Fall Leonie vor Gericht: Angeklagter kaufte 200 Ecstasy-Tabletten

Fall Leonie vor Gericht: Angeklagter kaufte 200 Ecstasy-Tabletten
Heute sind erstmals Zeugen am Wort. Einer sagte aus, dass der Erstangeklagte kurz vor Leonies Tod 200 Ecstasy-Tabletten gekauft hat.

Tag vier im Prozess rund um den Tod der 13-jährigen Leonie im Landesgericht für Strafsachen in Wien: Erstmals kommen Zeugen zu Wort. Zuerst jene Frau, die Leonie am 26. Juni 2021 in den Morgenstunden auf dem Grünstreifen in der Donaustadt entdeckte. „Ich arbeite in der Gasse, bin kurz vor 7 Uhr mit dem Auto um die Ecke gekommen“, schildert die Zeugin. Sie sah eine junge Frau an einen Baum gelegt und zwei Männer, die rund um sie standen. „Ich bin sofort hingelaufen, dachte, das Mädel ist bewusstlos“, schildert die Pflege-Assistentin.

Einer der Männer habe ihr gesagt: „Ich kenne sie nicht“ und ihr sein Handy entgegen gehalten. Am Telefon war die Rettung. Die Zeugin begann mit der Wiederbelebung – ohne Erfolg.

Panischer Anruf

Dann wurde am Freitag jener Mann aus der Justizanstalt Simmering vorgeführt, der mit den Angeklagten telefonischen Kontakt hatte. Er war ursprünglich selbst als Beschuldigter geführt. Der 23-Jährige hatte ihn in der Nacht zwei Mal angerufen. „Er sagte, es sei ein berauschtes Mädchen bei ihm, dem es nicht gut geht.“ Der Zeuge habe ihm daraufhin geraten, dem Mädchen Zitronensaft zu geben, damit es ihm besser gehe. „10,15 Minuten später hat er noch einmal angerufen, weil es dem Mädchen nicht besser ging.“ Daraufhin sagte er ihm, er solle die Rettung rufen. Dass Leonie mehrere Ecstasy-Tabletten intus hatte, habe er nicht gewusst – was allerdings seiner Aussage bei der Polizei widerspricht.

Nur wenige Tage vor Leonies Tod habe ihn der Erstangeklagte kontaktiert, mit der Bitte, ihm 200 Ecstasy-Tabletten zu besorgen. "Ich habe sie von einem Österreicher besorgt und sie ihm übergeben", schildert der Zeuge. Deshalb und wegen dem Handel mit 1,3 Kilo Kokain und Cannabis, verbüßt er selbst gerade eine Haftstrafe von drei Jahren.

Eine Frage des Alters

Für Diskussionen sorgte seit Beginn der Ermittlungen das angebliche Alter von Ali H., dem Zweitangeklagten. Er gab an, zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt gewesen zu sein. Dem widerspricht allerdings das Altersgutachten von Mediziner Ernst Rudolf, der Ali H. untersucht hat. Vor allem die Wachstumfugen beim Schlüsselbeingelenk sprechen dafür, dass der Beschuldigte bei der Untersuchung (nur kurz nach seiner Verhaftung, Anm.) "ein Mindestalter von 19 Jahren" hatte.

"Sind Sie sicher? Meine Mutter muss es wissen", sagt Ali H. Auch die Mutter selbst, die sich im Zuhörerbereich befindet, will etwas dazu sagen. Das unterbindet die Richterin allerdings sofort.

Nach einer Mittagspause wurde jener Mann befragt, der sie am Abend vor ihrem Todes von Tulln nach Wien gebracht hat. „Wir sind zum Donaukanal gefahren. Ich wollte Party machen.“ Leonie traf dann andere Männer, wollte aber nach 20 Minuten wieder da sein. „Ich habe zwei, drei Stunden gewartet, hab sie öfter angerufen“, schildert der Mann. Zwischen 2 und 3 Uhr Früh habe sich Leonie schließlich bei ihm gemeldet. „Sie hat gesagt, es geht ihr gut. Ich war 'mords' angefressen und bin heimgefahren.“

Diskrepanzen in Aussagen zu Video

Noch einmal ist das Video, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgespielt wurde, Thema. Die Angeklagten sollen die Diskrepanzen zu ihren Aussagen erklären. Der Älteste ist zu dieser Frage kurz angebunden: „Es hat sich jeder angeschaut.“

Der Mann ist darauf auf der Couch liegend zu sehen. Der Wohnungsmieter, der in früheren Aussagen Leonie niemals nackt gesehen haben will, widerspricht seiner Aussage vom Vortag: „Ich habe sie gesehen, ich habe sie einmal nackt gesehen.“ „Haben Sie nicht“, fällt den Geschworenen auf und sie holen ihre eigenen Mitschriften heraus.

Jener Angeklagte, der Leonies Freund gewesen sein will, erklärt zumindest: „ Es war ein schreckliches Video.“ Er sei deshalb zwischen ihren Beinen gewesen, um ihr Wasser wegzuwischen und sie anzuziehen. „Weil sie so gezittert hat.

Freundin des Opfers sagte aus

Zuletzt wird Leonies Freundin als Zeugin aufgerufen – in Abwesenheit der Angeklagten. „Wir haben uns seit 1,5 bis zwei Jahren gekannt. Wir waren ziemlich eng, sie hat mir eigentlich alles erzählt“, sagt die 14-Jährige. Das erste Mal trafen sie im Juni auf den Drittangeklagten – im Prater. Beim zweiten Treffen habe er ihnen eine Tablette gegeben. „Dann hat er versucht, Leonie anzufassen. Ich habe ihre Hand genommen und sie weggezogen.“

Die Mädchen waren öfter in Wien unterwegs. „Auch ohne Einverständnis der Eltern und auch nachts.“ Einmal allerdings habe Leonie allein fahren wollen. Da informierte die Freundin Leonies Eltern. „Vielleicht hat sie mir dann nichts mehr gesagt.“ Sie könne sich nicht vorstellen, dass Leonie mit dem Burschen zusammen war. „Sie hatte etwas gegen Ausländer und meinte auch, dass sie ihn nicht mag.“ Sie habe ihm eine Freundschaft vorgespielt, um Cannabis von ihm zu bekommen, aber: „Er wollte mehr.“ Auch am Abend vor Leonies Tod waren die beiden Mädchen gemeinsam unterwegs. Doch Leonies Freundin musste nach Hause. „Ich dachte, sie geht auch heim.“ Als sich die Mädchen trennten, war es nach 22 Uhr.

Mit der Aussage der 14-Jährigen endete der Prozesstag am Freitag. Am Dienstag wird die Verhandlung fortgesetzt, der KURIER wird berichten. 

 

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