Bilder und Nachrichten über den Anschlag in den sozialen Medien verbreitet werden würden: „Haben die denn überhaupt keine Moral. Es könnten ihre Frauen und Verwandten sein“, so Tayyar.

Unter den Toten seien wahrscheinlich auch einige Ausländer, heißt es aus Ankara. Über die Nationalitäten der Opfer gibt es noch keine Angaben, teilte das österreichische Außenministerium auf Twitter mit. Die österreichische Vertretungsbehörden seien mit den türkischen Behörden in Kontakt. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sprach auf Twitter von einer „furchtbaren Terrorattacke“. Sein Mitgefühl gelte „den Familien und Freunden der Opfer“, so Kurz.

Der internationale Atatürk-Flughafen ist der größte Flughafen der Türkei und hat in etwa ein Passagieraufkommen wie der deutsche Flughafen Frankfurt/Main. Täglich starten, landen und steigen Millionen Menschen hier um. Er liegt auf der europäischen Seite der Bosporusmetropole. Auf der asiatischen Seite der Stadt liegt der kleinere Flughafen Sabiha Gökcen.

Der Fernsehsender TRT sendete live vom Istanbuler Krankenhaus in Bakirköy, nicht weit weg vom Flughafen, wo die meisten Verletzten hingebracht wurden. Ein junger Mann, sein Hemd ist blutig, schildert, wie er seinen Bruder aus den Trümmern gerettet hat.„Wir haben plötzlich von irgendwoher Schüsse gehört. Ich will meinen Bruder sehen“, sagte er mit ruhiger Stimme.

„Die Türkei ist im Kampf gegen den Terrorismus gegen zahlreiche Akteure: Gegen den IS, die PKK, radikale Linke wie die DHKP-C“, analysierte der Journalist Resul Serdar Atas während einer Fernsehdebatte auf TRT. Tatsächlich ist Istanbul in diesem Jahr schon zum vierten Mal Ziel von Terroranschlägen geworden. Die bisherigen Anschläge trafen einen Polizeibus, das historische Zentrum der Altstadt sowie die bei Touristen und Einheimischen beliebte Einkaufsstraße Istiklal Caddesi. Für die Taten wurden die IS-Miliz und eine Splittergruppe der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verantwortlich gemacht.

Istanbul-Anschlag: Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen
"Er hat einfach auf jeden geschossen, der ihm in die Quere kam. Er war ganz in Schwarz gekleidet und nicht maskiert."

Der Selbstmord-Anschlag am Istanbuler Atatürk-Flughafen hat Turkish Airlines am Mittwoch zugesetzt. Die Aktien der Fluggesellschaft fielen um bis zu 3,5 Prozent. TAV Airports, die den Flughafen auf der europäischen Seite der größten türkischen Stadt betreiben, rutschten sogar um mehr als sechs Prozent ab.

Der Billig-Flieger Pegasus, der den Flughafen Sabiha Gökcen auf der asiatischen Seite Istanbuls anfliegt, büßte 2,2 Prozent ein.

Drei Attentäter hatten am Dienstagabend am Atatürk-Flughafen um sich geschossen und sich dann in die Luft gesprengt. Dabei wurden 36 Menschen getötet und fast 150 Personen verletzt. Die türkische Regierung macht die radikal-islamische IS-Miliz für den Anschlag verantwortlich.

Vor diesem Hintergrund rutschten die Titel des deutschen Touristik-Konzerns TUI in London um etwa vier Prozent ab. Die Aktien der AUA-Mutter Lufthansa büßten bis zu 1,4 Prozent ein. Der Leitindex der Istanbuler Börse verlor gegen den europäischen Trend 0,4 Prozent.

Istanbul-Anschlag: Zahl der Todesopfer auf 41 gestiegen
Die USA sicherten der Türkei ihre Hilfe zu. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: "Ich möchte dem ganzen türkischen Volk aber sagen, dass wir uns im Kampf gegen den Terrorismus vereint sehen und uns gegenseitig unterstützen werden."

Der Istanbuler Atatürk-Flughafen (IST) ist der größte Airport der Türkei und einer der größten Europas. Der nach seiner Eröffnung 1912 Yesilköy genannte Flughafen wurde später nach dem türkischen Republiksgründer Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) benannt.

Im Jahr 2015 wurden dort in drei Terminals - Inland, International und Fracht - bei mehr als 447.000 Flugbewegungen gut 61 Millionen Passagiere abgefertigt und rund 1,4 Millionen Tonnen Luftfracht befördert. Seit 2010 mit damals rund 32 Millionen Fluggästen haben sich die Passagierzahlen nahezu verdoppelt.

