Explosion in Wien verhindert: Gasleitung vor Delogierung manipuliert

Explosion in Wien verhindert: Gasleitung vor Delogierung manipuliert
Der Mieter soll im Haus negativ aufgefallen sein. Der KURIER hat mit dem Schlosser gesprochen, der die Explosion verhindert hat.

Es war eine glückliche Fügung, die am Montag in Wien-Ottakring mehrere Tote durch eine Gasexplosion verhinderte: Ein Gerichtsvollzieher war um 8 Uhr zu einer Wohnung in der Degengasse 50 gekommen. Begleitet wurde er von einem Schlosser, Möbelpackern und Zeugen – denn in der Wohnung sollte eine Delogierung stattfinden. 

Da es sich um ein älteres Schloss handelte, konnte Schlosser Andreas Eisner die Tür problemlos öffnen und brauchte keine Flex – wie es sonst mittlerweile Standard ist. Hätte er eine benutzt, wäre es zum Funkenflug gekommen und die Wohnung wohl in die Luft geflogen. Denn der bisherige Mieter soll die Gasleitung so präpariert haben, dass Gas in die Wohnung strömen konnte.

Schlosser Andreas Eisner über den Vorfall

Beim Betreten der Wohnung merkte der Gerichtsvollzieher sofort den Gasgeruch. „Ich habe nur gerufen ‚Gas, laufts‘“, schildert Schlosser Eisner den Moment im KURIER-Gespräch. Die Gaskonzentration dürfte laut den Einsatzkräften der Brandgruppe der Wiener Polizei an der Explosionsschwelle gewesen sein. Die Gasleitung wurde sofort geschlossen. Wäre es zu einer Explosion gekommen, hätte diese auch die Leben von vier Hausbewohnern gefährdet, die sich gerade in dem Gebäude aufgehalten hatten. 

Bei den Ermittlungen des Landeskriminalamts wurden offensichtliche Beschädigungen an einer Leitung der Gastherme festgestellt, die augenscheinlich absichtlich mit Werkzeug herbeigeführt worden waren. Nun steht der 61-jährige Mieter der Wohnung, Bobosz W., unter Verdacht, die  Explosion geplant zu haben – aus Rache, wie eine Nachbarin glaubt. Sie will aus Angst anonym bleiben. Denn der Mann ist derzeit auf der Flucht.

Jahre keine Miete gezahlt

Beim KURIER-Lokalaugenschein erzählt die Tochter der Vermieterin, Patricia H., dass der Pole seit Jahren keine Miete mehr bezahlt hatte. Man ließ ihn aus Mitleid in der Wohnung leben. Denn der Verdächtige hatte zunächst mit seiner Ehefrau dort gewohnt. Nach deren Tod habe er immer mehr getrunken und andere Bewohner belästigt.

So soll er gegenüber zwei Studentinnen übergriffig geworden sein und versucht haben, sich Zutritt zu deren Wohnungen zu verschaffen. Ein in dem Haus tätiger Arbeiter beschuldigte den Polen zudem, ihn bestohlen zu haben. Die Delogierung war daher unausweichlich und wurde zuletzt lediglich durch Corona verzögert.

Patricia H., die ebenfalls in dem Haus wohnt, hätte am Dienstag als Zeugin vor Ort sein sollen. „Ich hätte mir vor der Tür sicher eine angeraucht“, erzählt die 31-Jährige. Wegen eines Unfalls ihres Freundes sprang stattdessen ihr Bruder als Zeuge ein. Dieser hatte wie alle anderen Anwesenden großes Glück, dass der Schlosser die Gefahr erkannt hatte und sich das Gas-Luft-Gemisch nicht entzündete.

„Ich bin immer etwas früher da, um mir ein Bild zu machen“, erzählt Schlosser Eisner, der meint, er habe ein Rauschen gehört, dabei aber zuerst an die Dusche gedacht. 

Tatsächlich war es ausströmendes Gas.  „Wir hatten einfach a Mas’n“, schildert der 30-Jährige, der am Tag nach der knapp verhinderten Explosion bereits wieder vor Ort war. Er tauschte das Schloss der Eingangstür aus, um den verunsicherten Bewohnern die Angst vor dem noch Flüchtigen zu nehmen.

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