Wenn man bei der U6-Station „Neue Donau“ aussteigt, wird man von blauen Fahnen geleitet. „Usus am Wasser“ steht darauf geschrieben. Auf dem Weg Richtung Brigittenauer Brücke sieht man rechts Menschen in der Wiese sonnenbaden, links eine Moschee.
Nach fünf bis zehn Gehminuten erreicht man ein großes Gastro- und Badeareal mit verschiedenen Decks am Wasser. 200 Personen können hier sitzen, essen und das Leben genießen. Es gibt einen Salettl-Grill-Bereich, ein Sonnendeck mit Bar, eine Indoor-Fläche mit Bar, Boccia-Bahn sowie eine Kulturterrasse mit Bühne unter einem Zirkuszelt und einem Wasserzugang.
Wie im Urlaub
„Das fühlt sich hier an wie Urlaub“, sagt eine Besucherin, die dort am frühen Nachmittag mit einer Freundin plaudert und etwas trinkt. Am Nebentisch unterhält sich eine Gruppe in unterschiedlichen Sprachen. „Das ist das Sprachencafé. Einmal die Woche trifft man sich hier am Wasser“, sagt Stefan Kienberger.
Er ist Unternehmensberater und hat die alte und zurückgelassene Baracke mit der 200 Meter langen Rutsche bereits vor einem Jahr übernommen. Wegen Corona kann er sie aber erst in diesem Sommer so richtig bespielen. Die Übernahme war kein leichtes Unterfangen und dauerte fast zwei Jahre. Der Grund gehört der österreichischen Wassergesellschaft Via Donau. Lange war Kienberger mit dem Klären von rechtlichen Fragen beschäftigt. Denn die Anlage ist ein Superädifikat – also ein Bauwerk, das auf fremdem Grund errichtet wurde und ursprünglich nicht auf Dauer verbleiben sollte.
Altes bespielen
Usus ist als Genossenschaft organisiert. Darin sind unterschiedliche Personen – Handwerker, Künstler, Gastronomen, Betriebswirtschafter und mehr – zusammengeschlossen. Sie besteht aktuell aus 17 Personen, das Büro befindet sich am Yppenplatz im 16. Bezirk. „Als Genossenschaft kann man vieles schaffen, was alleine nicht möglich ist“, sagt Kienberger.
Gegründet wurde Usus 2017. Bekannt wurde die Genossenschaft als Zwischennützerin der Trabrennbahn Krieau. Unter dem Namen „Creau – Creative Au“ veranstaltet man dort Partys und Firmenfeiern. Binnen zwei Jahren wurde aus ungenützten Stallungen eine beliebte Eventlocation.
„Wir sehen uns hier an der Neuen Donau als eine Art Stadterhalter“, sagt Kienberger. Das erklärte Ziel von Usus ist es nämlich, Altes zu bewahren – und auch zu bespielen. Erfolgreich umgesetzt wurde das bereits bei der Villa Schapira: In dem alten Gebäude im 18. Bezirk hat Usus im Jahr 2019 einen Künstlertreff etabliert.
Silent Cook und Steak-Pommes
Weiteres Usus-Projekt: Die gleichnamige Kantine im Schauspielhaus wird von Silent-Cook Patrick Müller betrieben, der Teil der Genossenschaft ist. Der Koch ist es auch, der die Gastronomie im Usus am Wasser weiterentwickelt. Die Pommes (4,60 Euro) sind die Spezialität des Hauses: Man wählt zwischen verschiedenen Toppings dazu, etwa Steak- (5,50 Euro extra), Bergkäse- (5,10 Euro extra), Forellen- (5,30 Euro) oder Erbsen-Guacamole-Topping (3,30 extra). Zudem gibt es Rotkraut-, Wildkräuter- Kichererbsensalat.
Neon-Rutsche
Viel wurde bereits in das Lokal investiert: „Eine halbe Millionen Euro und viele Arbeitsstunden“, sagt Kienberger. Das dürfte sich lohnen: Hier wurden bereits Hochzeiten gefeiert und Kabaretts aufgeführt. Heute, Dienstag, treten dort die Künstler Magda Leeb und Gregor Seberg auf. Geplant ist noch mehr: Die Rutsche etwa soll zum Kunstobjekt werden – mit Neonlichtern oder der Option, sie mit einer Virtual-Reality-Brille zu erkunden.
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