Der Atatürk-Airport liegt auf der europäischen Seite Istanbuls. Im asiatischen Teil der Millionenmetropole gibt es zudem den kleineren Flughafen Sabiha Gökcen. Ende 2017 soll etwa 60 Kilometer nordwestlich von Istanbul ein neues Mega-Luftdrehkreuz eröffnet werden. Von ihm sollen jährlich bis zu 150 Millionen Passagiere starten und landen können.

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Der teilstaatliche Airline-Konzern hat mit 294 Destinationen das weltweit größte Flugnetz.

Erdogan erwartet "entschlossene Haltung"

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Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. "Die Bomben, die heute in Istanbul explodiert sind, hätten in jedem Flughafen, in jeder Stadt auf der ganzen Welt detonieren können." Er erwarte, dass die Weltgemeinschaft eine "entschlossene Haltung" gegenüber Terrorgruppen einnehme. Der Anschlag auf den Atatürk-Flughafen ziele darauf, die Türkei zu untergraben, sagte Erdogan. Dazu werde das Blut unschuldiger Menschen vergossen und Angst verbreitet.

Die USA und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilten den Anschlag ebenso wie der Jüdische Weltkongress. Die USA sicherten der Türkei ihre Hilfe zu. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Hintergründe seien zwar noch nicht klar. "Ich möchte dem ganzen türkischen Volk aber sagen, dass wir uns im Kampf gegen den Terrorismus vereint sehen und uns gegenseitig unterstützen werden."

Der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat erschüttert auf den verheerenden Terroranschlag von Istanbul reagiert. „Der Terrorismus hat mal wieder sein hässliches Gesicht gezeigt und unschuldige Menschen in den Tod gerissen“, sagte de Maizière am Mittwoch in Berlin. "Ich bin tief erschüttert über den feigen und brutalen Anschlag am Flughafen von Istanbul." Er trauere mit den Angehörigen der Opfer und wünsche den Verletzten schnelle Genesung. „Wir werden unseren Kampf gegen den Terrorismus gemeinsam mit unseren Verbündeten mit voller Härte fortsetzen“, betonte er.

Italien hat den Selbstmordanschlag auf dem Istanbuler Flughafen verurteilt und sich mit der Türkei solidarisch erklärt. "Unser Herz teilt den Schmerz des türkischen Volks über die tragischen Nachrichten, die aus Istanbul kommen", schrieb Regierungschef Matteo Renzi auf Twitter und fügte hinzu: "Gegen den Terrorismus, überall.“ Außenminister Paolo Gentiloni, in New York bei den Verhandlungen über einen Sitz Italiens im UN-Sicherheitsrat, twitterte: "Italien solidarisch mit der Türkei. Der Terrorismus wird nicht durchkommen."

Auch der Iran hat den Selbstmordanschlag am Atatürk-Flughafen in Istanbul scharf verurteilt und eine gemeinsame Initiative gegen den Terrorismus gefordert. "Der Terror hat erneut bei unseren Freunden und Nachbarn in der Türkei sein hässliches Antlitz gezeigt", schrieb Außenminister Mohammed Dschawad Sarif auf seiner Twitter-Seite am Mittwoch. Der Terrorismus sei eine globale Bedrohung, die gemeinsam bekämpft werden müsse, fügte Sarif hinzu. Bei dem Anschlag in der türkischen Millionenmetropole Istanbul waren am Dienstagabend zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden.

Zum Terroranschlag auf den Flughafen von Istanbul schreibt die linksliberale spanische Zeitung El País (Madrid) am Mittwoch: "Die schwierige Sicherheitslage in der Türkei ist eine der größten Herausforderungen für Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Dabei spielt auch die außenpolitische Strategie eine Rolle. Kurz vor dem Terroranschlag von Istanbul gelang der Türkei eine wichtige Wende: die Normalisierung der Beziehungen zu Russland und Israel. Erdogan hatte dabei Pragmatismus und Dialogbereitschaft bewiesen. Genau dies wird in der Innenpolitik und in den Gesprächen mit der EU schmerzlich vermisst. Die Türkei hat im Kampf gegen den Terror alle erdenkliche Hilfe und Solidarität verdient. Allerdings sollte Ankara in der Kurdenfrage, der Flüchtlingskrise und im Syrien-Konflikt mehr Kohärenz zeigen. Auf diese Bereiche sollte Erdogan seinen Pragmatismus ausdehnen, den er gegenüber Russland und Israel bewies."

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