Gasexplosion in Wien-Wieden - es war Suizid
Nach der verheerenden Gasexplosion in einem Gemeindebau in der Preßgasse in Wien-Wieden mit zwei Toten Ende Juni steht nun die Ursache fest. Demnach war es tatsächlich, wie allgemein vermutet, Suizid. Das bestätigte die Wiener Polizei am Mittwoch. Der 22-jährige männliche Tote hatte ein Gasrohr manipuliert. Auslöser für die Explosion war vermutlich ein Schaltfunken oder offenes Feuer.
Abrissarbeiten nach Gasexplosion in Wien-Wieden
Der junge Koch soll zuletzt massive Geldprobleme gehabt haben und mit seiner Miete im Rückstand gewesen sein. Immer wieder dürfte er in seinem Leben – unter anderem beruflich – gescheitert sein. Bei der Explosion am 26. Juni war neben dem jungen Mann eine 29-jährige Mieterin ums Leben gekommen. 15 Menschen wurden teils schwer verletzt. Ein Anrainer befindet sich immer noch im Krankenhaus.
Von dem Haus am Eck Preßgasse/Schäffergasse, das bei der Explosion zerstört wurde, ist mittlerweile nichts mehr übrig. Da es nicht mehr bewohnbar war, fanden in den vergangenen Monaten die Abrissarbeiten statt. Erleichtert, dass diese nun vorbei sind, zeigen sich die unmittelbaren Anrainer. Denn anders als die ehemaligen Bewohner – die mittlerweile in Ersatzwohnungen untergebracht wurden – leben sie seit Monaten neben der Baustelle in teils stark beschädigten Wohnungen.
Über Suizid informiert
Eine Bewohnerin der Preßgasse 4 – also jenem Haus, das vor dessen Abriss direkt an das Explosionshaus anschloss – erzählt, dass ihre Wohnung während der Abbrucharbeiten stark bebte. „Sicher fühlt ich mich derzeit nicht, vor allem weil unsere Fassade jetzt Risse hat.“
Die Frau wurde damals von einer Scherbe leicht am Fuß verletzt. Als Betroffene wurde sie deshalb schon vor einigen Wochen schriftlich von der Justiz informiert, dass es sich bei der Explosion um einen Selbstmord handelte. Bescheid wusste auch Frau Gabriele, die in der Preßgasse 3, also im Haus gegenüber des Abrisshauses lebt.
Ihr Wohnhaus wurde durch die Detonation besonders in Mitleidenschaft gezogen. Nahezu alle Fenster des Hauses mussten provisorisch mit Folie oder Holzplatten abgedichtet werden. Sie ist in der Zwischenzeit bei ihrer Mutter untergekommen. In den eigenen vier Wänden fühlt sie sich derzeit nicht wohl. „Einige Minuten vor der Explosion saß ich vor meinem Computer. Weil ich müde war, habe ich mich kurz hingelegt“, erinnert sie sich. In diesem Moment kam es zur Explosion. Die Druckwelle war so stark, dass Scherben danach in ihrer Wand steckten. Zwischen Fenster und Wand war sie wenige Augenblicke zuvor noch gesessen.
Sie versteht die Verzweiflung ihrer Nachbarn. Selbst versuche sie aber, nicht zornig zu sein. „Es macht mich eher betroffen, dass ein so junger Mann keinen anderen Ausweg sieht und in so einen Ausnahmezustand gerät.“
Am Unglücksort laufen unterdessen schon die Planungen für einen neuen Gemeindebau. Alle bisherigen Mieter haben ein Rückkehrrecht, sobald die neuen Wohnungen fertig sind.
Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.
Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.
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